Ein paar kurze Anmerkungen zu diesem Caritas-Konflikt (in dem, Offenlegung, als Katholik und Spender meine Sympathien recht klar verteilt sind).
Obwohl sie zweitgrößte Spendenempfängerin des Landes ist (was nicht ganz richtig ist, weil es streng genommen neun Caritas-Organisationen der Diözesen sind), machen Spenden nur einen Bruchteil der Einnahmen der Caritas aus. (aus: addendum.org/spenden/mitlei…) 
Der Großteil der Einnahmen der Caritas kommt aus Geschäften mit dem Staat: Sie erbringt Dienstleistungen, die öffentliche Hand bezahlt sie dafür. Ähnlich übrigens beim Roten Kreuz und anderen Sozialorganisationen. (Bild aus dem Caritas-Jahresbericht 17: caritas.at/fileadmin/stor…)
Die den Budgets nach wichtigsten Tätigkeitsfelder der Caritas sind Pflege & Hospiz, Hilfe für Menschen mit Behinderung und Asyl/Integration.
Bei allen Leistungen der Caritas handelt es sich um Dienstleistungen, was den Begriff "Asylindustrie" schon für sich ad absurdum führt.
Was stimmt: Die Caritas setzt fast eine Milliarde Euro im Jahr mit sozialen Leistungen um, ist damit auch Arbeitgeber tausender Menschen. Natürlich, (und ich möchte sagen: gottseidank) treibt sie damit Sozialwirtschaft.
Nebenbei: Dass der Zusatz "-industrie" (und in geringerem Ausmaß auch "-wirtschaft") nicht nur von Rechten als Pejorativ verwendet wird, ist ein Armutszeugnis. Industrie und Wirtschaft sind Grundlage unseres Wohlstandes und sollten positiver konnotiert sein.
Die Caritas versteht sich allerdings auch als sozialpolitischer Arm der Kirche (was ich als Mitglied durchaus gut finde, nicht nur weil der eigentliche Sozialbischof, Alois Schwarz, in Sachen Autorität derzeit ein wenig angeschlagen ist).
Das ist keine einfache Funktion: Die soziale Botschaft des Evangeliums ist harter Stoff. Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg zum Beispiel liegt auch mir immer wieder schwer im Magen.
Dass ein Caritas-Präsident auf dieser Basis mit einer Regierung, die deutlicher als die bisherigen der Leistungsgesellschaft huldigt (was ich grundsätzlich gut finde), stärker über Kreuz kommt als bisher, ist nicht besonders überraschend.
Wer aufs Politische Parkett tritt, der ist im Weber'schen Sinn Politiker - und kann und soll natürlich auch als Politiker kritisiert werden, auch wenn er für eine grundgute Organisation spricht. Die Frage ist halt jeweils nach dem Wie.
Und wenn die Reaktion auf durchaus scharfe Vorwürfe lautet "denen geht es doch nur um das Geld", dann ist das ausgenommen schlechter Stil. Niemand, der öfter mit ihren Funktionären zu tun hat, kann annehmen, dass es der Caritas vor allem ums Geld ginge.
Man muss zugespitzte Formulierungen von zB @mlcaritas nicht teilen, dass es einen "Kampf gegen armutsbetroffene Menschen" gäbe. Aber besonders wer in Regierungsverantwortung steht, hat mit Kritikern zivilisierter umzugehen als ihm, aburderweise, niederste Motive zu unterstellen.
Das ist also weniger eine Frage der tatsächlichen Auseinandersetzung – als eine des Respekts voreinander.
Sorry für den langen Thread, kürzer und prägnanter hat das ohnehin erst mein Chef formuliert: kleinezeitung.at/meinung/meinun…
Sorry für den langen Thread, kürzer und prägnanter hat das ohnehin erst mein Chef formuliert: kleinezeitung.at/meinung/meinun…
