Zum Schluss noch ein paar phantasievolle Überlegungen, wie es weitergehen kann und was die NATO tun und lassen sollte. Es schließt an diesen Thread an:
Aus den bisherigen Ausführungen ergibt sich, dass die NATO alles lassen sollte, das dazu führt, dass NATO und Russland in der Luft oder auf See direkt aufeinander schießen, und insbesondere keine NATO-Truppenverbände in die Ukraine zu schicken. Das wäre ein Geschenk an Putin.
Das muss aber nicht für alle Zeit gelten; die Situation kann sich dahingehend ändern, dass das notwendig wird oder keinen Unterschied mehr macht. Es könnte auch zu Situationen kommen, in der es sinnvoll sein kann, den Einsatz von NATO-Truppen gegen Russland anzudrohen, ...
...nicht nur unter Artikel 5, aber dann müsste man die Drohung auch wahr machen. Bis dahin aber sollte die NATO den Großmut des Stärkeren zeigen und Provokationen und Eskalationsversuchen von Putin eher kühl begegnen, und, ganz wichtig, eine einige Front zeigen.
Ansonsten sollten EU und NATO ohne Rücksicht auf Russland der Ukraine alles zur Verfügung stellen, was auch nur halbwegs Sinn macht, und ich meine wirklich *alles*, was der Ukraine hilft, Russland zu stoppen, mit der Ausnahme von Massenvernichtungswaffen.
Außer den Waffen, die bereits geliefert werden oder angekündigt sind, sehe ich nicht, warum die Ukraine keine Kampfflugzeuge erhalten sollte, nicht nur MIGs, sondern auch moderne westliche Kampfflugzeuge und Kampfpanzer. Dass die Ukraine dafür keine Besatzungen hat, macht nix.
Die kann man zum einen ausbilden, der Krieg kann noch Jahre dauern, zum anderen hat es Russland ja vorgemacht, wie es geht: Die von Russland aufgebaute Söldnertruppe Wagner Group verfügt auch über Kampfflugzeuge. militarytimes.com/news/your-mili…
Sollte sich der Westen jetzt daran ein Beispiel nehmen und auf das Niveau von Russland begeben? Also konkret eine Söldnertruppe aufstellen, die mit Kampfflugzeugen ausgerüstet ist und ihr erlauben, von der Ukraine angeheuert zu werden? Söldner sind ja nichts Neues, ...
...und die USA waren ja auch nicht zimperlich beim Outsourcing von Gewalt - auch so ein Zeichen moralischer Korruption der USA. Eigentlich gehört so etwas ja völkerrechtlich geahndet, aber das Montreux-Abkommen dazu hat es wohl nicht so richtig gebracht. ipg-journal.de/rubriken/ausse…
Da aber Russland ganz konkret Wagner-Truppen in der Ukraine einsetzt und in Syrien gerade offen haufenweise Rekrutierungsbüros aufgebaut hat, wo den Söldnern wohl der 3-4 fache Monatslohn von dem angeboten wird, was russische Berufssoldaten so verdienen, ...
...sehe ich gerade nicht unbedingt die Notwendigkeit zur Zurückhaltung. Es ist ja nicht so, als würden die Ukrainer jetzt sauber kämpfen und dass es nicht auf beiden Seiten zu Kriegsverbrechen käme; das wäre der erste Krieg, von dem ich höre, wo das so wäre.
Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, es gäbe so etwas wie einen sauberen Krieg, aber ein Krieg zur Verteidigung der Heimat vor einem Aggressor ist gutes Recht, und der einzige nicht erlaubnispflichtige Krieg. Alles andere ist grundsätzlich verboten, ...
...auch was der Westen ohne UN-Mandat gemacht hat, wobei man auch nicht bei Völkermord zusehen kann, aber die gerade viel beschworene Welt, in der Regeln und nicht Macht die Beziehungen zwischen Nationen bestimmen kann nur funktionieren, wenn sich die Mächtigen daran halten.
Ich möchte sicher nicht Kriegsverbrechen das Wort reden oder sie verharmlosen, aber der Einsatz von Söldnern ist nicht per se ein Kriegsverbrechen, allerdings vergrößert er die Gefahr von Kriegsverbrechen, und ich hoffe, ...
...dass sich nach diesem Krieg die Welt zusammenrauft und wie nach den Schrecken des 1. und 2. Weltkriegs das Völkerrecht auch diesmal eine Riesenentwicklung macht. Hoffe nur, der Preis wird diesmal nicht so hoch.
Also meinetwegen können die Ukrainer auch Söldner mit U-Booten, Schlachtschiffen und Flugzeugträgern anheuern, wenn es sich als nötig erweisen sollte, aber ich hoffe inständig, dass es dazu nicht kommen wird. Klug wäre das auch nicht, aber bei mir fallen auch gerade keine Bomben.
Niemand weiß, wie es kommen wird, aber ich spinne erst mal ein Szenario mit bestmöglichem Ausgang für Putin, was ich für möglich halte: Der Krieg wird sich erst mal weiter festfahren und mehr zu einem Stellungskrieg werden, mit etwas Bewegung an verschiedenen Fronten, und...
... mehr Einsätzen von Spezialtruppen hinter den jeweils feindlichen Linien. Der Kampf um Luftüberlegenheit wird mit geringer Zahl von Einsätzen weitergehen und nicht in Lufthoheit für eine Seite münden. Russland wird mehr Bahnlinien in Stand setzen, die Versorgung verbessern...
...und mehr Truppen und Material heranschaffen. Dabei werden aber zunehmend auch Versorgungsengpässe, Mangel an Gerät, Betriebsstoffen, Ersatzteilen und qualifiziertem Personal zu Tage treten.
Die Moral der russischen Truppen wird sich nicht verbessern. Sie werden weiter hohe Verluste erleiden, wie aber auch die Ukrainer. Der Verlust an Material und Menschenleben, auch in der Zivilbevölkerung, wird weitergehen.
Je länger der Krieg dauert, umso mehr russische Soldaten werden desertieren. Putin wird vor der Entscheidung stehen, eine allgemeine Mobilmachung der Reservisten anzuordnen oder sich aus Teilen der Ukraine zurückzuziehen.
Für die Mobilmachung wird er einen anderen Grund benötigen als "unsere Spezialoperation fällt auseinander" und versuchen, die NATO zu provozieren, vielleicht durch brutale Angriffe auf die Zivilbevölkerung, Einrichtung von Konzentrationslagern, ...
...Terrorakte oder Sabotage in fremden Ländern, oder fingierte Terrorakte in Russland. Zum Glück werden viele dieser Versuche nicht so laufen, wie er sich das vorstellt, und er wird versuchen, den feinen Grad zu wandern, wo es möglichst nicht zu direkten Gefechten zwischen...
... NATO und Russischen Truppen kommen wird, aber NATO-Truppen in die Ukraine gezogen werden. Damit wird er halbwegs erfolgreich schaffen, Mobilmachung und dauerhafte Präsenz russischer Truppen in der Ukraine zu rechtfertigen.
Am Ende könnte eine geteilte Ukraine stehe, je von NATO und Russland besetzt. Ein neuer eingefrorener Krieg, darunter ein Vulkan. Putin verkauft das zu Hause als heldenhaften Sieg, setzt einen treuen Nachfolger ein und sich zur Ruhe. Mehr ist für Putin nicht drin, glaube ich.
"Es ist billiger in Syrien zu kämpfen als in Russland Wehrübungen abzuhalten." Angeblich soll das ein russischer General gesagt haben. () Passt zu dieser Meldung. Alles Propaganda oder trotzdem war? bbc.com/news/world-eur…
Ich bin geneigt, dem Glauben zu schenken; also, dass ein russischer General das gesagt haben könnte, und dass die russische Militärführung Syrien als willkommene Trainingsgelegenheit gesehen und genutzt und in dem Zug auch militärische Operationen durchgeführt hat,...
...bei denen der Trainingsaspekt entscheidenden Einfluss auf die Operationsplanung hatte und es so etwa zu exzessivem Einsatz schwerer Waffen kam, was wiederum zu vielen zivilen Opfern führte.
Nachdem der vorige Thread mit dem für Putin bestmöglichen Szenario endete, das ich mir vorstellen kann, nun ein Hirngespinst über das bestmögliche für "uns", die NATO und den Großteil der Welt, einschließlich Russland.
Ich kann mir bis da hin keinen anderen Verlauf plausiblen Verlauf vorstellen, der nicht irgend ein völlig überraschendes, unvorhersehbares Ereignis enthält und alles auf den Kopf stellt, ...
...wie Szelenskiys Auftritt in den ersten Kriegstagen. :-)
Inzwischen gibt es aber viele Dinge, die geschehen sind, viele Köpfe auf der ganzen Welt haben darüber nachgedacht, ihre Expertise, Meinung und Erwartungen geäußert, und bekannte Fakten sind in einem neuen Licht...
Wenn die NATO wie im ersten Thread beschrieben professionell die Bedrohung aus der Luft unterbinden würde, würde Russland mit hoher Wahrscheinlichkeit taktische Atomwaffen einsetzen, aus der Vielzahl geschilderter Gründe.
Aktuell haben wir die Situation, dass die Welt sich so einig wie nie ist, dass Russland klar der Aggressor ist, und NATO und EU selten geschlossen sind, und in den USA arbeiten sogar Demokraten und Republikaner zusammen wie auch seit Ewigkeiten nicht mehr.
Für die Gesamteinschätzung ist aber noch ein Blick auf die Situation am Boden wichtig, und die Rolle von Drohnen.
Die meisten Schäden und Opfer werden derzeit wohl durch durch Artilleriebeschuss hervorgerufen, weil die russische Luftwaffe nicht die Lufthoheit hat, und nicht einmal die Luftüberlegenheit, wie Russland behauptet.
Die medial spektakulären Zerstörungen im Landesinnern und in Innenstädten dagegen werden oft von Marschflugkörpern verursacht, die aus dem Russischen oder Weißrussischen Luftraum von strategischen Bombern gestartet werden.
Hier Bronk über seinen Artikel im Gespräch mit Ward Carroll, einem F14 Radar Intercept Officer (RIO) mit 20 Jahren Einsatzerfahrung auf US-Flugzeugträgern, Buchautor und Redakteur u.a. von military.com
Die beiden bestätigen meine bisherige Skepsis gegenüber einer eine No-Fly-Zone sowie die allgemeine Einschätzung von @timpritlove und mir über die militärische Situation, aber mit vielen Details und tiefer Sachkenntnis und zusätzlichen Informationen. Hier die wesentlichen Punkte.
In the 1960/70s the extreme political left sided with the communist bloc and rallied against the U.S. government war efforts in Vietnam; today the extreme right sympathizes with Putin, helps to disseminate Russian propaganda and rallies against Ukraine support.
The symbol Z, which would be like western military marking heir vehicles with Ж or З, is a bit weird, but ok, it’s a symbol. Having normal people in Russia including children put it on their clothes and cars etc. reminds of the use of the swastika in Nazi Germany though.
Both together, use of the same symbol on military vehicles and have civilians wearing it, reminds more of the use of the swastika by SS-troups on vehicles rather than the regular Wehrmacht troups, although the Luftwaffe used randomly swastikas on planes. Am I overthinking this?