Habe gestern eine etwas allgemein formulierte Frage gestellt mit Bitte um präzise Antwort und Nachfragen mit offenen Fragen beantwortet. Das haben einige kritisiert. Ziel war es zu verstehen, was Ihr mit Rebalancing von Marktindizes verbindet. Hier die Auflösung. Ein Thread 🧵 👇
Euer Input zeigt: so gut wie alle verstehen Rebalancing als Teil einer Anlagestrategie: die regelmässige, systematische Zurückführung eines Portfolios auf seine ursprüngliche Gewichtung. Grundannahme: wenn das Portfolio „laufen gelassen“ wird, entstehen Klumpenrisiken, die 1/n
dazu führen können, dass das Portfolio nicht mehr dem Risikoprofil des Anlegers/der Anlegerin entspricht. Beispiel: ein 50:50-Aktien-Anleihen-Portfolio kann bei einer Aktienhausse nach wenigen Jahren eine Aktienquote von 70% aufweisen. Das zeigt, man muss auch bei einem … 2/n
#ETF Portfolio („passiv“) „aktiv“ Hand anlegen, um sicher zu stellen, dass keine Klumpenrisiken entstehen. So weit, so gut - eure Antworten zeigen, dass das Prinzip Rebalancing als relevant verstanden wurde. Aber jetzt fangen meine Bedenken an: 3/n
Ich hatte nach dem Rebalancing bei „Marktindizes“ gefragt. Nun gibt es 2 Arten von Marktindizes: Solche, die semi-aktive Strategien umsetzen, etwa Dividenden-, Low-Vol., Momentum, Gleichgewichtung GDP usw. Hier hat ein Rebalancing einen signifikanten Einfluss auf die Natur 4/n
des Index. Beispiel: erfüllt eine Aktie in einem Dividenden-Index d Dividenden Erfordernisse nicht mehr, fällt sie beim nächsten Rebalancing-Termin heraus, auch wenn sie der Top-Wert in Index ist. Gleiches gilt bei Momentum-Indizes: 5/n
Eine Aktie, die nicht dynamisch steigt, fliegt uU. Auch aus dem Index. Das kann auch den Top-Werten in Indizes passieren . Aber auch weniger dramatische Fälle bewirken signifikante Veränderungen in der Zusammensetzung von Indizes. Etwa werden gleichgewichtete Indizes 6/n
Regelmäßig durch Rebalancing durcheinander gewirbelt, weil Aktien immer fluktuieren. In diesem Beispielen stellt Rebalancing eine Signifikanz dar, d als Teil 1 aktiven Strategie begriffen werden kann. Deshalb werden solche Indizes/ETFs auch als semi-aktiv bezeichnet. ABER 7/n
Semi-aktive ETFs sind eine (verschwindend?) kleine Minderheit im ETF-Markt (<5% des ETF-Vermögens in Europa). Das bedeutet, dass die große Mehrheit der ETFs klassische Indizes abbilden, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind. Was machen also die 95% d ETFs, wenn sie 8/n
rebalancen? SEHR viel weniger, als die Antworten meiner geschätzten Bubble schließen lassen. Warum? Nun: die Gewichtungslogik bei cap-weighted Indizes lautet: man multipliziere die Zahl der (frei handelbaren) Aktien im Index mit dem aktuellen Kurs selbiger, und fertig ist 9/n
Der DAX/S&P 500/MSCI World usw. Nehmen wir an, dass die Zahl der Aktien zwischen 2 Rebalancing-Terminen konstant bleibt, dann kann ein Rebalancing theoretisch…NICHTS an der Indexzusammensetzung verändern. Warum? Weil der zentrale Movens bei einem Cap-weighted Index die 10/n
Veränderungen der Aktienkurse sind. Diese werden aber laufend im Indexstand widergespiegelt. Hierfür ist kein R nötig . Die Kursbewegung der Wertpapiere im Index ist die dominierende Quelle der Veränderung seiner Zusammensetzung. Das R ändert also nichts am Aufstieg der 11/n
Titanen wie Microsoft, Apple, Alphabet und co. Und auch nichts an der Zertrümmerung von Wirecard und anderen Fuckups (Gott sei Dank!). Wer also einen ETF auf einen typischen Marktindex hält, lässt die Kurse laufen und nimmt so Klumpenrisiken in Kauf. Dass das schlimme Folgen 12/n
Haben kann, zeigte 2000-2003 das Platzen der TMT-Bubble, die beim NASDAQ zu drawdowns von 80% geführt haben. Heute existieren ebenfalls Klumpenrisiken im NASDAQ, aber auch S&P 500 und im MSCI World. Wer also ein klassisches, antizyklisches R braucht, muss bei solchen ETFs 13/n
Selber Hand anlegen. Index-Rebalancing für sich genommen bringt hier nichts. Bevor die Experten protestieren: das waren die groben Linien. Ja, natürlich bringt das R auch bei klassischen Indizes Veränderungen: 14/n
Regelmäßig fallen Aktien, deren Kurse stark korrigieren, aus Indizes heraus; sie werden ersetzt durch „nachwachsende“ Aktien, deren Börsenwert steigt. Allerdings findet diese „Frischzellenkur“ bei großen Indizes unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Im MSCI World werden 15/n
Regelmäßig 30-50 Aktien ausgetauscht, aber das betrifft zumeist die Titel mit der 0,01% Gewichtung. Wenn Microsoft vor dem Rebalancing des MSCI World 4,1% Gewicht hatte, wird sein Gewicht danach auch bei 4,1% liegen. R bringt bei cap-weighted Indizes als nur marginale 16/n
Veränderungen. Weitere Einflüsse/Veränderungen, die ich nicht erwähnt hatte: Beim R werden bei Indizes die Folgen von Buybacks manifest. Bei manchen Indizes gibt es Caps, also Begrenzungen. Etwa beim DAX (10%) oder beim SMI (18%). Zudem gibt es sogenannte 10/40 Indizes 17/n
Die ebenfalls Caps bei der Einzelwertgewichtung einführen. Diese Indizes werden berechnet, um Anlageuniversen für Fonds besser investierbar zu machen. Solche Indizes werden zunehmend auch von ETFs genutzt, insbesondere Sektor, die einen besonderen zur Klumpenbildung haben. 18/n
Aber solche Caps helfen dann nicht weiter, wenn es Klumpenbildungen auf Sektorenebene gibt. Siehe NASDAQ 100. Der 24% Cap für Einzelwerte hilft nicht beider Diversifikation angesichts einer 75%-en Gewichtung von Tech-Werten. Nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes haben 19/n
Wegen des Momentum-Effekts einen unwiderstehlichen Drang zur Bildung von Klumpenrisiken. Da hilft kein Rebalancing; hier müssen Anleger selbst Hand anlegen. Finis operis. 20/20
Bedenkliche Tendenz bei vielen Medien, auch Finanzmedien: schwarz oder weiß, diversifiziert oder verklumpt, gut oder böse. Aktuelles Beispiel: @Finanztip und die Frage: MSCI World vs #DAX. Ein Drama in 3 Akten. Teil I: DAX seit 1 Jahr 15 Punkte vor MSCI. Also DAX gut, MSCI böse?
Nein! Es war, gottlob, nur eine knallige Überschrift (wir wollen alle nur geklickt werden). In Wahrheit, klärt Finanztip auf: DAX böse, MSCI World gut! Weil dIvERsiFiziERUng! 1.500 Unternehmen vs popelige 40, und: MSCI World viel Technologie (gut), DAX Industrie (böse)! 2/3
MSCI World ist sogar der bessere DAX, weil darin viel mehr deutsche Firmen enthalten sind als im DAX! (80% der dt Börsenkapitalisierung vs. 85%). Aber: Wer noch mehr DIvERsifiZierUNg will, setzt auf den MSCI ACWI, der etwas superguter ist als der MSCI World (relativ schlecht.)
#Zeitenwende auch an der Börse: Seit März ist @RheinmetallAG im #DAX, @hensoldt
seit gestern im #MDAX vertreten. Wie bei d echten Zeitenwende verläuft die "Aufrüstung" an der Börse in Trippelschritten. Rheinmetall hat ein Gewicht von nur 0,95% im DAX, Hensoldt 1,2% im MDAX 1/2
Das spiegelt sich auch bei #Fonds#ETFs wider: Es gibt mit dem VanEck Defense ETF nur 1 #ETF in Europa, der in Rüstungs-Aktien investiert. Er wurde am 31.3.3023 aufgelegt. Werde zu dem ETF nächste Woche auf envestor.de schreiben, das nur als Teaser, also. 2/2
Addendum: In den USA gibt es 7 Defense/Aerospace #Fonds#ETFs, in Israel 5, in China 16 (sic!). Spiegelt die Priorität wider, die diese Staaten dem Thema Verteidigung beimessen. Aber das dürfte sich künftig ändern, gell @DWS_Deutschland@AllianzGI_DE@DekaBank@unioninvestment 😉
Wer im Nahen Osten der 1980-er aufgewachsen ist, erinnert sich an den Wahabismus-Export d saudischen Regimes. Kulturell war er wenig attraktiv.
Jordanische Jugendliche haben lieber „Dallas“ (gerne auch im israelischen TV) als Koran TV aus Saudi Arabien verfolgt.
2/x
Die saudische „Soft Power“ Projektion war in Afrika und Europa subtiler & effektiver. Milliarden an Petrodollars wurden in Entwicklungsprojekte, aber auch in Moscheen und Medrasas gepumpt. Ein Träger war die @MWLOrg . „Bestenfalls“ wurde d puritanische Ideologie verbreitet 3/x
Die Debatte um das EU Provisionsverbot u.a. im Vertrieb von #Fonds ist voll im Gange. Einige Gedanken dazu aus Anlegersicht. 1/x
2/x Worum es geht: Die EU nimmt einen erneuten Anlauf, um die Vermittlerprovision zu verbieten. Der EU-Kommissar für Finanzen, Mairead McGuiness, schlägt das als Maßnahme vor. Sein Ziel: Die Vertriebsvergütung und die Produktkosten zwingend voneinander zu trennen ("Unbundling").
3/x Die Idee dahinter klingt schlüssig und ist nicht neu: Die Kosten für die Beratung von den Kosten für #Fonds (bekommen die Fondsmanager als Vergütung ihrer Management-Leistung) zu trennen, reduziert die Interessenkonflikte. Findet eine Trennung nicht statt, besteht die Gefahr
Wg einer Diskussion über #ETF Kosten habe ich die ETFs auf den #MSCIWorld in Europa miteinander vergleichen. Ein kleiner Thread zu den wichtigen Aspekten von ETFs - der genau diese einzelnen Aspekte relativiert: es gibt keine monokausalen Ursachen für die Performance von ETFs 1/n
Zunächst: Was zeigt die Tabelle? Rendite der ETFs, sortiert nach 3-Jahres-Performance (in Euro) per 31.10.2022 und annualisiert. Index grün markiert, gelb markiert ein MSCI-Ersatz von Solactive, der wg der günstigen Index-Lizenzkosten Anlegern deutliche Kostenvorteile bietet 2/n
Apropor Kosten: Bei den günstigsten ETFs sind die Kosten-Felder grün markiert, je teurer, desto röter. Fazit: Der beste ETF (Lyxor MSCI World TRN) ist nicht billig (0,2% p.a.), der günstigste ETF (Amundi IS Prime) schneidet eher schwach ab => die Kosten sind nicht alles 3/n
Die Fondsindustrie schaut mit einer Mischung aus Faszination und Grauen auf die Ereignisse bei der #DWS. Die Ex-ESG-Leiterin der DWS, Desiree Fixler, wirft der #DeutscheBank Tochter #Greenwashing bei #ESG#Fonds vor. Die US-Behörden und, hüstel, die #Bafin ermitteln. Ein Thread👇
1/n Worum es geht: Die #DWS soll #Fonds mit zweifelhaften #ESG Profil als nachhaltig deklariert haben. Diese Deklaration soll auf "fehlerhaften" bzw. "veralteten" Technologien basieren. Das ESG Risikomanagement basiere auf Daten von #Rating Agenturen. Und in der Tat:
2/n Analysten hatten frühzeitig bemerkt, dass #Fonds wie der #DWS Investa nach der Umstellung auf eine #ESG Strategie erklärungswürdige Positionen hatte. #Wirecard gehörte zu den Top Holdings, auch nachdem klar war, dass es dort zumindest ein Governance (wie "G" in ESG) gab