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Apr 19 27 tweets 6 min read
#Energiekosten, #Ukraine, #Klimakrise - überall wird von #Energiewende gesprochen, aber das ist ein Prozess der länger dauert. Eine viel schnellere Möglichkeit ist den #Energieverbrauch zu reduzieren. Im privaten #Haushalt habe ich das beim Strom mal ausprobiert, ein 🧵

1/
Hintergrund: Wir verbrauchen ohnehin schon wenig Strom im Vergleich zum Durchschnitt. Da werden häufiger 3500kWh/Jahr für 4 Personen angegeben (ohne Warmwasser), wir liegen bei ca. 1700kWh/Jahr, allerdings bei Kochen mit Gas.

2/
Ich wollte aber wissen, wie sich dieser Verbrauch zusammensetzt und ob es da Geräte gibt, die erheblichen Standbyverbrauch haben, doch recht viel im Vergleich zum Stand der Technik verbrauchen oder die wir einfach nicht auf der Rechnung haben.

3/
Dazu habe ich schlichtweg alle elektrischen Verbraucher im Haus durchgemessen, bzw. bei Lampen die Leistung abgelesen und die tägliche bzw. jährliche Nutzungszeit geschätzt.

4/
Durchmessen wollte ich eigentlich mit einem Verbrauchsmessgerät der #StadtwerkeHeidelberg, die unseren Stromanschluss besitzt, aber da wir Ökostrom schon immer über @EWS_Schoenau beziehen, gelten wir da nicht als "Kunden". Schade.

5/
Deren Tip, ein 10€ Messgerät zu kaufen wäre nach hinten losgegangen, da die einfachsten Geräte mit Blindleistung Probleme haben, was bei vielen Standby- und LED-Geräten den Verbrauch massiv überschätzen würde.

6/
Also habe ich doch ein gutes Gerät gekauft (35€), das ich sicherlich im Bekanntenkreis mal weiterreichen werde:

de.elv.com/elv-energy-mas…

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Ergebnis 1: Ich konnte unseren Jahresverbrauch ziemlich gut rekonstruieren. Mit Messen und Zeitschätzung kam ich auf ~1750kWh, passt.

Fazit 1: ich habe keinen großen Verbraucher vergessen

Gut!

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Ergebnis 2: Das Thema Licht ist weitgehend durch. Wir haben überall LED, bis auf eine Neonröhre, insgesamt 225kWh/Jahr. Da ist nicht mehr viel machbar und auch nicht notwendig. Das entpräche übrigens einer (!) einzigen "klassischen" 100W Glühbirne, die 6 Stunden am Tag brennt

9/
Fazit 2: LED-Beleuchtung (bitte wenig Standby!) funktioniert von Lichtqualität und Verbrauch sehr gut, das macht noch ~13% unseres Stromverbrauchs aus.

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Ergebnis 3+4: Haushaltsgeräte machen bei uns gut 50% aus. Mit Abstand der größte Verbraucher ist die Geschirrspülmaschine mit 340kWh/Jahr, bei knapp 1kWh pro Spülgang. Das geht bei aktuellen Neugeräten auch mit 40% weniger, aber die finanzielle Amortisationszeit ist lang.

11/
Allerdings, der "Eco"-Modus ist nicht der sparsamste. Ein 40°-Spülgang würde zwar für hartnäckig eingetrocknete Rest nicht funktionieren, aber für das allermeiste tägliche Geschirr doch. Verbrauch 35% geringer. Voila!

12/
Danach kommt der Kühlschrank mit 120kWh/Jahr, der aber halbwegs aktuell ist, bei einer zukünftigen Neuanschaffung sind vielleicht -50kWh/Jahr geringerer Verbrauch drin.

Interessant ist, dass wöchentliches Staubsaugen dann noch vor dem Verbrauch der Waschmaschine liegt.

13/
Seit einigen Jahren dürfen Staubsauger nur noch 900W statt 1600W verbrauchen, sind also deutlich effizienter als noch vor ein paar Jahren. Mit 100kWh/Jahr ist unserer nicht gut. Restlebenszeit ist nur noch ein paar Jahre, danach wird der Stromverbrauch sinken.

14/
Fazit 3: Es ist sinnvoll, mal die Standard-Einstellungen bei Spülmaschine, Waschmaschine & Co. zu überdenken und zu schauen, ob die nicht zu viel machen. Es gibt Alternativen.

Fazit 4: 10+ Jahre alte Haushaltsgeräte verbrauchen meist zu viel.

15/
Ergebnis 5: "Medien", also Internet, Computer, Fernseher, Radio, Musik machen bei uns 1/3 des Verbrauchs aus. Interessant dabei ist der Großverbraucher Internetrouter + WLAN, der ständig ~14W zieht und damit auf 120kWh/Jahr kommt.

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Alles in allem verbraucht der Internanschluss mit WLAN-Repeatern, Switches etc. ca. ein Siebtel unseres gesamten Stroms, weil die Geräte ja rund um die Uhr laufen. Optimierungsmöglichkeit? Vielleicht nachts WLAN automatisch ausschalten. Ersparnis unklar.

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Interessant: ein alter Drucker hat eine "Aus"-Taste, bei der auch die letzte LED ausgeht. Aber diese Taste ändert ... nichts. Standbyverbauch 13W, sinnlos. Der Drucker sitzt jetzt an einer Schalter-Steckdose und ist aus-aus. 30kWh/Jahr geringer Verbrauch.

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Ebenfalls interessant: Ich habe am Powermanagement meines Laptops optimiert und "hibernate" statt "sleep" eingestellt. Das dürfte 25kWh/Jahr weniger verbrauchen. Aber insgesamt waren Laptops schon vorher nicht in den top 10 Verbrauchern.

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Fazit 5: Dauerverbraucher bei Medien können sich schnell zu erheblichen Verbräuchen summieren, auch wenn sie länger wenig machen. Und alte Geräte können echt böse Standbyverluste haben.

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Fazit der Fazite (?): Die Verteilung der Verbräuche war schon interessant (Spülmaschine mehr als alles Licht, Router,...) und mit 3 einfachen Dingen (Schaltersteckdose, anderes Spülprogramm, Laptop-Hibernate) ist der Verbrauch um ~10% gesunken - ohne Qualitätseinbußen.

21/
Daher würde ich auch gar nicht von "Stromsparen" sondern von "weniger Stromverschwendung" reden.

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10% weniger sind bei jedem/jeder Einzelnen nicht viele Kilowattstunden, aber bedeuten natürlich sowohl 10% geringere Kosten als auch - wenn das alle machen - 10% geringeren Privatverbrauch bundesweit. Wir reden hier von 12.500.000.000 kWh geringerem Stromverbrauch!

23/
Entsprechend 3,75 Milliarden Euro geringere private #Stromkosten bei 30c/kWh bzw. 6,25 Milliarden Euro bei 50c/kWh *geringere* Kosten.

Oder es bedeutet 11% weniger #Braunkohle -Nutzung, entsprechend 11-12 Millionen Tonnen weniger #CO2-Ausstoß.

24/
Reicht das an Argumenten? War nicht schwierig, 10% sollten in jedem Haushalt drin sein.

Das Fazit des Fazit der Fazite.

25/25
P.S.: Die Kosten für das Strommessgerät haben sich durch die 3 verbrauchssenkenden Maßnahmen nach 7 Monaten amortisiert ;-)
PPS.: Wer in Heidelberg ist, kann sich das gerne von mir für 1-2 Wochen ausleihen und den eigenen Haushalt durchmessen!

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