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Oct 23 10 tweets 2 min read Twitter logo Read on Twitter
1/ Zur politischen Verantwortung: Ich habe einen offenen Brief unterschrieben, der das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit verteidigt und gegen Antisemitismus und Rassismus warnt. Alles, was drin steht, ist richtig. Ich habe aber mehr zu sagen. taz.de/Offener-Brief-…
2/ Seit 2 Wochen schweige ich hier, weil ich noch nie so traurig und verzweifelt war. Ich halte noch stärker an meinen Grundüberzeugungen fest: Besatzung und Krieg führen zu mehr Gewalt, es kann nur eine friedliche Lösung geben, rechtsextreme Politik macht uns alle unsicherer.
3/ Die unbeschreiblichen Gräueltaten der Hamas, die lange geplant und gezielt ausgeführt wurden, haben einen Kontext. Sie haben aber auch einen neuen Kontext geschaffen. Leider versagen derzeit zu viele Menschen in der Palästina-Solidarität-Bewegung das wahrzunehmen.
4/ Ich habe stets die Logik verweigert, dass Leid und Verfolgung, die wir Juden in der Geschichte erfahren haben, uns von irgendwelcher Verantwortung befreien sollte. Angesichts der massenhaften Kriegsverbrechen durch Israel, stimmt es mehr denn je.
5/ Die Unfähigkeit von Menschen, denen ich politisch nahe stehe, wirklich zu begreifen, was Hamas vor zwei Wochen angerichtet hat, und dafür auch klare Worte zu finden, tut weh. Viel schlimmer aber, sie führt uns alle in eine nationalistische Sackgasse.
6/ Opfer-Sein von systematischer, brutaler und langjähriger Entrechtung ist keine Ausrede nicht zu benennen, wie man sich seine Befreiung vorstellt, & wie nicht. Mit dem Massaker wurde durch Hamas ein politisches Programm deutlich präsentiert. Dazu muss sich jede*r verhalten.
7/ Zudem, wie Netanjahu und seine rechtsextreme Regierung in vielen Hinsichten Verantwortung für das Massaker am 7. Oktober mittragen, so trägt auch die Hamas eine Verantwortung für die israelischen Verbrechen seitdem mit. Sie wussten genau, was sie damit hervorrufen.
8/ Es ist richtig jetzt auf die Straße zu gehen, um gegen die brutale Kriegspolitik Israels, mit Unterstützung der Bundesregierung, zu demonstrieren. Es ist richtig jetzt Solidarität mit Palästinenser*innen zu zeigen und Rassismus anzuprangern. Aber es ist nicht genug.
9/ Wir haben alle die Verantwortung zu formulieren, wie wir aus diesem Albtraum erwachen wollen. Das zu tun, mit Denken, Empathie und Selbstkritik, ist besonders schwierig in Zeiten von gegenseitigem Terror und Staatsterror. Aber genau deshalb ist es so wichtig.
10/ Diese Platform insbesondere und Social Media im Allgemein scheinen dafür nicht der richtige Ort zu sein. Wir werden uns noch viel sagen müssen, aber ich möchte das nicht hier weiterführen. Kommentare sind deaktiviert.

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Jul 19
1/ Einige Anmerkungen zu Fabian, und wie fraglich, persönlich und politisch, mit seiner Geschichte umgegangen ist: Zuerst: Dass Menschen sich von Fabian enttäuscht oder betrogen fühlen, ist verständlich. Das war ich auch.
2/ Meine Bereitschaft, seine Version zu glauben, hängt sehr von meiner Freundschaft mit ihm ab und den Erzählungen von Menschen, die ihn und seine Mutter vor ihrem Tod kannten. Objektiv bin ich natürlich nicht. Ich weiß aber auch Sachen, die nicht online stehen (sollen).
3/ Dass diejenigen, die er kritisierte, jetzt voller Schadenfreude ihre Position bestätigt sehen, war zu erwarten. Das ist nicht schön anzusehen und macht ihre kritisierten Einlassungen nicht richtiger, aber ich zweifle, ob ich viel besser mit einer ähnlichen Situation umginge.
Read 15 tweets
Jan 20
Wie viele Fehler befinden sich in diesem Artikel von Michael Wolffsohn in @derspiegel, der die Netanjahu-Politik gegen die Justiz und den Palästinensern mit großer Mühe zu legitimieren versucht? Ein kleiner Fakten-Check:
1) Die Behauptung, "82% der Israelis" denken, dass Juden nach Israel einwandern müssten, ist falsch. Die Umfrage von Center for Jewish Impact fand nur unter jüdischen Israelis statt. Arabische Israelis wurden nicht befragt.
2) “Israel hat 1978 (...) sowie 1979 den Palästinensern Zugeständnisse gemacht” - Israel hat damals mit keinen Palästinensern verhandelt & hat deshalb ihnen gegenüber auch keine "Zugeständnisse" gemacht. Viel mehr baute Begin währenddessen mehr Siedlungen in der Westbank auf.
Read 14 tweets
Nov 13, 2022
Das Theaterstück "Vögel" von Wajdi Mouawad, dem derzeit Antisemitismus vorgeworfen wird, wurde 2018 mehrmals im renommierten Cameri-Theater in Tel-Aviv aufgeführt, mit Unterstützung der französischen Botschaft. Damals hat sich niemand daran gestört.
Das Stück bekam sogar begeisterte Kritik in israelischen Medien - z.b hier
Read 5 tweets
May 24, 2021
Der Satz von @cem_oezdemir ü "die Araber", die ihre Kinder nicht lieben, erinnert mich an meinem ersten Besuch in der Westbank. Aus dem Fenster eines Kleinbusses, der durch verarmte Dörfer schlängelte, sah ich wie ein Mann sein Kind in die Armen nahm und liebevoll tätschelte. 1/4
Es war ein natürlicher Moment, nicht vorgespielt, und genau deswegen hat er mich auch sehr aufgewühlt. Wahrscheinlich erst dann, habe ich verstanden wie tief der anti-arabische Rassismus in mich sitzt, dass ich selber nicht glauben könnte, "sie" lieben ihre Kinder wirklich. 2/4
An diesem Tag, mit 16, verstand ich, was Nationalismus mit mir machte -wie könnte ich so überrascht sein von einem ganz banalen menschlichen Moment? Ich empfand Wut auf eine Gesellschaft, die mich so erzogen hat. Zuerst führte diese Wut zum Aktivismus, danach zur Ausreise. 3/4
Read 4 tweets
Jun 21, 2020
Thread- die "israelische #Impfung" oder warum der heutige #Antisemitismus nicht ohne #Philosemitismus verstanden werden kann. Wer erinnert sich noch, als Ende Februar eine Nachricht aus einem kleinen Forschungsinstitut in #Israel weltweit Schlagzeilen machte? (1/10)
Am 27.2 wurde angekündigt - ein Impfstoff gegen #COVID19 sollte in wenigen Wochen fertig sein und Israel würde die Welt heilen. Dass ausgerechnet ein kleines Institut im Norden des Landes die versprochene Impfung so schnell entwickelt hätte, kam Vielen damals suspekt vor. (2/10)
Das hielt aber kaum jemanden davon ab, unter vielversprechenden Überschriften darüber zu berichten. Die Pandemie hat kaum begonnen und Israel hat schon den Impfstoff, wie toll! Natürlich wurde diese Geschichte vor allem von pro-israelischen Seiten gefeiert. (3/10)
Read 10 tweets
May 27, 2020
#Transphobie und #Rassismus - Tomas Eppinger, der Herausgeber des "pro-israelischen" Online-Magazins Mena-Watch, das zur Zeit eine Kampagne gegen #Mbembe und linke Jüd*innen führt, verbreitet hasserfüllte Kommentare gegen Trans*personen. Image
Gleichzeitig schreibt seine Webseite gerne, wie toll der Staat Israel zu Trans* sei, und wie schlimm arabische Staaten sind. Das ist die Logik von #Pinkwashing Image
Wer mehr über das Thema Pinkwashing erfahren möchte – hier mein Artikel in der @GaySiegessaeule von 2016. siegessaeule.de/magazin/2870-i…
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