Hier erst einmal die Entwicklung der Zahlen der vergangenen Wochen (seit Anfang Juli, KW 27). Die Testzahlen sind massiv gestiegen, die Fallzahlen sind deutlich gestiegen und die Positivrate bei den Tests ist ebenfalls gestiegen. 2/ 
Ein solcher Datenkranz ist nur mit zwei Entwicklungen kompatibel: Entweder die Zahl der Infizierten steigt tatsächlich oder die Teststrategie ist zielgenauer geworden, in dem Sinne, dass man besser VOR dem Test abschätzt, wer infiziert sein könnte und wer nicht. 3/
Die zweite Erklärung können wir getrost ausschließen. Früher wurde praktisch nur getestet, wer nachweislich Kontakt zu #COVID19-Infizierten hatte und Symptome hatte. Dann wurden jene mit Kontakt aber ohne Symptome getestet. 4/
Zuletzt haben wir breit all jene getestet, die aus dem Ausland einreisten, etwa aus Frankreich. Die Teststrategie ist damit breiter, nicht enger (und damit zielgenauer) geworden. 5/
Tatsächlich dürfte man beim Ausweiten der Teststrategie sogar mit FALLENDEN Positivraten rechnen, auch wenn sich das Infektionsgeschehen nicht verbessert. Die folgende Grafiken illustrieren das. In der Grafik gibt es drei Gruppen mit unterschiedlichen Infektionsraten: 6/
(Alles willkürliche Werte.) Jene mit Symptomen und bekanntem Kontakt mit Kranken (50% infiziert), jene mit Symptomen und ohne bekannten Kontakt zu Kranken (25 % infiziert) und der Rest (12,5 % infiziert). Insgesamt sind in der Grafik 14 % der Bevölkerung infiziert. 7/
Wenn wir – wie hier – nur einen Teil der Risikogruppe testen, überschätzt die Positivrate (50%) die Rate der Infektionen in der Gesamtbevölkerung, die absolute Zahl wird aber unterschätzt. 8/
Wenn wir die Tests auf einen größeren Teil oder sogar die ganze Risikogruppe ausdehnen, bleibt die Positivrate (50%) konstant, die absolut gefundene Zahl Infizierter steigt. 9/
Wenn wir nun die Tests auf andere Gruppen ausdehnen (also die Teststrategie verbreitern, wie es geschehen ist), FÄLLT die gemessene Positivrate (jetzt im Beispiel 31,3%), die absolut gefundene Zahl Infektionen steigt. 10/
Gleichzeitig hat es in der Grafik aber keine Verbesserung des Infektionsgeschehens gegeben. In diesem Sinne kann man auch leicht ein Beispiel konstruieren, bei dem die Testzahl erhöht wird, die tatsächliche Infektionszahl STEIGT, die Positivrate aber SINKT. 11/
Das ist in dem Beispiel hier: Hier ist nun die Teststrategie verbreitert worden, es hat aber gleichzeitig mehr Neuinfektionen gegeben, aber die Positivrate ist von 50% auf 39,6% sogar noch gefallen. 12/
Darum wissen wir auch nicht, ob der leichte Rückgang der Positivraten in der KW 33 gegenüber der Vorwoche nun tatsächlich ein Rückgang der Neuinfektionen darstellt oder nur Ergebnis der Ausweitung der Tests ist. 13/
Kurz: So traurig es ist, die Zahlen deuten derzeit zweifelsfrei auf ein im Trend steigendes Infektionsgeschehen in Deutschland hin. Das hat leider wenig mit „für andere Ideen offen zu sein“ oder nicht zu tun, sondern mit kalter, unbestechlicher statistischer Logik. 14/
