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Mar 22 10 tweets 2 min read
AfD, NPD und Pegida werben in sozialen Netzwerken dafür, als #Schöffen zu kandidieren. So die AfD Köln mit dem Slogan: „Werdet Schöffen und sorgt für Gerechtigkeit in Strafprozessen“,
Pegida schrieb: „Jeder tue was er kann, mit dem was er hat, da wo er ist“, die NPD: „Der Rechtsstaat braucht uns - werdet Schöffen!“
Schöffen entscheiden zahlreiche Straf- und Asylverfahren mit. Sie werden von Kommunen nominiert. Aber ein systematisches Screening auf Verfassungstreue gibt es bislang nicht. 2016 bezeichnete eine Berliner Schöffin auf Facebook Asylbewerber als „Halbwilde und Tiere“.
Während Schöffen bisher nur auf eine mögliche frühere Stasi-Mitgliedschaft zwingend zu überprüfen sind, wie es im Paragrafen 44a des Richtergesetzes steht, schlägt der Bundesjustizminister Buschmann vor:
Künftig „soll“ es auch vom Schöffenamt ausgeschlossen sein, wer keine „Gewähr dafür bietet, dass er jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung eintritt“.
Das Zauberwort aber ist „soll“. Buschmann plant nicht, eine zwingende Regel einzuführen. So geht es aus einem Entwurf hervor, den er an seine Länderkolleg*innen verschickt hat.
Warum nicht „muss“?

Die Zurückhaltung im @bmj_bund hat mit der Sorge zu tun, Urteile könnten künftig reihenweise für ungültig erklärt werden („Besetzungsrüge“), wenn sich herausstellt, dass irgendwo ein Extremist mit beteiligt war.
Wobei man natürlich entgegnen kann: Wenn auf der Richterbank ein Rechtsextremer saß, dann sollte das allemal ein Grund für ein juristisches Nachspiel sein.
So sieht es jedenfalls die @NeueRichter-Vereinigung: Wenn ein Verurteilter sich überhaupt nicht dagegen wehren könne, dass auf der Richterbank ein Neonazi saß, weil es weiter nicht „zwingend“ einen Anspruch auf verfassungstreue Schöffen gebe, dann bringe das ja nichts.
Und auch die Justizministerin von Hessen, Eva Kühne-Hörmann (CDU), argumentiert nun so: sueddeutsche.de/politik/justiz…

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Mar 12
Was unterscheidet die Verfolgung von 🥦💊Drogen so fundamental von der Verfolgung von echten Straftaten (Diebstahl⚡️, Körperverletzung 🧨 etc)? Kurzer Thread über #racialprofiling und ich würde ja v.a. sagen: #socialprofiling 1/
Wenn die Polizei bloß in der Wache sitzen und warten würde, dass jemand kommt und ein Drogendelikt meldet, sie könnte lang warten. „Opferloses Delikt“ heißt: (Fast) niemand stellt Anzeigen wegen Besitz, Verkauf etc. 2/
Die Auslöser für Ermittlungsverfahren sind also fast immer, dass die Polizei auf eigene Initiative hinausgegangen ist und geguckt hat - sog. verdachtsunabhängige Kontrolle. Und wen kontrollieren die Polizist*innen? 3/
Read 7 tweets
Mar 9
Apropos #Verdachtsfall...

Was ist von einer Partei zu halten, in deren Grundsatzprogramm es heißt: „Ein multikulturelles Neben- und Gegeneinander führt zu Intoleranz, Ghettobildung und Gewalt“? Einer Partei, deren Chef die Migration als „Mutter aller Probleme“ bezeichnete? 1/6
Was lässt sich über eine Partei sagen, deren führende Vertreter die Flüchtlingspolitik Angela Merkels als „Herrschaft des Unrechts“ bezeichnet haben – oder die gar ankündigten, sich „bis zur letzten Patrone“ gegen Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme wehren zu wollen? 2/6
Das sind Äußerungen, die nicht von der AfD stammen. Sondern von Politikern der Union, die in den vergangenen 16 Jahren den Bundesinnenminister gestellt hat. Die letzten zwei stammen sogar vom langjährigen Vorsitzenden der CSU, der zuletzt 4 Jahre lang Minister war. 3/6
Read 6 tweets
Mar 8
Das bedeutet die „Verdachtsfall“-Entscheidung übrigens ganz praktisch für die AfD 🕵🏻‍♂️👇
Der Verfassungsschutz darf künftig die Kommunikation von wichtigen Akteuren der AfD heimlich mithören und mitlesen. Ein richterlicher Beschluss ist dafür nicht nötig. Die einzige externe Instanz, die zustimmen muss, ist ein kleines, höchst verschwiegenes Gremium…
Diese sogenannte G-10-Kommission – benannt nach dem Artikel 10 des GG, der eigentlich die Vertraulichkeit der Kommunikation schützt – tagt nur einmal alle paar Wochen in einem abhörsicheren Raum des Bundestages.
Read 11 tweets
Mar 1
So sieht eine Zelle für Kriegsverbrecher im Haager Vorort Scheveningen aus. 10,4 Quadratmeter. Und dies müsste geschehen, damit Herr Putin dort einzieht.

Kleiner Thread. Image
Der Internationale Strafgerichtshof @icc_cpi müsste Ermittlungen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine einleiten. Check ✅ Chefankläger Khan hat genau dies gestern bekanntgegeben. Ermittlungen wegen Ukraine 2014 laufen ohnehin bereits.
Für Kriegsverbrechen/Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist Den Haag zuständig, da die Ukraine eine entsprechende „Unterwerfungserklärung“ abgegeben hat. Eine Mitgliedschaft Russlands beim Gerichtshof braucht es da nicht – anders als leider beim Vorwurf des Angriffskriegs.
Read 8 tweets
Feb 4
Länder, in denen jede/r Angeklagte unabhängig vom Geldbeutel eine/n Anwält/in bekommen kann:
Viele Menschen hierzulande glauben: Wer angeklagt ist, bekommt auf Wunsch immer eine Verteidigung. Notfalls halt auf Staatskosten (oder zumindest so, dass der Staat die Kosten vorstreckt). So ist es ja auch in den meisten Nachbarländern.
Aber so ist es nicht. In Deutschland gewährt der Staat nur bei besonders schweren oder kniffligen Delikten eine sogenannte „notwendige Verteidigung“. Das trifft nur auf etwa 10 Prozent der Fälle zu.
Read 10 tweets
Feb 2
Wenn wir schon dabei sind, den Paragrafen 219a abzuschaffen, liebes @bmj_bund: Hier wäre noch eine Vorschrift, die aber so was von wegkann.

#gender #crime

🧵👇
Gestatten: Ramona J., 57 Jahre alt. Die gebürtige Hamburgerin bietet sich Männern auf dem Elendsstrich rund um den Hansabrunnen im Stadtteil St. Georg an, weil sie keine andere Möglichkeit sieht, ihre Drogensucht zu befriedigen. Verkehr 15 Euro. Oral 8 Euro.
Weil sie damit gegen eine in Hamburg geltende Sperrgebietsverordnung verstößt, landet sie regelmäßig vor Gericht. Und bekommt regelmäßig eine Geldstrafe aufgebrummt, die sie nur stemmen kann, indem sie wieder auf den Strich geht.
Read 14 tweets

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