Thread by @EckerleIsabella

#MarburgVirus Ausbruch in #Tanzania - ein paar Fakten zur Einordnung: Das Marburgvirus gehört zur Familie der Filoviren, zu denen auch Ebola gehört. Es löst im Menschen ein schweres Krankheitsbild aus, an ca. 50% Infizierten verstirbt, bei manchen Ausbrüchen auch mehr (bis 88%).

Der Name kommt tatsächlich von der Stadt Marburg/Hessen, wo in den 60er Jahren das Virus erstmals entdeckt wurde. Es kam dort zu einem Ausbruch unter Labormitarbeitern (auch in Frankfurt & Belgrad), die infizierte Affen aus Uganda als Versuchstiere erhalten hatten.

Seitdem beobachtet man regelmäßig Ausbrüche in Afrika. Das Reservoir des Virus sind Nilflughunde, die damit infiziert sind, selbst nicht krank werden, aber das Virus ausscheiden. Menschen infizieren sich idR in Höhlen (Minen für Gold, Rohstoffe), in denen die Tiere schlafen

Die Tiere leben dauerhaft in riesigen Kolonien (>10.000) in Höhlen/Minen, wo sie den Tag zum Schlafen verbringen. Die Ansteckung erfolgt wahrscheinlich über Ausscheidungen, wie genau weiß man aber nicht. Mensch-zu-Mensch Ansteckung meist in der Familie oder im Gesundheitswesen

Fälschlicherweise wird oft angenommen, Ebola oder Marburg wären hoch ansteckend - sie werden aber "nur" über Körperflüssigkeiten von Erkrankten übertragen (nicht Aerogen). Daher oft Ausbrüche im mediz. Umfeld, tragisch in Ländern mit schwachem Gesundheitswesen & wenig Ressourcen

Viele Ausbrüche blieben relative klein mit wenig Fällen, jedoch 2004/2005 gab es einen großen mit über 250 Fällen in Angola. Es gibt experimentelle Impfstoffe dagegen, die aber bisher nicht zur Anwendung kommen - auch weil Studien schwierig durchführbar bei kleinen Fallzahlen

Ein Risiko für Reisende oder Menschen in nicht-endemischen Regionen besteht durch diese Ausbrüche nicht - das ist aber auch das Problem: Denn Aufmerksamkeit für Forschung & Investition ist bei seltenen Krankheiten, die nur LMICs betreffen, generell nicht hoch.

2008 gab es einen Marburg-Fall in den Niederlanden bei einer Touristin, die daran verstarb. Sie hatte die berühmt-berüchtigte Python Cave im Maramagambo Forest in Uganda besucht, die voll mit Nilflughunden ist. Seit diesem Zwischenfall ist die Höhle für Touristen geschlossen.

Auffällig & beunruhigend ist allerdings, dass seit 2021 bereits zum 3. Mal Fälle in Regionen auftreten, die noch nie zuvor Marburgfälle hatten: Ghana, Guinea & jetzt Tanzania. Irgendetwas scheint sich zu verändern: Verhalten der Flughunde oder Menschen? Oder mehr Aufmerksamkeit?

Fazit: Auch wenn der Ausbruch aktuell -wie alle Virusausbrüche seit #SARSCoV2 - viel Aufmerksamkeit bekommt, besteht kein heisiges Risiko. Es zeigt aber, dass Schutz vor neuartigen Viren globale Aufgabe ist. Und: Bitte keine Besichtigung von Fledermaushöhlen im Urlaub!

*hiesiges

Für Verdachtsfälle in der Schweiz (sehr unwahrscheinlich) gibt es an unserem Zentrum für neuartige Viruserkrankungen ein nationales Referenzlabor für solche exotische Viren. Im Sicherheitslabor "P4D" könnten wir Proben testen & das Virus per PCR nachweisen @gcevd @Hopitaux_unige