Es wird gerade von vielen Verbündeten der Grünen - beispielsweise #FFF - gegen die @gruenehessen geschossen. Während die Wut über die #A49 gerechtfertigt ist, so ungerechtfertigt sind die Grünen als Adressatin der Kritik. Ein Thread, der versucht, etwas Frieden zu stiften. 1/11
Der Kritik am Weiterbau der Autobahn schließe ich mich komplett an. Wer 2020 noch neue Autobahnen bauen will, macht eine komplett verfehlte Verkehrspolitik. Straßenneubauten wird dem Biodiversitätsverlust, der Klimakrise und den Bedürfnissen der Menschen nicht gerecht. 2/
Generell unterliegt Autobahnbau der Bundesauftragsverwaltung. Das bedeutet, dass Landesbehörden der Weisung des Bundes unterliegen. Landesregierungen haben da rechtlich keine Einflussmöglichkeit, sie sind an diese Gesetze gebunden und müssen den "Auftrag" des Bundes umsetzen. 3/
Wie lief das ab? 1992/93 wurde die A 49 von der Schwarz-Gelben Bundesregierung unter Kohl im Fernstraßenausbaugesetz in Auftrag gegeben (Drucksache 12/3480 ). Sogar als "vordringlicher Bedarf". 2012 wurde vom hessischen FDP-Minister Posch die Planfeststellung unterschrieben. 4/
Damit war das Genehmigungsverfahren beendet. Versuche, das Verfahren gerichtlich rückgängig zu machen, wurden in höchster Instanz abgeschmettert. An diese von CDU und FDP innerhalb von 20 Jahren geschaffenen Fakten ist die hessische Landesregierung rechtsstaatlich gebunden. 5/
Die Grünen haben den Bau der A 49 auf jeder Ebene zu jedem Zeitpunkt kritisiert. Auch innerhalb der hessischen Regierung, auch wenn dieser Antrag von CDU/Grüne, verbreitet von @Janine_Wissler (LINKE), was anderes andeutet. Aber: Der Antrag ist ein Versuch, den Bau zu stoppen. 6/
Die entscheidende Formulierung ist unter 4.: Dass "es für einen Weiterbau der A 49 erforderlich" ist, "dass (...) die Finanzierung vollständig gesichert ist". Der Antrag wurde von SPD und FDP damals als "Aus für die A49" kritisiert. Die SPD war immer für die A 49, @larsklingbeil.
Den Grünen war damals klar, dass es keinen rechtlichen Weg gibt, den Bau zu stoppen. Außer, man fordert eine komplette Finanzierung im Vorhinein, und der Bund finanziert nicht. Es war die letzte Möglichkeit, den Weiterbau zu stoppen. 7/
Die Grünen haben sich dabei leider verkalkuliert, denn Andi Scheuer hat es 2016 tatsächlich geschafft, die vollständige Finanzierung über ein ÖPP-Projekt zu sichern und sich danach ordentlich stolz selbst auf die Schultern geklopft: bmvi.de/SharedDocs/DE/… 8/
Man muss die traurige Realität leider so aussprechen: Im Fall der A49 ist es, außer es geschieht ein Wunder, nicht mehr möglich, das Projekt zu verhindern. Außer: Andreas Scheuer als Verkehrsminister stoppt es. Und wir wissen alle, dass er das nicht machen wird. ABER: 9/
Es gibt im Bundesverkehrswegeplan noch viele Autobahnen, deren Verfahren nicht abgeschlossen sind. SIE KÖNNEN UND MÜSSEN VERHINDERT WERDEN, DENN JEDER GEFÄLLTE BAUM IST EINER ZU VIEL. Liebe Umweltaktivist*innen: Wollen wir Seit' an Seit', gemeinsam, dafür kämpfen?💚✊ 10/
Ansprechpartnerin bei den hessischen Grünen ist übrigens die gute @katywalther1. :-) Solidarität mit allen Aktivist*innen, die jetzt gerade da draußen sind, euer Protest ist wichtig und dass ihr uns @Die_Gruenen als Gegner*innen begreift, schmerzt uns sehr. 😓 11/11
Liebe Aktivist*innen, liebe Freund*innen, hier ist ein zweiter Teil zur Analyse und Einordnung der schwierigen Situation der @gruenehessen. Ich hoffe, damit ein paar offene Fragen beantworten zu können.
Gestern habe ich erklärt, warum die Kritik an den Grünen überzogen ist. Heute möchte daran anknüpfen und ein paar Fragen beantworten. Außerdem Thema: Politiker*innen, die gegen die Grünen empört aufgesprungen sind, sollten ganz still sein.
Zuerst die Frage: Wenn die @gruenehessen gegen den Weiterbau der #A49 sind, warum steht er dann im Koalitionsvertrag? Es nichts zu beschönigen. Der Rechtsweg war 2014 - bis auf das Verfahren zur Wasserrichtlinie (s.u.) - vollständig ausgeschöpft. 2/
Koalitionsverhandlungen sind von Tit-for-Tat geprägt. Für jede Position, die man selbst durchbringt, muss man der anderen Seite etwas zugestehen. Die CDU wollte sich im Vertrag unbedingt zur A49 bekennen. Das Land konnte rechtlich am Bau im Grundsatz nichts mehr ändern. 3/
Erinnert ihr euch, als ihr das erste mal einen Fuß in das Reichstagsgebäude setzen durftet? Wie ehrfürchtig und besonders sich das angefühlt hat, durch die zentralen Hallen der deutschen parlamentarischen Demokratie zu laufen. In der Schlange am Besuchercontainer zu stehen, 1/5
Diese massiven Steinstufen der Treppe hochzugehen, "dem deutschen Volke", die Säulen des Eingangsportals zu passieren, durch die Glastüren, in den Fahrstuhl auf die Besucherebene, aus der Kuppel heraus Berlin zu betrachten, vom Dach aus der Blick auf die anderen Gebäude im 2/5
Regierungsviertel. Und dabei durchgängig das Gefühl von Unerschütterlichkeit - das massive Gebäude so gut kontrolliert, überall Sicherheitsbeamte. Und doch wurde dieses demokratische Symbol gestern in seinen Grundfesten erschüttert. 3/5
Komme gerade aus dem @queeres_zentrum in #Göttingen und bin richtig sauer. Denn: Die Finanzierungsstruktur dieser wichtigen Anlauf-, Beratungs- und Vernetzungsstelle für queere Menschen ist gefährdet. Nicht nur in Gö, sondern in ganz Nds sind queere Projekte in Gefahr.
Was macht das Queere Zentrum?
Dort arbeiten zwei Hauptamtliche halbtags und ein ehrenamtlicher Vorstand. Sie bieten eine überregional anerkannte und oft genutzte Trans*Beratung an. Zudem stellt sie die Struktur für (Jugend-)Gruppen, die ihre Interessen organisieren.
Sie agieren auch als Interessensvertretung. Das Queere Zentrum kämpft um die Abschaffung des #TSG und die Verankerung der Interessen queerer Menschen auf allen Ebenen. Im Kern handelt es sich dabei um einen Kampf um Selbstbestimmung, Anerkennung und für Menschenrechte.
Erinnert ihr euch an die dramatische Blockade von einer Lesung von #DeMaiziere in #Göttingen? Der Stadtrat sieht in einer Resolution die #Meinungsfreiheit bedroht und spricht von einem Angriff auf die #Demokratie. Ein katastrophales Zeichen. Ein Thread
Klar ist das Vorgehen der Blockierenden zu verurteilen. Gewalt gegen Personen hat bei legitimen Protestaktionen nichts verloren. Die Idee der Demo, gegen die Türkeipolitik der #Bundesregierung zu protestieren, geriet in den Hintergrund, als das Sakko des Veranstalters zerriss.
Hier von einem "Angriff auf die Demokratie" (@FGuentzler) zu sprechen, schießt aber völlig übers Ziel hinaus. Wäre #DeMaiziere jetzt strukturell und wiederkehrend von Blockaden betroffen, müsste man von einem Angriff gegen seine Äußerungsfreiheit sprechen. ABER.
1/ Die #Antifa ist keine Institution, kein Verein oder Verband. Der Antifa fühlen sich all diejenigen Kräfte zugehörig, die sich gegen faschistische Phänomene stellen. Das können autonome Gruppen sein, aber auch Gewerkschaften, Parteien und NGOs.
2/ Dementsprechend handelt es sich eher um ein gesellschaftliches Bündnis, das verschiedene Akteur*innen aller Couleur in sich eint. Trotzdem wird "die Antifa" oft in der Öffentlichkeit so behandelt, als wäre sie eine "linksextremistische" Organisation
3/ Das ist ein Ergebnis rechter Agitationen, die versuchen, antifaschistischen Protest als gefährlich und terroristisch zu brandmarken und somit zu delegitimieren. Es gibt Zeitungen, die solche Statements ohne Kommentar verbreiten.