Nichts und niemand hält übrigens andere Länder, auch NATO-Länder, davon ab, der Ukraine auch militärisch zu helfen, also etwa russische Flugzeuge über der Ukraine abzuschiessen oder russische Bodentruppen zu bombardieren oder gar Bodentruppen zu schicken.
Es wäre ja nicht so, dass das rechtlich gesehen ein Angriff auf Russland oder eine Provokation wäre, denn russische Truppen haben in der Ukraine nichts zu suchen, und die ukrainische Regierung kann jeden zum Bombardieren von Russen auf ihrem Staatsgebiet einladen und ermächtigen.
Ich sage nicht, dass das zum jetzigen Zeitpunkt eine gute Idee wäre, aber es ist eine Option, die jedes Land einseitig hat. Wäre es ein NATO-Land, das interveniert, wären die anderen NATO-Länder nicht verpflichtet, zu helfen, aber …
…wenn Russland zur Vergeltung das Territorium dieses NATO-Landes oder seine Truppen irgendwo im geographischen “Gültigkeitsbereich” der NATO angreifen würde, wäre die NATO zum Beistand verpflichtet. Das ist aber alles eher akademisch.
Faktisch hat nur die USA die militärische Stärke, und kein NATO-Land würde ohne den Segen der USA intervenieren, und Putin hat unverholen mit Atomschlägen gedroht, sollte es ein Land wagen, in der Ukraine militärisch einzugreifen.
Aktuell haben zehn Länder Waffenlieferungen zugesagt, womit der Westen sich bereits halb in einem Stellvertreterkrieg befindet, und es gibt vereinzelte Konfrontationen auf See.
Bisher wurden mindestens drei neutrale Frachtschiffe angegriffen: Am 24.2. wurde die Brücke der türkischen Yasa Jupiter unter der Flagge der Marshallinseln auf dem Weg von Odessa nach Rumänien von einer Rakete oder Granate getroffen und liegt jetzt in der Türkei.
Am 25.2. wurde die japanische Namura Queen von einer Rakete getroffen, als sie vor Juschne wartete, um Getreide zu laden. Das resultierende Feuer an Bord konnte gelöscht werden, mindestens zwei Besatzungsmitglieder wurden verletzt.
Am selben Tag wurde der moldowische Tanker Millenial Spirit 12nm südlich von Juschne von der russischen Marine mit zwei Raketen in Brand geschossen, wobei die Rettungsboote zerstört wurden und die Crew sich ins Wasser retten musste. Zwei Seeleute wurden schwer verletzt.
Irrerweise bestand die Besatzung wohl aus Russen. Geladen hatte der Tanker 600 Tonnen Diesel. Nach unbestätigten russischen Berichten wurden angeblich auch zwei oder drei russische Frachtschiffe von der ukrainischen Marine angegriffen.
Aufgrund dieser Angriffe nehmen Reedereien derzeit keine Aufträge mehr an, die ukrainische Häfen involvieren. Das ist auch ein Problem, denn aus der Gegend kommt ein nennenswerter Anteil der Weltmarktexporte von Weizen und Mais, vermutlich 10-20%.
Solche “kleineren” Zwischenfälle lösen eigentlich keinen NATO-Bündnisfall aus, selbst, wenn es sich um Schiffe unter der Flagge eines NATO-Staaten handeln würde, denn es gibt im Vertrag so etwas wie eine “Bagatellklausel”.
Ähliches dürfte gelten, falls sich eine russische Rakete über die Grenze verirren sollte oder versehentlich NATO-Gebiet von Bomben getroffen würde. Nichtsdestotrotz kann es jederzeit zu Konfrontationen auf See oder in der Luft kommen, die zu einem Bündnisfall eskalieren können.
So ein Bündnisfall hätte in Deutschland das Inkrafttreten eines riesigen Bündels an Notstandsgesetzen zur Folge, die die Corona-Maßnahmen komplett in den Schatten stellen, bis hin zu Aufenthaltsver- und geboten, Dienstverpflichtungen,…
…Räumung von Wohn- und Geschäftsräumen, Wehrpflicht ohne aufschiebende Wirkung von Verweigerungsanträgen sowie die Beschlagnahme von was-auch-immer. Faktisch gibt es kaum Grenzen, was der Staat im Bündnis- bzw. Verteidigungsfall alles machen kann.
Praktisch würde es aber primär auf die logistische Unterstützung der US-Armee hinauslaufen. Bereits zu meiner Zeit als Fallschirmjäger beim Bund, Mitte der 1980er, gab es den Spruch: “Aufgabe der Bundeswehr ist, den Feind so lange zu verwirren, bis richtiges Militär eintrifft.”
Damals hatte die Bundeswehr aber über 500.000 aktive Soldaten und 2 Mio. Reservisten, und die NVA rund 150.000 Aktive. Aktuell hat die Bundeswehr ca. 183.000 Aktive und 900.000 Reservisten. Zahlen sind aber nur ein Teil des Ganzen; Ausrüstung, Ausbildung und Erfahrung der andere.
Für mich war die Zeit beim Bund mehr Tummeln auf einem Abenteuerspielplatz. Mit Autos im Gelände rumheizen, mit Hubschraubern im sauerländischen Tälern rumfliegen und sich gefechtsmässig absetzen lassen, aus Flugzeugen abspringen, mit Waffen schießen und Dinge explodieren lassen.
Dazu haben wir jede Menge Unfug getrieben, alles mögliche, was man als sich für unsterblich haltender 19 Jähriger so macht, etwa Unimogweitsprung. Echte Kampfeinsätze waren ausgeschlossen. Bei der “politischen” Schulung wurde offen propagiert, dass die Bundeswehr…
… nur zur Abschreckung da ist und ihren Auftrag bereits verfehlt hätte, wenn es jemals zum Krieg kommt. Das änderte sich nach 1990 allmählich, als man begann, sich auf asymmetrische Konflikte und Antiterroperationen im Ausland umzustellen, und nicht wenige Offiziere haben da…
…nicht mitgemacht und Einsätze im Ausland verweigert, vor allem Kampfpiloten. Was die Fähigkeiten der Bundeswehr damals betraf war meine Einschätzung: Hoffentlich muss ich mit dieser Truppe niemals in einen echten Krieg ziehen.
In den 2000er Jahren habe ich mich beruflich ein wenig im Sicherheitsbereich getummelt und so etwa dem Einsatzführungskommando in Potsdam über die Schulter schauen können, das alle Auslandseinsätze führt, mit EMP-sicheren Räumen, die ähnlich aussehen wie NASA Mission Control.
Die Technik war halbwegs solide, alles mit SINA-Boxen verschlüsselt und überwiegend browserbasiert, wobei alles aus Kompatibilitätsgründen mit eingeschränkten Farbpaletten lief und ein 80er-Jahre-Flair hatte. Permanente Verbindung zu den Schiffen im Einsatz gab es nicht, …
…die Positionen wurden alle paar Stunden per Funkspruch aktualisiert, und die dort arbeitenden Soldaten schienen mir nicht gerade die spritzigsten zu sein. Verabschiedet habe ich mich aus dem Thema, als ich mitbekam, was für ein Intrigantennest das Verteidigungsministerium war.
Das BMV habe ich als das Ministerium mit den toxischsten Arbeitsbedingungen empfunden, wo gelogen und gedolcht wurde wie bei Game of Thrones und das Kanzleramt ständig in alles reingepfuscht hat, so dass ich das BMV als zu unzuverlässigen Kunden aussortiert hatte. (Forts. folgt)
Wenn ich mir diese Zahlen ansehe, kann ich mir nicht vorstellen, wie Russland mit 200.000 Soldaten diesen Krieg gewinnen will, denn die Ukraine dürfte je nach Quelle 400.000 bis zu 1,1 Mio. Soldaten im Einsatz haben und verfügt über 3.000 Kampfpanzer und 12.000 Panzerfahrzeuge.
Außerdem hat die Ukraine rund 7 Mio. Leute "Fit for Military Service". Dazu kommt, dass ein Angreifer je nach Kampfgebiet eine 3-5 fache Übermacht braucht, um den Defensivvorteil wettzumachen.
Theoretisch kann Russland nicht mal dann gewinnen, wenn es seine gesamte Armee einschließlich aller Reservisten in den Kampf schickt und die Ukraine genug Waffen und Nachschub erhält. Mit den 200.000 russischen Soldaten, von denen sich jetzt ca. 60% im Einsatz befinden, ...
Fortsetzung: Ich bin seit 15 Jahren da raus, aber es scheint seitdem eher schlimmer geworden zu sein im BMV, und mir graut davor, dass dieses Ministerium, dass mit 50 Mrd. Etat im Jahr nicht ein mal den Eindruck von einsatzfähigem Militär zu erwecken schafft,…
…jetzt weiter mit Geld aufgepumpt werden soll. Meine These ist, dass selbst, wenn man auf 100 Mrd. Rüstungsetat aufstocken würde, wir kein brauchbares Militär dafür bekämen mit diesem Verteidigungsministerium. Man braucht doch bloss die Verlautbarungen der letzten Tage hören,…
…um zu merken, dass die Leute im BMV mehr übereinander als miteinander reden. Wenn es nach mir ginge, würde ich das gesamte BMV auflösen und komplett neu gründen und alle Seilschaften im BMV zerschlagen, denn wir kippen sonst nur Geld in eine hoch dysfunktionale Struktur.
Ich fürchte, die Ukrainekrise ist erst am Anfang und wird eskalieren. Putin hat sich in mehrfacher Hinsicht verrechnet. Zum einen wird es nicht so schnell und nicht so leicht, die militärischen Ziele zu erreichen, er liegt bereits jetzt im Zeitplan zurück.
Zum anderen hat er die Reaktion der Menschen in aller Welt unterschätzt, auch der eigenen Bevölkerung, aber vor allem werden Bürger in der freien Welt von ihren Regierungen mehr Aktion fordern, als diese (noch) bereit sind, zu zeigen.
Putin hat seine Truppen vor ein praktisch unlösbares Problem gestellt: Zum einen sollen sie die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur schonen, zum anderen Seite sollen sie die Hauptstadt und andere Bevölkerungszentren unter Kontrolle bringen und nur die "Nazis" töten.
Die Bilder aus der Ukraine heute sind erschütternd; noch nie war Krieg aus solcher Nähe und in seiner furchtbaren Brutalität und Banalität zu sehen. Das Fernsehen zeigt zwar die schlimmen Bilder nicht, aber auf Twitter findet sich inzwischen einiges.
Ich glaube, dass Putin sein Blatt überreizt hat, und die Drohungen an Schweden und Finnland interpretiere ich als Angst. Putin hat jetzt schon mehr verloren, als er militärisch in der Ukraine gewinnen kann.
Die schrecklichen Bilder sprechen nämlich eine klare Sprache, und was auch immer Putin oder Russland an Verständnis oder Sympathie für seine Situation hatte, mit dem brutalen Morden in der Ukraine hat Russland alles verspielt.
Interessantes Cable vom amerikanischen Botschafter Burns in Moskau von 2008 zur Ukraine-Situation. Es mutet geradezu prophetisch an, und alles, was damals befürchtet wurde, ist eingetreten: wikileaks.org/plusd/cables/0…
Der Kernpunkt ist, dass Georgien und die Ukraine die NATO-Mitgliedschaft nicht als Ergänzung, sondern als Alternative zu engen Beziehungen zu Russland gesehen haben und quasi unter dem Schutzmantel der NATO Russland den Stinkefinger zeigen wollten.
Russland hatte also weniger Probleme mit einer NATO-Mitgliedschaft der Länder an sich, sondern wie sich diese auf die dato engen Beziehungen mit Russland auswirken würde, und Russland hat Recht behalten mit seinen Befürchtungen.
Eine schöne Verschwörungserzählung wäre, wie IM Erika als russischer Sleeper an die Spitze der deutschen Regierung gelangt ist, den Ausbau von Wind und Sonne zurückgefahren, Atomkraftwerke abgeschaltet, die Wehrpflicht ausgesetzt und die Bundeswehr kaputtgespart hat.
Während Schröder dafür gesorgt hat, dass Gas und Öl und Kohle aus Russland ungestört zu uns fließen können, hat Merkel dafür gesorgt, die Alternativen zu sabotieren so gut es geht.
Findet ihr es nicht auch verdächtig, wenn jemand gegen Atomkraft *und* gegen erneuerbare Energien arbeitet, so wie Merkel? Das macht nur Sinn, wenn jemand fossile Energieträger pushen möchte, deren größter Lieferant Russland ist.