Apropos #Saharastaub: Auf ihren Gemälden haben berühmte Künstler unwissentlich Veränderungen der Luft festgehalten und damit auch Klimaveränderungen. Das ist ziemlich faszinierend, kurzer Thread⤵️ 
William Turner malte "Sunset"⤴️nach dem Ausbruch des philippinische Vulkan Babuyan Claro (1831), dessen riesige Partikelwolke das Sonnenlicht auf Jahre hinaus verändert hatte.
Im Gegensatz zu vorigen Gemälden Turners wie etwa "The Lake, Petworth, Sunset" von 1828, das blasser erscheint, entdeckten Wissenschaftler in "Sunset" mehr Rottöne.
Das scheint kein Zufall gewesen zu sein, wie Physiker um Christos Zerefos vom National Observatory in Athen im Fachblatt "Atmospheric Chemistry and Physics" berichtet haben: atmos-chem-phys-discuss.net/13/33145/2013/…
Zerefos und seine Kollegen haben die Entstehungszeiten Hunderter Kunstwerke mit Daten von großen Vulkaneruptionen seit 1500 verglichen. Das Ergebnis: Künstler waren - wahrscheinlich unwissentlich - Chronisten historischer Vulkanausbrüche.
Als Caspar David Friedrich in den Jahren 1815/1816 in Greifswald seine berühmte "Ansicht eines Hafens" malte, zeichnete er auch die Himmelsfärbung, die der gigantische Ausbruch des Vulkans Tambora 1815 im fernen Indonesien bewirkt hatte.
Partikelschleier des Tambora hatten das Sonnenlicht blockiert, die Temperatur sank. Im Folgejahr 1816, als "Jahr ohne Sommer" bekannt, schneite es im Juni an der Ostküste der USA. Europa erlebte einen außergewöhnlich kalten und regenreichen Sommer mit Missernten und Hungersnöten.
Zerefos und seine Kollegen meinen nachweisen zu können, dass auf Friedrichs Bild kein gewöhnliches Abendrot zu sehen ist. Mit einem Fotoprogramm haben sie digitale Kopien Hunderter Gemälde auf Farbkontraste und den jeweiligen Sonnenstand untersucht.
Die dargestellte Tageszeit ermittelten sie anhand geometrischer Berechnungen des Winkels, in dem das Sonnenlicht fällt. Bäume, Boote oder die Länge der gezeichneten Schatten dienten als Bezugsgrößen.
Der Farbkontrast anhand des Verhältnisses von roten und grünen Farbtönen brachte das erstaunliche Ergebnis: Gemälde, die jeweils in den drei Folgejahren nach großen Vulkanausbrüchen entstanden, erscheinen bei gleichem Sonnenstand wesentlich röter.
Der Farbkontrast auf den Bildern spiegelt demnach den Partikelgehalt der Atmosphäre. Die Farben der alten Werke bestätigen, was Klimaforscher über die Veränderungen der Atmosphäre mittels Daten aus Eisbohrungen über die Zusammensetzung der Luft früherer Zeiten ermittelt hatten.
Auch der Sonnenuntergang auf dem Ölgemälde "Mrs. Daniel Denison Rogers Abigail Bromfield" von John Singleton Copley zeige Spuren einer Aschewolke: des isländischen Vulkans Laki, der 1783 ausgebrochen war und für Klimaverschlechterung in Europa gesorgt hatte.
Die folgenden Ernteausfälle und Hungersnöte sollen zur Französischen Revolution beigetragen haben.
Ihre Rechnungen testeten Zerefos und Co mit einem Experiment, das sie derzeit angesichts von #Saharastaub wiederholen könnten.
https://twitter.com/CopernicusEU/status/1503689723851726853
Sie ließen einen Maler auf der griechischen Insel Hydra die Landschaft zeichnen. Was der Künstler nicht wusste: Er malte seine Bilder vor und nach dem Durchzug einer mächtigen Staubwolke, die aus der Sahara übers Mittelmeer zog.
Die Werke hätten ihre Analysen bestätigt, schreiben die Forscher: Tatsächlich habe der Maler während der Staubtage zu kräftigen Farben gegriffen, während er zuvor einen blasseren Horizont abbildete.
https://twitter.com/srfmeteo/status/1503649094971056130?s=20&t=GfZmu8VfofnNH5p_OHe_jw
So wie einst William Turner, als er "Sunset" malte, mehr als sonst zu Rottönen gegriffen und den Partikelschleier des philippinische Vulkan Babuyan Claro verewigt hatte.
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