Wer ein Haus oder eine Wohnung erbt, muss künftig deutlich mehr #Erbschaftsteuer zahlen - aber stimmt das wirklich? Oder geht es um was anderes? (Spoiler: Ja!) Ein Lesethread zum Wochenende - inklusive Nebelkerzen, Superreichen und Markus Söder. \1
Worum geht es? Um die Neubewertung von Immobilienerbschaften, die angeblich für deutlich höhere Steuerlast sorgt, auch bei “Omas Häuschen”. Grund dafür ist das neue Jahressteuergesetz, das die Bewertungsverfahren bei einem Immobilien-Erbe ändert. \2
Genauer geht es um die sogenannten Sachwert- und Ertragswertverfahren. Hier ändern sich Details, dadurch kann die Steuer tatsächlich steigen. Unter anderem geht es darum, dass eine längere Nutzung der Immobilie angenommen wird – 80 statt 70 Jahre. \3
Nur: Bei kleinen Immobilien (Eigentumswohnungen und Ein- bis Zweifamilienhäuser) in der Stadt kommt in der Regel ein anderes Verfahren zum Einsatz, hier ändert sich nichts. Und auch bei Einfamilienhäusern auf dem Land greifen die Änderungen nur zum Teil. \4
Expertinnen und Experten gehen deshalb davon aus, dass es in sehr vielen Fällen gar keine Änderungen an der Steuerlast geben wird: spiegel.de/wirtschaft/ser… Nur: Warum dann die Panik? Hier kommt – mal wieder – die Lobby des großen Geldes ins Spiel. \5
) richtig feststellt: Treffen wird es vor allem Mietshäuser, aufwendigere und ungewöhnliche Eigenheime und, wer hätte es gedacht, sehr große Betriebsvermögen. Ist das richtig so? Kurze Antwort: Ja. \6
Das sagen nicht wir, sondern höchste deutsche Gerichte: Das Bundesverfassungsgericht hat schon mehrfach moniert, dass etwa Betriebsvermögen bei der Erbschaftsteuer notorisch unterbewertet sind. Hier greift das neue Jahressteuergesetz nun (behutsam) korrigierend ein. \7
(Nebenbei: Das macht die angedrohte Verfassungsklage von Markus Söder besonders absurd –die Neuregelung sorgt ja dafür, dass das geltende Recht wieder etwas mehr zur Verfassung passt. Anlass für Verfassungsklagen gäbe es aber weiter genug, nur halt nicht so, siehe unten.) \8
Es geht also gar nicht um Omas Häuschen, es geht um das Firmengelände nebenan. Darauf musste bisher – und muss auch künftig noch – prozentual meist viel weniger Erbschaftsteuer gezahlt werden als bei kleinen Erbschaften. \9
Warum diskutieren wir dann nicht darüber? Weil das der Lieblingstrick der Lobby der Superreichen ist. Die zahlen schon jetzt oft gar keine #Erbschaftsteuer, zahlreichen Ausnahmeregelungen sei Dank – und möchten gerne, dass das so bleibt. Nur laut sagen wollen sie das nicht. \10
Deshalb wird in der Debatte um die #Erbschaftsteuer oft wild mit Nebelkerzen geworfen: Da geht es dann plötzlich um Omas Häuschen, auch wenn es darum eben nicht geht, oder um angeblich gefährdete Arbeitsplätze. Was auch Quatsch ist, mehr dazu hier \11: finanzwende.de/kampagnen/steu…
Doch mit diesem Getöse lenkt die Lobby der Superreichen erfolgreich vom eigentlichen Problem ab: Denn tatsächlich gibt es auch mit der Neuregelung noch immer haufenweise Erbschaftsteuerprivilegien zugunsten der ganz großen Vermögen. \12
Beispiel, wir bleiben bei den Immobilien: Wer 3 davon erbt, zahlt Erbschaftsteuer. Wer 300 erbt, zahlt oft keine – Bewertungsverfahren hin oder her. Gerecht ist das nicht, sagt auch der Bundesfinanzhof, doch das Finanzministerium ignoriert das Urteil. Seit fünf Jahren. \13
Das ist nur eins von vielen Steuerprivilegien für Superreiche, mit denen gerade jetzt endlich Schluss sein muss. Doch die Lobby verweigert eine offene Debatte und versteckt sich lieber hinter Omas Häuschen. Nebelkerzen werfend. finanzwende.de/kampagnen/steu… \14
Lassen wir sie damit nicht mehr durchkommen – helft uns mit Eurer Unterschrift, endlich Druck zu machen für ein faires Steuerrecht ohne verfassungswidrige Privilegien! finanzwende.de/kampagnen/steu… \15
Liebe #Ampel 🚦 vor einem Jahr wurdet Ihr gewählt. Ende November jährt sich Euer Koalitionsvertrag. Bis dahin könnt Ihr noch ein Versprechen umsetzen: Das Schließen von steuerlichen Schlupflöchern beim Immobilienerwerb von Konzernen - sogenannte #ShareDeals. Worum geht's? 🧵👇
Wenn jemand Anteile eines Unternehmens kauft, das Immobilien besitzt, entfällt die Grunderwerbsteuer. Das kann leicht zur Steuervermeidung ausgenutzt werden!
Außerdem fördert das #Geldwäsche, denn der Immobiliensektor ist anfällig für schmutziges Geld und voller Konzernhüllen. \2
Das Problem betrifft also neben Steuergestaltungen auch #Geldwäsche. Hier wurde nicht genug getan. Zuletzt wurde festgelegt, dass der Erwerb nur noch steuerfrei bleibt, wenn man unter 90 Prozent der Anteile kauft. Das reicht nicht. /3
Spätestens mit #Corona wurde klar, wie wichtig der #Pflege-Sektor ist. Aber auch, wie groß die Probleme sind. Ein Grund dafür ist die zunehmende Finanzialisierung des Sektors. Wie das zusammenhängt, hier im Thread. 🧵👇
Die Studie von @fw_recherche: finanzwende.de/ueber-uns/aktu… \1
Die Finanzialisierung bedeutet hier, dass Pflegeheime immer mehr als Spekulationsobjekte angesehen werden. Genauer: #PrivateEquity Firmen kaufen und verkaufen Pflegeheime, um Profit zu machen.
.@fw_recherche hat sich 3 #Pflegeheime in 🇫🇷 🇬🇧 und 🇩🇪angeschaut, um zu verstehen, was passiert, wenn Investoren Pflegeheime als Kapitalanlagen benutzen. \3
In der Bundespressekonferenz forderten @FabioDeMasi, @HHirte und @SchickGerhard den Ersten Bürgermeister von Hamburg, Peter Tschentscher, wegen #CumEx-Skandal zum Rücktritt auf. Hier eine Erklärung👇/1
Mitte November 2016 entschied das Finanzamt nach Absprache mit der Finanzbehörde in Hamburg eine Rückforderung von 47 Mio. Euro an die Warburg Bank verjähren zu lassen, obwohl das Finanzamt Anfang Oktober das noch anders sah. /2
Innerhalb von 6 Wochen kam es damit zu einer Kehrtwende. Mitinhaber der Warburg Bank Christian Olearius traf sich in der Zwischenzeit mit dem damaligen Bürgermeister Olaf Scholz, obwohl bereits strafrechtlich gegen Olearius ermittelt wurde. /3
Die dramatischen Entwicklungen bei #Wirecard nehmen kein Ende. Innerhalb von zwei Tagen ist der Aktienkurs um knapp 70% eingebrochen. CEO Markus Braun ist zurückgetreten. Die Hinweise für einen Betrugsfall von großem Ausmaß verdichten sich. Eine Chronologie. /1
#Wirecard hat ein jahrelanges rasantes Wachstum hinter sich. Gegründet in Aschheim expandierte das Unternehmen für Zahlungsdienstleistungen schnell. Gekrönt wurde das Wachstum mit dem Aufstieg in den #DAX im Sept. 2018. Die Aktie notierte in Hochzeiten bei knapp 200 €. /2
30.1.19: Die Financial Times erhebt schwere Vorwürfe gegen #Wirecard. Demnach habe ein hochrangiger Manager in Singapur womöglich Verträge gefälscht und Geldwäsche betrieben. Die Aktie bricht schlagartig um knapp 20% ein. /3 ft.com/content/03a5e3…