Danke, liebe Conny! 🙏 Jeder einzige Satz von Dir (und ich weiß, dass es nicht leicht ist, diese Sätze öffentlich zu machen) trifft genau ins Schwarze! Ich fühle mich ähnlich und könnte nach einer Praxiswoche vor Erschöpfung und Hilflosigkeit nur noch heulen. (1) #Medizinbrennt
z.B. habe ich noch nie innerhalb 1 Woche so viele so merkwürdige Laborbefunde gesehen. Weil es verdammt viele sehr kranke Kinder gibt, die nach einer #COVID19 Infektion nicht auf die Beine kommen. Die z.B. schwere EBV-, CMV-, Herpes-, Varizella-Infektionen durchmachen. (2)
Oder einen quälenden Husten über viele Wochen. Oder eine eitrige Otitis nach der anderen. Oder sich nicht mehr konzentrieren können. Oder einen zu hohen Ruhepuls haben. Oder Kopfschmerzen, die nicht mehr weggehen. Oder ein ständiges Schlafbedürfnis und Erschöpfung. (3)
"Diese Beschwerden gab es doch immer!", werden jetzt die Covid-Verharmloser aus allen Fachrichtungen antworten. Stimmt. Aber: Es gab sie noch nie (in meinem 25jährigen Pädiatrie-Leben) in solch einer Häufung! (4)
Und wenn dann jemand (wie ich) auf die absurde (🥳)Idee kommt, Diagnostik zu betreiben und nicht all diese Symptome sofort auf die Psychosomatik-Schiene zu schieben, dann kommen plötzlich merkwürdige Befunde zum Vorschein! (Merkwürdig...🤔)
(5)
Eine (kurze/unvollständige) Auswahl dieser Befunde:
Erhöhte Leberwerte, verschobene Gerinnungs-Werte, total verschobenes T-Lymphozyten-Verhältnis mit viel zu vielen CD8/CD3- und viel zu wenigen CD4-Lymphozyten, (6)
deutlich zu hohe LDH, hohe EBV- und CMV-Titer (IgM), zu hohe oder zu niedrige Cortisol-Spiegel, auffälliges EKG mit T-Negativierung von V1-V6, viele Lymphknoten-Pakete im Abdomen-Sono, (7)
Hautausschläge an den unterschiedlichsten Stellen (die in kein Bild passen), plötzliche Urtikaria zusammen mit Fieberschüben, usw., usf....
Das Verrückteste ist aber: In vielen Fällen waren diese Kinder zuvor stationär oder im Notdienst, oder in anderen Kinderarztpraxen. (8)
Niemand ist bisher auf die Idee gekommen, diese Befunde einfach mal zu erheben. Und was besonders ärgerlich ist und unverständlich: Bei unklarer Covid-Anamnese (man wußte nicht, ob das Kind mal eine Infektion hatte bzw. seien "alle Schnelltests neg. gewesen") (9)
wurde KEINE Covid-Serologie bestimmt! 😡Man verließ sich auf "negative Schnelltests" oder auf die negative PCR aus Rachenabstrich vor der stat. Aufnahme! DAS ist in meinen Augen mitten in dieser Pandemie und mit dem (theoretischen) Wissen über #SARSCov2 nicht zu begreifen! (10)
Und, was noch viel schlimmer ist: Das geschieht tausendfach in der pädiatrischen Landschaft dieses Landes, Woche für Woche! Die einfache und aussagekräftige Bestimmung der Covid-Ak ist, Achtung: IMMER NOCH KEINE AMB. KASSENLEISTUNG! 😡(11)
Tag f. Tag muss ich den Eltern dieser kranken Kinder erklären, dass sie die 18 Euro für diesen Laborbefund aus eigener Tasche bezahlen müssen! Einige fragen dann: "Warum ist das so?" Darauf kann ich nur antworten: "Weil man das so will. Auf höherer Ebene..." (12)
Und dann, um diesen Kreis zu schließen, habe ich jedes Mal das Gefühl, mich entschuldigen zu müssen bei diesen Eltern. Für das Versagen eines ganzen Systems. Obwohl sie es längst besser wissen. Da geht es mir wie Dir, liebe Conny. Und unzähligen KollegInnen in 🇩🇪... 😥 (13)
Übrigens: Die Covid-Ak bei den allermeisten dieser Kinder waren entgegen der leeren Covid-Anamnese ("ST waren immer negativ", "die PCR im Krankenhaus war aber negativ") eindeutig nachweisbar. Und so wurde aus vielen "Unklaren Bauchschmerzen" im Arztbrief im Nachhinein ein #PIMS!
Vielleicht schreibe ich nach jeder Woche mal eine Zusammenfassung über meinen Praxisalltag und über diese oben erwähnten Erfahrungen unter dem # #Medizinbrennt , oder auch unter #NeuesausAbsurdistan
Oder besser #Pädsurdistan ?
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
1. Ich kriege Puls! #DrSpecht im @ZDF : „Kinderkliniken sind deshalb so voll, weil Kinder die Infekte jetzt nachholen, die sie wegen #Lockdown nicht durchmachen konnten…“ (sinngemäß)
Das ist das framing, mit dem die „Covid-ist-für-Kinder-harmlos-Fraktion“ die vollen
2. Kinderkliniken erklären wollen. Aber ist das plausibel? NEIN! Denn es betrifft ebenso Kinder in einem Alter von <2 , die nie einen Lockdown erlebt haben und durchgängig eine Kita besucht haben!
3. Was wir in der Kinderarztpraxis seit etwa 4 Monaten beobachten, sind Kinder, die nicht mehr richtig gesund werden und bei denen Infektionen über das Alters-normale Mass hinaus schwerer und länger verlaufen.
2.Jedes Jahr aufs Neue: Im Frühjahr kommen sehr viele Eltern zu uns in die Praxis, weil sie ihr Kind gegen #FSME impfen lassen wollen. Soweit so gut. Natürlich haben wir FSME-Impfstoff vorrätig, und natürlich impfen wir auch dagegen. Warum ich das erwähne?
3.Weil überdurchschnittlich viele ansonsten sehr impfkritische Eltern ihr Kind gegen FSME impfen lassen wollen. Es kommt sogar (regelmäßig) vor, dass Eltern, die ganz bewußt nicht gegen Tetanus, Masern, Pneumokokken oder Meningokokken impfen wollen (Impfbuch quasi leer)...