Thread by @BR24

Unter #plötzlichundunerwartet sammeln Impfgegner Todesfälle, die sie auf die Corona-Impfung zurückführen - ohne Belege. Eine Analyse von mehr als 33.000 Posts zeigt: Dieses Spiel mit menschlichen Grundängsten wird künstlich befeuert. Ein 🧵(1/14)

Zum Jahreswechsel 2020/2021 erhielten die ersten ihre Corona-Impfungen. Seither prophezeiten Impfgegner, dass es eine starke Zunahme an Impftoten geben werde. Als dieser Anstieg nicht eintrat, begannen manche stattdessen, andere Todesfälle "umzudeklarieren". (2/14)

Wer nutzt den Hashtag mit welchem Ziel? Um das herauszufinden, analysierte der @faktenfuchs ca. 30.000 Tweets und ca. 3.400 Telegram-Nachrichten. Das Ergebnis bei @BR24 br.de/nachrichten/wi… (3/14)

@faktenfuchs Der Twitter-User, der im Sommer 2021 zum ersten Mal einen vermeintlich plötzlichen und unerwarteten Todesfall in Zusammenhang mit der Corona-Impfung bringt, bezieht sich auf den Tod eines Synchronsprechers. Er wird bis Januar 2023 über 90 Mal mit dem Hashtag posten. (4/14)

@faktenfuchs In den Twitter-Trends landet der # erstmals im Oktober 2021 - nachdem Fußballspieler Kimmich öffentlich sagte, er wolle sich zunächst nicht impfen lassen. Es wird ein Zusammenhang zu den vermeintlichen Impftoten konstruiert. Ab da landet der # immer wieder in den Trends. (5/14)

@faktenfuchs @holnburger von @cemas sieht zumindest bei manchen eine Strategie: "Das politische Interesse ist sehr deutlich: Man will die Impfung mit Todesfällen in Verbindung bringen, bei denen die Todesursache unklar ist – da darf man von einer Instrumentalisierung sprechen." (6/14)

@faktenfuchs @holnburger @cemas Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte die Kampagne am 12. Dezember 2022 mit einer AfD-Pressekonferenz, in der ein angeblich sprunghafter Anstieg bei plötzlichen Todesfällen nachgewiesen werden sollte. Auf Telegram bewerben auch prominente "Querdenker" die AfD-Veranstaltung. (7/14)

@faktenfuchs @holnburger @cemas Die Pressekonferenz erweist sich für die AfD als Reinfall. Denn die Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), mit denen die Bundestagsfraktion einen starken Anstieg bei den plötzlichen Todesfällen belegen will, belegen eben diesen nicht. (8/14)

@faktenfuchs @holnburger @cemas Auch die #Todesursachenstatistik zeigt: Todesfälle, die als plötzlich wahrgenommen werden könnten, nehmen seit Jahren eher ab. An den Behauptungen ist also nichts dran. Ein Zusammenhang wird konstruiert. (9/14)

@faktenfuchs @holnburger @cemas Dennoch verbreiten große Accounts mit viel Reichweite den Hashtag. Kleine Accounts mit wenig Reichweite befeuern sie zudem durch Unmengen an Posts. (10/14)

@faktenfuchs @holnburger @cemas Aber nicht alle, die Posts mit diesem Hashtag teilen, haben eine politische Agenda, glaubt Psychologin @LPummerer. Manche wollen einfach andere schützen. Problematisch sei eher die Auswahl der Informationen. (11/14)

@faktenfuchs @holnburger @cemas @LPummerer Dabei spiele der Confirmation Bias eine Rolle. Also die Tendenz, Informationen zu suchen und auszuwählen, die unserer vorherigen Meinung entsprechen. Hinzu kommen die Dynamiken der Sozialen Medien. (12/14)

@faktenfuchs @holnburger @cemas @LPummerer "Wenn der Algorithmus merkt, ich interessiere mich für diese Todesfälle, dann spielt er mir [diese] vielleicht auch häufiger in die Timeline. Intuitiv denke ich, dass die Todesfälle gestiegen sind, weil ich mich schneller an einen Fall erinnern kann”, sagt Pummerer. (13/14)

@faktenfuchs @holnburger @cemas @LPummerer Bestatterin Emily Maichle kritisiert den #, weil Menschen die Formulierung in Traueranzeigen nutzten, um ihrer besonderen Betroffenheit Ausdruck zu verleihen. Statt sich ihrer Trauer widmen zu können, müssten manche Hinterbliebene nun auf Social-Media-Gerüchte reagieren. (14/14)

@faktenfuchs @holnburger @cemas @LPummerer Ein Video zur #plötzlichundunerwartet -Recherche gibt es auch bei BR24 auf Tiktok:
tiktok.com/@br24/video/71…