Profile picture
, 25 tweets, 5 min read Read on Twitter
Also gut. Inspiriert von diesem sehr lesenswerten Thread 👇🏽 von @das_weib und weil ich mich die letzten Tage hier öfter erklären musste: warum ich mich für eine #Hausgeburt entschieden habe und wie es dazu kam.

Auch bei mir: kein Missionierungsversuch, keine Werbung.
Als ich schwanger wurde, geschah das unerwartet schnell, wir freuten uns zwar, waren aber ziemlich planlos. Ich rief meine Gynäkologin an, da gab man mir einen Termin in drei Wochen und gleich noch einen in sechs Wochen, „für den Trisomie-Test“.
Ich war verunsichert, aber so schien das zu laufen, also freuten wir uns weiter und warteten auf den Termin. Als es so weit war, erzählte die Ärztin von den Kontrollterminen, die mich erwarteten, gab Ernährungstipps und ein Rezept für Stützstrümpfe, bevor sie zum Ultraschall bat.
Wir waren furchtbar aufgeregt. Auf der Leinwand sollten wir gleich unser Baby sehen! - Aber da war nichts. Die Ärztin erklärte, dass sie eine missed abortion vermutete, eine Fehlgeburt. Die Schwangerschaft hatte sich wohl sehr früh nicht weiterentwickelt.
Die Ärztin liess uns dann mit dieser Nachricht nach Hause gehen. Ohne jedes Unterstützungsangebot. Wir fühlten uns alleingelassen, es war schrecklich. Im Internet fanden wir eine Beratungsstelle. Dort konnten wir mit einer Hebamme reden, die auch Trauerbegleiterin ist.
Die Gespräche mit ihr waren sehr hilfreich.Als ich wenige Monate später wieder schwanger war, war klar:ich würde mir für die Vorsorge eine Hebamme suchen, nur die Ultraschall-Untersuchungen bei meiner Ärztin machen. Ich hatte auf der menschlichen Ebene kein Vertrauen mehr in sie.
Ich kontaktierte die beiden (!) Beleghebammen der Uniklinik, die gleich bei uns um die Ecke liegt, aber sie waren schon ausgebucht. Also rief ich in einer Hebammenpraxis an - und hatte Glück, eine der Hebammen hatte noch Platz für uns.
Sie ist grossartig. Gab uns so viel Vertrauen zurück, gab uns Sicherheit und war absolut kompetent. Die Schwangerschaft verlief komplikationslos, aber durch die vorangegangene Fehlgeburt war sie trotzdem von Angst geprägt. Unsere Hebamme war der Fels in der Brandung.
Mein Mann ist Arzt mit langjähriger Erfahrung im Rettungsdienst. Er hat Frauen unter der Geburt ins Krankenhaus gebracht, weil die Hausgeburt abgebrochen wurde, er hat Kaiserschnitte gesehen und in seiner Ambulanz kam ein kleines Mädchen zur Welt.
Ich hingegen war komplett unerfahren und wirklich unvoreingenommen. Ich kaufte mir „Das Geburtsbuch“ von @planet_eltern, entschied, dass es das Wichtigste für mich war, offen für alle Eventualitäten zu bleiben, mich nicht auf etws zu versteifen. Wir sahen uns mehrere Kliniken an.
Uns wurde immer klarer, dass wir unsere Hebamme bei der Geburt dabei haben wollten. Aber man kann nun einmal nicht einfach so seine Hebamme mit in die Klinik bringen - ausser als Doula, die dann aber nichts zu sagen hat.
Um diesen Wunsch herum entstand dann Plan A: unser Kind sollte in der Hebammenpraxis, die auch auf Geburten eingerichtet war, zur Welt kommen. Allerdings war die Praxis 25 Minuten Autofahrt von uns entfernt. Daher - und weil das bei Hausgeburten immer so ist - Plan B:
Die hebammengeleitete Geburt in der Uniklinik, unsere Hebamme würde als Doula mitkommen. Eine Hausgeburt bei uns zu Hause stand auch als Option im Raum. Aber während mein Mann sich das vorstellen konnte, kam es für mich nicht in Frage. Die Nachbarn?! Unvorstellbar.
Mein Mann, der Arzt, konnte sich also eine Hausgeburt vorstellen. Wie das? - er ist zwar Arzt, aber kein Geburtshelfer. Er hat von unserer Hebamme genau wie ich gelernt, wie eine spontane Geburt abläuft, was dabei passiert und worauf es ankommt.
Dass Ruhe wichtig ist, eine geborgene Atmosphäre, weil der Körper die Geburt stoppt, wenn die gebärende Person gestresst ist. Die Hebamme sagte: „Mit Wehen kannst du nicht vor dem Säbelzahntiger wegrennen!“ Er wusste aber auch, wie es in Kliniken zugeht, und er kannte mich.
Ich bin kein Mensch, der sich ohne weiteres fremden Menschen in die Hände gibt, nur weil die weisse Kittel tragen. Aus Gründen hätte ich auch lieber keinen Mann (ausser meinen) bei der Geburt dabei gehabt. Ich bin ungeduldig und habe eine tiefe Toleranz für Inkompetenz.
All das liess ihn vermuten, dass das mit der Klinikgeburt und mir keine gute Idee war, und das Problem mit den Nachbarn sah er weniger. Dafür die sehr nahegelegene Uniklinik, für den Notfall. Nunja. Ich wollte lieber in die Hebammenpraxis. Dort fühlte ich mich wohl.
Sind Hausgeburten sicher? - klar haben wir uns das gefragt. Und uns informiert, über Verlegungsraten und Komplikationen. Was, wenn etwas schief lief? Die berüchtigte Notfall-Situation, in der es innert Minuten um Leben und Tod geht? Unsere Hebamme meinte: so etwas passiert nicht.
Nicht, wenn man verantwortungsbewusst vorgeht, alles im Auge behält, nichts verpasst, schlicht: als Hebamme seinen Job gut macht. Ja, es kann Komplikationen geben, aber die zeichnen sich ab. Dann wird besprochen, was man tun kann/sollte/muss. Und im Zweifel heisst das: Verlegung.
Das leuchtete uns ein. Und wir vertrauten ihr. Aber es blieb vorerst bei der Geburt in der Hebammenpraxis als Plan A. Die Nachbarn. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, zu Hause ein Kind zu bekommen.
Tja. Bis es dann losging, die Hebamme wie vereinbart zu uns kam, und ich mich überhaupt nicht mehr nach Autofahren fühlte. Da fragte sie mich, ob ich mir vorstellen könnte, zu Hause zu gebären, und es war ganz klar: ja. Konnte ich.
Es kam anders. Die Geburt ging nicht gut voran, ich hatte extreme Schmerzen und keine Pause, die Lage des Kindes war nicht klar.Nach einer Nacht zu Hause fuhren wir in die Klinik. Dort wurde klar, dass mein Sohn ein Sterngucker war. Er kam schliesslich per Kaiserschnitt zur Welt.
Die Verlegung lief absolut in Ruhe ab, mein Mann legte mir den Zugang für die Wehenhemmer, wir fuhren im Auto der Hebamme. Alles kein Problem, mir und dem Kind ging es gut. Die Hebammen haben richtig und rechtzeitig entschieden, dass eine Hausgeburt so keine gute Idee war.
Die Erfahrungen in der Klinik waren weniger positiv. Aber das ist ein anderes Thema. Für mich ist klar, dass ich wieder eine ausserklinische Geburt anstreben würde, sollte ich noch ein Kind bekommen. Inzwischen hätte ich hier noch eine Option mehr: ein Geburtshaus.
@threadreaderapp please unroll! 🙂
Missing some Tweet in this thread?
You can try to force a refresh.

Like this thread? Get email updates or save it to PDF!

Subscribe to nina.
Profile picture

Get real-time email alerts when new unrolls are available from this author!

This content may be removed anytime!

Twitter may remove this content at anytime, convert it as a PDF, save and print for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video

1) Follow Thread Reader App on Twitter so you can easily mention us!

2) Go to a Twitter thread (series of Tweets by the same owner) and mention us with a keyword "unroll" @threadreaderapp unroll

You can practice here first or read more on our help page!

Follow Us on Twitter!

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just three indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3.00/month or $30.00/year) and get exclusive features!

Become Premium

Too expensive? Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal Become our Patreon

Thank you for your support!