Viele Institutionen und accounts in mehreren Ländern stellen gerade Ratschläge und Materialien dazu zusammen, wie mit Schüler:innen über den Ukraine-Krieg gesprochen werden kann und soll.
Dazu gehören sowohl wertvolle Hinweise für den sensiblen Umgang mit Befürchtungen und .../2
1/... Ängsten als auch solche zur politischen Bildung.
Ein Beispiel ist das Padlet mit Materialien des Hamburger Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung. Dort wird im Begleitanschreiben ganz im Sinne der deutschen Politikdidaktik auf die Prinzipien des .../3
2/... #BeutelsbacherKonsenses hingewiesen, d.h. auf das Kontroversitätsgebot und Überwältigungsverbot. Im Gegensatz zu Letzterem ist ersteres angesichts der einhelligen und berechtigten Beurteilung des Krieges als Völkerrechtsbruch vielleicht nicht so offenkundig. Dennoch .../4
3/... ist es nicht nur berechtigt, sondern notwendig. Man drf nur nicht den Fehler machen, unter dem "Kontroversitätsgebot" eine Art der Neutralität oder eine Haltung bestünde, "beide" (oder alle) Seiten hätten irgendwie gleichermaßen Recht. Um eine formale "Balance" kann .../5
4/... es gerade nicht gehen - tut es laut #BeutelsbacherKonsens auch nicht. Das Kontroversitätsgebot besagt, dass das, was in Politik und Gesellschaft kontrovers ist, _als kontrovers_ im Unterricht erscheint - weder als "egal", noch als "nicht zu entscheiden" oder gar als .../6
5/... nicht zu bewerten.
Nicht "die russische" vs. "die westliche" Seite und Sicht also bilden die Kontroverse, sondern einige der vielen Fragen, die in unserer (und der Welt-)Gesellschaft durchaus zu Recht (wenn auch nicht einfach symmetrisch) kontrovers diskutiert .../7
6/... werden. Das müssen (und dürfen) gerade auch nicht einfach Werturteile sein, sondern es muss immer auch zugrunde liegend Sach-Urteile sein, etwa die Frage nach dem Charakter des Krieges als Völkerrechts-Bruch, als Bruch internationaler Verträge etc. Diese Fragen sind .../8
7/... zwar weitgehend eindeutig und erscheinen auch entschieden - aber sie wurden diskutiert: Nicht OB, sondern WARUM und INWIEFERN dieser Krieg Unrecht ist - dazu gab und gibt es sachliche Beurteilungen. Ebenso können Fragen der Legitimation der deutschen Zurückhaltung bei .../9
8/... Waffenlieferungen, der möglichen Wirkungen von Unterstützungen oder ihres Fehlens, von Formen der Unterstützung für die Zivilgesellschaft diskutiert und erwogen werden - auch und gerade ohne zu einer einzigen gemeinsamen und schon vorher feststehenden Antwort zu .../10
9/... gelangen. Das Kontroversitätsgebot meint also eine nicht-formal-balancierte Diskussion und Erwägung von Fragen mit der Möglichkeit unterschiedlicher Einschätzungen (und auch Wertungen), beinhaltet aber gerade auch, dass Argumente und Urteile er- und abgewogen werden .../11
10/... wobei Stärken und Schwächen durchaus benannt werden können. Das kann - und in vielen Fällen muss - auch beinhalten, die Akzeptabilität mancher Argumentationsweisen deutlich zu kritisieren, aber eben ohne, dass dadurch automatisch genau ein einziges Gegenargument .../12
11/... als richtig vorgegeben würde.
Die Kontroverse des Kontroversitätsgebots meint also in solchen Konflikten gerade nicht die schein-neutrale Gegenüberstellung der Konfliktparteien, sondern betrifft mehr und deutlicher eine ganze Reihe von Fragen etwa zur Interpretation .../13
12/... der Ursachen, der Plausibilität von Strategien etc., die in unserer Gesellschaft ja intensiv diskutiert werden. Es sind gerade solche Fragen, die in offenen Gesellschaften mit offener und pluraler Medienkultur diskutiert werden können - was diese Gesellschaft ja .../14
13/... (hoffentlich) von anderen - und in diesem Konflikt derjenigen der gegnerischen Seite - unterscheidet.
Das erfordert sicher ganz unterschiedlich umfangreiche Unterrichtseinheiten und Vorbereitung - und oft auch fächerübergreifendes oder -verbindendes Lernen. Die .../15
14/... Frage etwa danach, was mit "russischen Sicherheitsinteressen" von verschiedener Seite gemeint ist und sein kann, und in welches Verhältnis sie zu den Interessen der Ukraine gesetzt werden können und müssen, ist durchaus diskutierbar - benötigt aber Material.
Ein .../16
15/... letzter Punkt: Da Kontroversitätsgebot umfasst auch, den Eindruck zu vermeiden, also könnte man im Rahmen von Unterricht, aber auch im Leben in den Foren, in denen solche Frgen diskutiert werden, überhaupt zu Antworten kommen, die in irgendeiner Weise abschließend .../17
16/... wären, die nicht bei neuen Informationen, unter veränderten Bedingungen, auch mit mehr Lebenserfahrung und anderen Perspektiven einer Nachschärfung (bis hin zu Revision) bedürfen können.
17/ (Ergänzung 1):
Das Kontroversitätsgebot verlangt auch aus anderem Grunde gar nicht, zu Entscheidungen, abschließend oder vorläufig gefüllten Urteilen zu kommen und Argumentationen immer _gegeneinander_ abzuwägen. Schon die Erkenntnis, dass es unterschiedliche .../18
17/.. Positionen, Perspektiven, Sach- und Werturteile samt ihnen zugrunde liegenden Weltsichten, Konzepten, Werten etc gibt, und - besser: - wie sie (oder einige von ihnen aussehen und "funktionieren", trägt schon sehr zur Orientierungsfähigkeit bei. Zudem: Auch ihre .../19
18/... Erkenntnis erfordert zudem Urteile, die diskutiert werden können.
19/... Erg. 2:
Vielleicht lohnt es, einmal ein paar ehrlich (als) kontrovers zu erschließender Fragen/ Themen zu sammeln?
- was können Beteiligte an der öffentlichen Diskussion meinen, wenn sie von "Sicherheitsinteressen" Russlaands sprechen, und streiten, ob sie .../21
20/... "berücksichtigt" werden soll(t)en?
- Putins Politik als "traditionelles Großmachtstreben" oder als Ergebnis von "Realitätsverlust" oder gar Krankheit, Irrsinn? Was meinen diese Interpretationen, und was bedeuten sie für Erwartungen und Reaktionsmöglichkeiten?
/22
21/... - Deutschlands "historisch bedingte" Zurückhaltung in der Außenpolitik- was ist/wird damit gemeint? Worin ist/wird das begründet? Inwiefern wird es als (nicht mehr) angemessen beurteilt?
Welche (unterschiedlichen) Vorstellungen einer Neuausrichtung werden wie begründet?
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@phwampfler Vielleicht ja. Der Artikel betrachtet Fächer von zumindest zwei Perspektiven her: Als Organisationsform des Lernens der Schüler:innen, also der Einteilung ihres Tagesablaufs, ihrer Konzentration auf unterschiedliche Logiken, etc. und auch als unterschiedliche (Teil-).../2
@phwampfler 1/... Disziplinen der Wissens- und Lehr-/Lern-organisation. Das ist schon einmal richtig und wichtig. Aber reicht es?
Von der perspektive der Lernenden her gedacht, ist die Einteilung des Tages in Stunden im 46 (seltener 60)-Minuten-Takt, die jeweils mit einem "Fach" .../3
@phwampfler 2/... gelabelt sind, sicher nicht optimal. Es bedeutet in der Tat relativ hochfrequenten Wechsel der Aufgaben, Fokussierungen und Logiken. Aber ist das zwingend eine Problematik der Fachlichkeit oder der Tagesorganisation?
Eine völlige Auflösung der Fächer zugunsten eines .../4
@JohannesHuerter@juergenzimmerer@VHDtweets@derspiegel Ja. Aber ist es Aufgabe des Historiker-_Verbandes_ als Verband solches Faktenchecking zu betreiben - quasi als "Oberlehrer" der Geschichtskultur? Historiker:innen als Historiker_innen ja, aber der Verband weckt damit nur schiefe Erwartungen - und das in mehrerer Hinsicht. /2
@JohannesHuerter@juergenzimmerer@VHDtweets@derspiegel 1/ Vorab: Was dem verband m.E. als Aufgabe durchaus zukäme, wäre - auf der Basis einer ganzen reihe von Fällen und per Resolution o.ä. - allgemein auf problematischen Tendenzen in der Geschichtskultur und Teilen von ihr aufmerksam zu machen, sie zu problematisieren, und .../3
@JohannesHuerter@juergenzimmerer@VHDtweets@derspiegel 2/... eine Debatte anzustoßen oder zu beleben, in welcher gerade auch unter Beteiligung der Disziplin über nötige Konsequenzen für sie selbst (etwa den Stellenwert von Public History im Studium) und für die Geschichtskultur (etwa: Lehrer:innenbildung, Beratungssysteme in ÖR .../3
Die aktuelle "Corona-Schulinformation 2022 -003" von @PrienKarin legt fest, dass in Schule keine Absonderung für Kontaktpersonen mehr nötig sei. Das widerspricht meiner Lesung nach explizit sowohl dem Landes-Absonderungserlass (schleswig-holstein.de/DE/Landesregie…) als auch der.../2
2/... höhere Geltung beanspruchen als eine Allgemeinverfügung und ein Erlass - oder?
Als Schulleitung in S-H würde ich mir jede Abweichung von Erlass/Allgemeinverfügung (= Beschulung von Kontaktpersonen ohne Absonderung) schriftlich anweisen lassen, um auf der rechtlich .../4
@PankowerPflanze Nein. Ich kann das mal für Hamburg skizzieren -- und ein paar (durchaus kritische) Aspekte anfügen. Vorweg aber: ich bin durchaus dagegen, dass Lehramtsstudierende so früh wie möglich und möglichst umfangreich unterrichten. "Erfahrung" ist gerade nicht alles. Wohl aber .../2
@PankowerPflanze 1/... brauchen wir frühe Praxisbezüge - nur eben nicht, um irgendwie früh "unterrichten zu lernen", "handlungssicher" zu werden und irgendwelche Routinen aufzubauen, sondern um die Perspektive auf Unterricht zu wechseln.
Erfahrungen mit Unterricht haben wir (fast) alle .../3
@PankowerPflanze 2/... immer schon - als Lernende (Schüler:innen). Wenn man nun einfach "in der Praxis aus der Praxis für die Praxis" lernt, wird man recht früh handlungssicher werden - in einem Unterricht, wie er heute üblich ist, unter gegenwärtigen Bedingungen. Dass der heutige Unterricht ../4
@m_brandtner@L_Petersdotter@Pollos_Hermario Das ist ein Thema, das die Bildungs- und Schulgeschichte durchzieht - bis in die Didaktiken hinein: Geht es bei Schule um konkrete Vorbereitung auf genau bekannte Herausforderungen der jeweils aktuellen Gesellschaft (so etwas wie "Anleitung") - oder um eine vom konkreten .../2
@m_brandtner@L_Petersdotter@Pollos_Hermario 1/... Alltag und seinen (kontingenten) An- und Herausforderungen abgelöste, abstrahierte Befähigung zum eigenständigen Umgang mit sich verändernden Gesellschaften und Herausforderungen, oder noch abstrakter (?) um allgemeine Persönlichkeitsbildung, gerade auch in Räumen, .../3
@m_brandtner@L_Petersdotter@Pollos_Hermario 2/... von diesem Alltag abgekoppelt, bewahrt sind.
Man merkt schnell: Das als Alternative zu formulieren, ist selbst Teil des Problems. Dennoch bleibt die Frage nach diesen Funktionen und ihrem Verhältnis virulent.
Diese Frage unterliegt auch der derzeit im angelsächsischen .../4
@robertparzer@geierandrea2017@greeny_nicolini JEIN. Es wäre (ist) absolut falsch, so etwas als Mittel zur "Vermittlung" von Wissen über diese Vergangenheit, über die Weiße Rose etc. einzusetzen. Es als MEDIUM der Geschichtskultur zu thematisieren, ist notwendig im GU.
Selbst eine kritische Diskussion, die solche .../2
@robertparzer@geierandrea2017@greeny_nicolini 1/... medialen Produkte scharf kritisiert, wird sie nicht von der Bildfläche verschwinden lassen, sondern allenfalls aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängen. Die gehören zu unserer Geschichts- (und Erinnerungs-)kultur - auch wenn man den im "-Kultur-"Begriff enthaltenen .../3
@robertparzer@geierandrea2017@greeny_nicolini 2/... Aspekt der "Pflege" von Geschichte und Erinnerung immer wieder einmal vermisst.
Es kann also nicht darum gehen, diese Dinge zu vermeiden, aber ebenso wenig, um GU die "richtige" Geschichte einfach dagegen zu setzen (oder gar zeitlich "davor") als das vermeintlich von .../4