Thread by @writer_lulu

Oh und mir fällt da noch was ein, weil es in ao überproportional vielen Videos stand: „Eine Generation, die noch nichts geleistet hat, erdreistet sich politische Statements abzugeben, Kritik zu üben - und das auch noch laut!“ Als Vertreterin der Generation, die noch nichts

geleistet hat, sag ich euch jetzt mal was. Eine politische Meinung zu haben und diese kundtun zu dürfen hängt nicht vom beruflichen Werdegang, vom Geldbeutel oder von der Anzahl der im Eigentum befindlichen Häuser, Autos, etc. ab und ich danke dafür! Politische Willensbildung

fängt bei vielen im Alter zwischen 14 und 18 an. In dieser Zeit beschäftigt man sich nämlich idR das erste Mal ernsthaft mit seiner Zukunft jenseits des elterlichen Schoßes und der durchregulierten Schule. Ergo fängt man auch in dem Alter an, eine Meinung zu bilden,zu politischen

Themen. Diese sind nicht immer fundiert, nicht argumentativ fest oder mit Fakten belegt und schon gar nicht in Stein gemeißelt. Aber sie sind da und können nach außen getragen werden. Wir leben in einer Welt mit stetig verfügbaren Informationen und vor allem leben wir in einer

Welt am Rande einer globalen Katastrophe. Nicht nur wegen Krieg, der zwar eventuell Menschenleben (vielleicht auch das eigene) bedroht, der aber vorübergehen kann und nachdem ein Neubeginn entstehen kann. Sondern eine Katastrophe, die unsere gesamte bekannte Welt verändern und

vermutlich zerstören wird. Und das irreversibel. Und zwar wirklich irreversibel. Das Klima ist kein Haus, das sich neu aufbauen lassen kann, wenn es kaputt gegangen ist. Es ist eher ein Leben, das ausgelöscht wird - es kommt niemals auf die gleiche Art zurück.

Und ja, diese jungen Menschen haben Angst davor, wenn 99% der renommiertesten Wissenschaftler der Welt sagen „Es ist 30 Sekunden vor 12 Leute, wenn wir jetzt nicht anfangen, ist es zu spät.“ und die Politik da sitzt und einfach Däumchen dreht, als wäre alles in bester Ordnung.

Denn wir wissen, dass den Politikern, die 60 oder 70 sind, die Zukunft unserer Welt am Arsch vorbei geht - sie erleben sie ja nicht mehr. Wir schon. Und unsere Kinder (mein Kind ist übrigens 7) erst Recht. In was für einer Welt werden wir leben, wenn ihr alle unter der Erde liegt

und von dem ganzen Scheiß halt einfach nichts mehr mitbekommt? Es geht euch am Arsch vorbei. Hauptsache der Flug auf die Malediven wird nicht teurer (den wir uns von unserer Rente, trotz lebenslangen Arbeitens nicht mehr werden leisten können, selbst wenn es so weitergehen würde)

und Hauptsache, die frischen Kiwis sind das ganze Jahr für 79cent/Stück im Supermarkt verfügbar und der Diesel wird nicht abgeschafft und die scheiß Windräder und Solarkollektoren verschandeln nicht die Landschaft. Ihr müsst mit den Konsequenzen nicht mehr leben. Aber wir. Und

das ist es, was uns so wütend macht. Und das darf uns auch wütend machen, noch bevor wir einen Schul- Ausbildungs- oder Uniabschluss haben. Noch vor dem ersten Arbeitsvertrag (lol, Festanstellung, wo gibt‘s denn sowas noch?), vor dem ersten Kind und vor dem Hausbau.

Ich selbst habe natürlich mit meinen 28 Jahren auch „noch nichts geleistet“. Außer Abitur, Studium, Kind, Arbeit, Hausbau, Ehe.