Ein paar Worte zum politischen Journalismus in diesem Land, #SPD weil diese Mischung aus Untergangssehnsucht, Personenfixiertheit, Entpolitisierung und Dünkel, vor allem männlichem Dünkel sehr gefährlich ist, wie ich glaube.
Gefährlich, weil sich hier zeigt, wie wichtig die freie Presse ist - und wie wichtig es ist, dass sie diese Freiheit verantwortlich einsetzt, ohne sich an der eigenen Macht oder der eigenen Meinung zu berauschen.
Was sich aber zeigt, seit der Wahl der beiden neuen SPD-Vorsitzenden, ist eine beleidigte Berauschtheit an den eigenen Möglichkeiten in den demokratischen Prozess einzugreifen, ohne dafür den demokratischen Prozess durchlaufen zu müssen.
Sie wollten einen anderen Sieger, das ist deutlich, und sie werden ihre eigene Niederlage nicht hinnehmen - und eines ihrer Probleme ist genau das; dass der demokratische Prozess im Hächeln von Gewinnern und Verlierern erklärt wird.
Damit aber reduzieren sie nicht nur die Komplexität dieser Prozesse, sie schaffen ein schädliches Narrativ, das sich wiederum vor allem für sie gut nutzen lässt. Neue Geschichten über Kränkungen, Ambitionen, Opfer.
Es ist das Bild von Politik als Schlacht - aber weil die inhaltlichen Argumente, die politische Analysen dabei so sehr in den Hintergrund geraten, haben am Ende alle Schaden genommen: die „Gewinner“, die „Verlierer“ und auch der politische Journalismus.
Hier geht es nicht mehr um Fairness, Abwarten, Respekt - und sie haben nichts gelernt aus all den Fehlern beim 100%-Schulz etwa, auch so eine mediale Steilvorlage, die vor allem denen nutzte, die diese eigene Vorlage dann gegen den glücklosen Kandidaten verwendeten.
Das Maß an mangelnder Selbstwahrnehmung ist erstaunlich. Aus dem Tunnel, den sie sich selbst gegraben haben, gibt es kein Entkommen mehr. Berlin ist keine Blase, sondern ein Schutz vor Selbstkritik in der andauernden Selbstbespiegelung.
Die Sehnsucht nach dem Ende der GroKo, die sie ja selbst wollten, ist so groß, dass die Enttäuschung über deren verschobenes Ende fast noch größer ist als das Unverständnis darüber, dass keine „Berufspolitiker“ gewählt worden sind. Wie konnte das sein?
Vielleicht sollten die, die so gern mit Rechten reden, auch mal mit Linken reden - obwohl ich nicht sicher bin, dass die neuen Vorsitzenden dafür qualifizieren würden.
Aber es ist ja nicht so schwer zu verstehen, dass in der Malaise des gegenwärtigen Kapitalismus die Wut wächst; da muss man sich nur mal in anderen Ländern umschauen. It happens everywhere.
Warum also dieses Schäumen? Es ist fast etwas peinlich, das mitanzusehen. Vor allem aber geht es an der Aufgabe dieses Momentes vorbei: Inhaltlich, politisch, konzeptionell einen Journalismus zu praktizieren, der auf der Höhe der Herausforderungen agiert.
Natürlich gibt es Ausnahmen; aber die apodiktische und endzeitliche Schrillheit mancher Reaktionen, die erwartbare Häme und die unkontrollierte Härte schaffen ein Klima, bei dem am Ende ein Opfer sein könnte: die Demokratie.
Etwas mehr Glaube, Demut, Hoffnung für den Prozess, der nun kommt, das wäre schon mal ein Anfang; ich glaube auch, dass sich vieles in diesem Prozess ändern muss, damit die Demokratie lebendig bleibt und überlebt, was nicht das Gleiche ist.
Eine andere Art des Schreibens über Politik, eine andere Tonalität und Genauigkeit, eine Diversität der Stimmen und derjenigen, die zu Wort kommen, das wäre schon mal ein guter Anfang.
