Ich bin ebenfalls für eine Aufarbeitung der Krise - aber ich fürchte ich habe davon eine ganz andere Vorstellung als die, die sich gerade zu Wort melden. Wir sollten bei den schlimmsten Fehlern beginnen und uns dann langsam zu den weniger schlimmen Fehlern durcharbeiten.
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Ungerechtfertigte Demonstrationsverbote, moralinsauere Zeitungsartikel über Frühlingsspaziergänger, Fotos von Picknik-Essern im Park auf Facebook - alles ernst zu nehmende Probleme über die zu sprechen sein wird. Aber zunächst gibt es wirklich wichtigeres.
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Und am wichtigsten ist die Frage wie es kommen konnte, daß so viele Experten so daneben lagen und daß sie dann nicht in der Lage waren Irrtümer zu revidieren.Weil nicht nur in DE männliche Experten so daneben Lagen, konnte Corona zu dem werden was Mio. von Opfern forderte.
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Das Fatale und bis heute gefährliche an diesem Irrtum ist, dass einige der Experten einen für ihre Verhältnisse so schweren Irrtum begingen, dass sie aus Stolz bis heute nicht in der Lage waren diesen Irrtum aufzuarbeiten.
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Für einen der bedeutensten Risikoforscher des Landes müsste es sich wie eine Niederlage anfühlen, dass er just in dem Moment wo sein Urteil wichtiger denn je war so völlig daneben lag. Selbiges gilt mit wenigen Ausnahmen für den Großteil des Beraterstabes national wie lokal.
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Mit ihrer dramatischen Intervention Mitte März riß Angela Merkel den kleinen Kaisern in Ihren Fakultäten und Instituten die Kleider vom Leib und zeigte das sie nackt waren.
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Einer der wenigen der diesem Faustschlag ausweichen konnte war Drosten - nicht etwa weil er selbst nie falsch gelegen wäre, sondern weil sein Kommunikationsstil weniger selbstherrlich und vorsichtiger war. Deswegen musste Drosten auch nie die große Revision machen,
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sondern konnte, wenn er sich irrte immer und immer wieder nachsteuern und korregieren. Sein strahlender Aufstieg als Wissenschaftskommunikator und Experte machte ihn bei seinen Kollegen nicht gerade beliebter...wir erinnern uns.
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Die "Verharmlosungsexperten" vom Februar 2020 konnten aufgrund der Herablassung ihres Vortrags nicht mehr zurück und an dieser Stelle kommt mit Sicherheit die Psychologie und die Macht der verdrängten Schuld. Einige Verharmlosungsexperten wurden im April 2020 ganz leise -
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sicherlich nicht die schlechteste Idee, derweil andere scheinbar getrieben vom verdrängten Schuldgefühl zum Angriff übergingen um - bishin zur Beschädigung ihrer Reputation den sich abzeichnenden Konsenz hinsichtlich Corona anzugreifen.
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Das extremste Beispiel in DE ist wahrscheinlich Wolfgang Wodarg aber international gibt es noch extremere. Einige dieser Leute sind 3 Jahren mehr oder minder permanent damit beschäftigt ihr offensichtlich falsche Einschätzung aus Januar und Februar 2020 zu verteidigen.
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Diese Verteidigung hat bei etlichen fanatische Züge angenommen und verzerrt deren Perspektive fast vollständig. Weil es um ihre Ehre geht sind sie auch gerne bereit Wissenschaft und Gesellschaft zu beschädigen.
Dieses Problem reicht weit über den Wissenschaftsbetrieb hinaus.
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Denn Anfang Januar gab es nicht nur an den Akademien Experten sondern mehrere Millionen Holbbyvirologen. Und denen geht es kein bisschen weniger um die Ehre als einen Klaus Stöhr oder einem @hendrikstreeck
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Natürlich fordern die, die im Frühjahr 2020 total falsch lagen und im Herbst 2020 für zigtausend Todesopfer mitverantwortlich waren jetzt eine Aufarbeitung der Pandemie, denn in ihrer verzerrten Wahrnehmung kann es dabei nur darum gehen, sie endlich zu exculpieren.
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Es geht um die Deutungshoheit. Aber diesen gefallen kann und sollte man diesen Menschen nicht tun. Die #Coronapandemie war eben alles andere als eine Hysterie-Pandemie, sie hat mehr als 14 Millionen Menschen das Leben gekostet.
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Sie wird uns künftig als Geisel der Menschheit in ungewissen Zeiten begleiten und auch weiterhin Opfer fordern. Darüber hinaus hat sie verheerende wirtschaftliche Schäden angerichtet, die uns ebenfalls Jahrzehnte begleiten werden.
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Vielleicht hat selbst der Krieg in der #Ukraine etwas mit Corona zu tun. Welchen Schaden Corona an unserer Demokratie verursacht hat, lässt sich glaube ich noch gar nicht ersehen.
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Ich beharre darauf, dass sich das sehr wahrscheinlich alles hätte verhindern lassen, wenn man die Verdrängung von Ängsten nicht für männlich und rational gehalten hätte und wenn Wissenschaftler weniger Angst gehabt hätten als Hysteriker gelabelt zu werden.
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Am Anfang jeder Aufarbeitung und Versöhnung muss ein Bekenntnis stehen sich geirrt zu haben. Keine Versöhnung ohne die Einsicht in die eigene Schuld - ohne Anerkennung des Leides, dass man durch die eigene Fehleinschätzung verursacht hat.
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Und es ist eben auch nicht so, dass alle in gleicher Weise sich im Januar 2020 geirrt haben - so provokant es klingen mag, hätten sich alle Menschen 2020 verhalten wie meine Frau und ich, dann wäre die Pandemie Ende April 2020 zu Ende gewesen.
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Aber so war es eben nicht, die Kommunalbehörden in Ischgl verharmlosten, die Touristen die nach Ischgl zum Skifahren kamen schätzen die Lage falsch ein, ebenso wie die Leute die krank zum Karneval gingen oder eine Beerdigung in Heinsberg besuchten.
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Es sollte bei der Aufarbeitung der Pandemie nicht um Schuldzuweisung gehen. Vielmehr ist es dringend geboten der Frage auf den Grund zu gehen wie das Virus es geschafft hat uns so übel "auszutricksen"; warum wir uns vom Tarnmantel vermeintlicher Harmlosigkeit täuschen ließen.
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Dieser Frage auf persönlicher Ebene nachzugehen wird sicherlich für sehr viele sehr unangenehm. Wir können retrospektiv in uns nicht nur den "kleinen Diktator" entdecken von dem @Alex_Neubauer spricht, sondern auch den kleinen #Querdenker.
84/
Sobald wir eine Theorie haben, wie sich so viele so irren konnten, können wir gerne in einem nächsten Schritt die Frage stellen ob wir zu leichtfertig bereit waren demokratische Rechte aufzugeben um der #Pandemie Einhalt zu gebieten. Aber bitte in dieser Reihenfolge.
85/end
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Eigentlich wollte ich nicht noch einmal Öl ins Feuer der Diskussion um Impfabstände gießen, nicht weil ich mich nicht gern streite, sondern weil ich die Diskussion aktuell für schädlich halte.
Heute morgen ist mir ein Tweet durch die Timeline geflattert dessen Inhalt ich wie folgt wiedergeben möchte:
"Ich bin hinsichtlich der #Boosterimpfung total verunsichert, man hört so viel verschiedenes auf Twitter. Irgendwas war doch, dass der Booster die Wirkung der vorangegangenen Impfungen neutralisiert."
@JuliaB_Punkt@MarcoBuschmann Es mag nach einer Verschwörungstheorie klingen, aber ich kann es mir nicht anders erklären, als dass Buschmann aktiv oder passiv Teil einer international vernetzen Initiative ist deren Ziel es ist eine realitätsbezogene öffentliche Debatte über #Corona zu verunmöglichen.
@JuliaB_Punkt@MarcoBuschmann Statt dessen soll Krankheit und Tod für ein wie auch immer geartetes "höheres Gut" in Kauf genommen werden. Eigenverantwortung ist nur ein Talking Point I'm Script dieser Initiative und dient als Trojanisches Pferd um Realitäten zu schaffen die tatsächlich natürlich einem anderen
@JuliaB_Punkt@MarcoBuschmann Ziel folgen. Ob es einer eugenischen Intention folgt oder etwas anderem - faktisch ist es #Eugenik. Man täuscht die vulnerablen Menschen über die Gefahr und nimmt in Kauf, dass sie sich ahnungslos selbst gefährden.
#Eigenverantwortung - darum ging es nie wirklich. Im Gegenteil! Es ging Politikern und Aktivisten wie @MarcoBuschmann die ganze Zeit darum die Leute in eine Normalität zu täuschen und zu zwingen - also um das Gegenteil von Eigenverantwortung
1/n
Ich habe gestern mit einer älteren Frau telefoniert. Diese vormals gesunde Frau hat seit einiger Zeit - wahrscheinlich im Zusammenhang mit Covid-19 eine Herzinsuffizienz und nimmt entsprechend Medikamente.
2/n
Sie erzählte mir davon den Geburtstag ihres vor 4 Jahren verstorben Mannes mogen mit Freunden (fast alle ebenfalls über 70) zu feiern. "Du möchtest bald zu deinem Mann" fragte ich und sie wunderte sich was ich damit meinen könnte.
3/n
Lieber @kaiwegner kann ich im Falle des Zustandekommens einer #Berliner Law-and-Order-Regierung damit rechnen, dass der Staat künftig mit aller Härte gegen Leute vorgeht die sich permanent über Recht und Gesetze setzen?
Kann ich darauf hoffen, dass der Staat dann - nicht wie in der Vergangenheit - mit falschverstandener Toleranz auf die permanenten Rechtsverstöße von Wiederholungstätern reagiert sondern mit spürbaren Strafen diese die gerechtfertigten Konsequenzen spüren lässt?
Kann ich also darauf hoffen, dass der schwarze Mercedes Sprinter künftig morgens nicht mehr den Straßenübergang für Schwerbehinderte bei uns ums Eck blockiert und falls doch, dass die #Polizei das Recht durchsetzt und das Auto künftig zügig abschleppt?
Ich finde es echt ok, wenn auf deutschen Straßen weiterhin #Verbrenner-Motoren im Sinne der #Technologieoffenheit betrieben werden dürfen. ABER im Sinne der #Eigenverantwortung sollte es verboten werden die Abgase nach außen abzuleiten.
Statt dessen sollte man die Betreiber der Verbrenner-Autos dazu zwingen, die #Abgase in den Fahrgastraum der Fahrzeuge zu leiten. Das wäre in meinen Augen ein akzeptabler Kompromiss im Sinne der Technologie-Offenheit.
Auch wenn die @fdpbt und Leute wie Frau @katjadler gegen #Planwirtschaft sind wird sicherlich auch diesen einleuchten, dass eine Technologie die darin besteht giftigen Müll auf die Straße zu blasen inakzeptabel ist.