Thread by @SimplyonWorld

Was 🇷🇺wirklich meint, wenn es die 🇺🇦als Nazi/Faschist bezeichnet. #Putin dachte, er könne die komplizierte Geschichte der 🇺🇦, die das Land sogar spaltet, bei seinem Überfall und Eskalation in der #Ukraine zu seinem großen Vorteil nutzen. Wrong🗑️🇷🇺
realcontextnews.com/banderites-wha…
#Orcs

1/1 Putins revanchistischer ethnonationalistischer Kolonialismus und Imperialismus ist eigentlich völlig banal und durch und durch unoriginell und spielt immer mit alten Themen aus der Vergangenheit. Am 8. Mai 2022, kurz vor der großen russischen Siegesfeier zum Gedenken an den

2/1 Sieg über Hitler-Deutschland, äußerte sich Putin entsprechend: "Heute kämpfen unsere Soldaten wie ihre Vorfahren Seite an Seite, um ihr Heimatland vom Nazi-Dreck zu befreien, in der Zuversicht, dass der Sieg wie 1945 unser sein wird", dass es "heute unsere gemeinsame Pflicht

3/1 ist, die Wiedergeburt des Nazismus zu verhindern." Am Tag des Sieges selbst widmete Putin einen Großteil seiner Rede auf dem Roten Platz des Kremls ähnlichen Themen und nannte die gegnerische Führung in Kiew "Neonazis und Banderisten". Der letztgenannte Begriff - Banderiten

4/1 - mag für diejenigen, die mit bestimmten Details der ukrainischen Geschichte nicht vertraut sind, rätselhaft erscheinen, aber er ist wichtig, um Putins Sichtweise auf diesen Krieg zu verstehen. In der Zeit vor Hitlers Einmarsch in die UdSSR sah ein eingefleischter

5/1 ukrainischer Ultranationalist namens Stepan Bandera eine Chance und schloss vor dem bevorstehenden Konflikt ein Zweckbündnis mit den Deutschen, weil er dachte, sie würden ein Instrument für die ukrainische Unabhängigkeit sein. Bandera und einige seiner Kampfeinheiten zogen

6/1 mit den Deutschen nach Lemberg in der Westukraine (das Stalin kurz zuvor aus dem zerstörten Polen geraubt hatte), wo er am 30. Juni 1941 einen unabhängigen ukrainischen Staat ausrief. Dieses Bündnis war jedoch nur von kurzer Dauer, da Hitler an einem unabhängigen ukrainischen

7/1 Staat nicht interessiert war. Bandera wurde von den Deutschen verhaftet, und seine Gruppe - die Organisation Ukrainischer Nationalisten, Bandera-Fraktion (OUN-B) - wurde Anfang Juli, weniger als eine Woche nach der Ausrufung eines unabhängigen ukrainischen Staates, zum Ziel

8/1 einer deutschen Razzia. Während Bandera in Gefangenschaft war, kämpfte seine Organisation weiter und verübte auch Gräueltaten gegen Juden, Polen und andere, die sie aus einem zukünftigen ukrainischen Staat säubern wollten - da sie gegen die Nazi-Besatzung kämpften,

9/1 aber Bandera war den größten Teil dieser Zeit in deutscher Gefangenschaft, weit weg in Berlin. Erst Ende 1944 - nachdem die Deutschen und ihre Verbündeten die Ukraine an die vorrückende Rote Armee verloren hatten - wurde er freigelassen, um die Sowjets zu vernichten;

10/1 er kehrte nicht in die Ukraine zurück, sondern ermutigte seine Anhänger aus der Ferne zum Kampf.
Sie und andere ukrainische Nationalisten bildeten die Ukrainische Aufständische Armee (UPA) und führten einen erbitterten Guerillakrieg gegen die Sowjets, der bis 1954 andauerte

11/1 (im selben Jahr, in dem Chruschtschow die Krim symbolisch von der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) an die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik verschenkte), obwohl einige wenige Aufständische den Widerstand noch jahrelang fortsetzten.

12/1 Selbst wenn man die Kämpfe mit den Nazis nicht mitzählt, wurden etwa 150 000 Ukrainer - Aufständische und Zivilisten - bei der sowjetischen Aufstandsbekämpfung getötet. Bandera selbst wurde 1959 von den Sowjets in München, Westdeutschland, ermordet. In der sowjetischen

13/1 Erinnerung war es bequem, all diese antisowjetischen UPA/OUN-Aufständischen einfach als "Banderiten" darzustellen - d. h. als faschistische Verbündete von Hitlers Nazis, die von den Nazis selbst nicht zu unterscheiden waren - und nicht als eine echte ukrainische

14/1 nationalistische Widerstandsbewegung, während Bandera vor allem in der Westukraine als nationalistischer Held in Erinnerung blieb, während sein Extremismus und die Grausamkeiten einiger seiner Anhänger im Kontext einiger brutaler Jahrzehnte der ukrainischen Geschichte

15/1 weniger in Erinnerung blieben oder entschuldigt wurden. Die volle Wahrheit besteht aus einer Kombination beider Narrative (nicht notwendigerweise in gleichem Maße), aber was bei einem bestimmten Ukrainer in der heutigen postsowjetischen Ära mehr Resonanz findet, hat viel

16/1 mit der Geografie und der ethnischen Zugehörigkeit des Landes zu tun. Während Bandera und seine Nationalisten im Westen der Ukraine und vor allem bei den ethnischen Ukrainern beliebt waren, waren sie im Osten des Landes und vor allem bei den ethnischen Russen unpopulär.

17/1 Dies hat tiefe Wurzeln und einen enormen Einfluss auf den aktuellen Konflikt. Wie man festellen kann, litt die Ukraine unter einer besonders schrecklichen Geschichte russischer Diskriminierung der Ukrainer bis hin zu Völkermord, Massenmord, ethnischer Säuberung, russischem

18/1 Kolonialismus und kultureller Unterdrückung seit der Zarenzeit bis weit in die Sowjetzeit hinein. Das Ergebnis war eine massive Entvölkerung der Ukrainer, die deportiert, verhungert und/oder schlichtweg ermordet wurden, vor allem im Osten und Süden, begleitet und/oder

19/1 gefolgt von einer demografischen Entwicklung, bei der viele von ihnen über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten durch Russen ersetzt wurden. Besonders schlimm war es in der Stalin-Ära, und einige der intensivsten Verschiebungen fanden im Osten und Süden der Ukraine

20/1 statt, Regionen, die derzeit die Hauptziele von Putins Wiederauflage des Imperialismus seiner Vorfahren sind. Diese dramatischen Umwälzungen hinterließen ein dauerhaftes Erbe in Form einer beträchtlichen Anzahl von Nicht-Muttersprachlern, die in Putins Planungen für

21/1 die aktuellen Kämpfe eine Rolle spielen. Die teilweise Rehabilitierung von Bandera und seinen Symbolen in der Ukraine seit 1991 - dem Jahr des Untergangs der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der Ukraine - hat der russischen Paranoia gegenüber "Banderisten" Vorschub

22/1 geleistet, zunächst vor allem im Westen der Ukraine, aber auch in größerem Umfang nach der Orangenen Revolution von 2004 und vor allem nach der Maidan-Revolution von 2013-2014 und dem von Russland angezettelten Krieg danach, als prowestliche, antirussische Führer inmitten

23/1 russischer Einmischung, Korruptionskampagnen und sogar eines von Putin geführten Krieges an die Macht kamen. Die Semi-Rehabilitation von Bandera wurde in den russischsprachigen Teilen des Ostens und auf der Krim nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen. Man kann sehen,

24/1 wie sich die Räder in Putins Gehirn drehen, denn er dachte, die Berufung auf Bandera und seine Kämpfer im Jahr 2022 würde viele Ukrainer - vor allem im Osten der Ukraine und insbesondere in den Regionen Luhansk und Donezk im Donbass - auf die Seite Russlands ziehen.
Putin

25/1 konnte sich kaum vorstellen, dass die russische Aggression seit 2014 viele von ihnen von Russland weggetrieben hatte und dass seine massive Invasion im Jahr 2022 diesen Prozess nur noch dramatisch verstärken und fast das gesamte Land sowohl hinter dem ukrainischen

26/1 Präsidenten Wolodymyr Zelenski als auch hinter dem Widerstand gegen Putin und Russland vereinen würde. Für die Ukrainer waren die Erinnerungen an die russische Aggression gegen die Ukraine im letzten Jahrzehnt weitaus frischer, relevanter und nachhallender als jene die an

die Kontroversen der Kriege in der Mitte des 20. Jahrhunderts erinnerten. Jedes Land hat sein Päckchen zu tragen und muß sich der Vergangenheit stellen - Putin aber benutzt genau diese für seine schäbigen "Spielchen".

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