Gestern habe ich erklärt, warum die Kritik an den Grünen überzogen ist. Heute möchte daran anknüpfen und ein paar Fragen beantworten. Außerdem Thema: Politiker*innen, die gegen die Grünen empört aufgesprungen sind, sollten ganz still sein.
Zuerst die Frage: Wenn die @gruenehessen gegen den Weiterbau der #A49 sind, warum steht er dann im Koalitionsvertrag? Es nichts zu beschönigen. Der Rechtsweg war 2014 - bis auf das Verfahren zur Wasserrichtlinie (s.u.) - vollständig ausgeschöpft. 2/
Koalitionsverhandlungen sind von Tit-for-Tat geprägt. Für jede Position, die man selbst durchbringt, muss man der anderen Seite etwas zugestehen. Die CDU wollte sich im Vertrag unbedingt zur A49 bekennen. Das Land konnte rechtlich am Bau im Grundsatz nichts mehr ändern. 3/
Die Grünen hätten, um die Passage zu streichen, eigene Positionen aufgeben müssen. Auswirkungen auf die Rodungen hätte die Streichung nicht gehabt. Das lässt die Grünen nun in einem schlechten Licht dastehen. Schade. Doch das Problem ist nicht der Koalitionsvertrag. 4/
Das grundsätzliche Problem ist: Nirgendwo gibt es Mehrheiten GEGEN die Autobahn. In den Kreistägen, im Landtag, im Bundestag: überall befürworten CDU, SPD und FDP den Ausbau der A49. Ihr könnt euch sicher sein: Die Speerspitze einer Mehrheit gegen die Straße wären die Grünen. 5/
Man beachte: Im Jahr 2008, als das Verfahren zur Planfeststellung gerade angelaufen war, war es die SPD, die in den Koalitionsvertrag mit den Grünen diesen Abschnitt hineinverhandelte. Damals hatten die Grünen 10% und wären Juniorpartnerin einer Minderheitenregierung gewesen. 6/
Die Verhandlungsergebnisse waren mau, aber besser als eine Fortsetzung der rechten Regierung von Roland Koch. Die LINKE stimmte damals für die Duldung des Vertrages - und damit für eine Fortführung der noch offenen Verfahren Ausbau A49. Die Koalition scheiterte an der SPD. 7/
Um eine erste Bilanz zu ziehen: In der Geschichte der Auseinandersetzung um die A49 haben sich keine der beteiligten Parteien wirklich mit Ruhm bekleckert. Auch hier wieder das Problem: Es gibt keine Mehrheiten gegen die Autobahn. Was mich persönlich fassungslos macht! 8/
Dass aber ausgerechnet die SPD (@larsklingbeil und @MalteOppermann) und die LINKEN (@Janine_Wissler) auf den Empörungszug aufspringen, ist eine Verdrehung der Wirklichkeit und ist ein Trauerspiel im demokratischen Umgang miteinander. So erringen wir jedenfalls keine Mehrheit. 9/
Eine weitere Frage - wie verhält es sich mit dem BVerwG-Urteil zur Wasserrichtlinie? Ist das nicht noch ein Angriffspunkt? Die kurze Antwort: Nein. Das Gericht hat zwar Unzulänglichkeiten in der Planung festgestellt, jedoch ließen diese sich diese durch Anpassungen beheben. 10/
Die Wasserrichtlinie eignet sich also nicht, um das Projekt zu stoppen. Das war die letzte Auseinandersetzung, die juristisch zu einem Baustopp hätte führen können. Das Gutachten dazu wäre lt. Gericht nicht notwendig gewesen, es wurde trotzdem (hoffend) in Auftrag gegeben. 11/
Der Vorwurf, die grüne Fraktion hätte sich im #DanniBleibt nie gezeigt, stimmt nicht. Beispielsweise @katywalther1 war in den letzten Wochen ständig da im Versuch, zu vermitteln.
Auch hier muss man leider sagen: Die Möglichkeiten für Rechtsstreits sind ausgeschöpft. Es gibt zwei realistische Szenarien, was passiert, sollte @talwazir seine gesetzliche Verpflichtung zur Wahrnehmung des Bundesauftrags verweigern. 13/
Erstens: Wenn die Grünen nicht mehr kooperieren, werden die in der Fläche CDU-dominierten Landkreise ihrerseits Kooperationen verweigern. Ihre Kooperation ist aber essentiell, ohne sie ist ein Windenergieausbau und die Energiewende nicht möglich. Das wäre ein Rückschlag. 14/
Zweitens: Stellt sich das Verkehrsministerium quer, käme es wohl zum Koalitionsbruch. Das würde aber an den Mehrheiten für die Autobahn nichts ändern. Damit wären viele wichtige grüne Projekte vorbei, es gäbe eine GroKo-Mehrheit auf Landesebene. Die A49 würde dennoch gebaut. 15/
Es ist schwer erträglich, dass der regierende parlamentarische Arm der Umweltbewegung keine Handhabe haben soll. Die Wahrheit ist: Egal, was die @gruenehessen gerade tun, es wird nicht zum Erhalt des #Danni führen. Es ist ein gemeines Dilemma, in dem die Hessen stecken. 16/
Wir sollten uns als Umweltbewegung nicht spalten lassen, sondern gemeinsam die Verantwortlichen adressieren: Bundesregierung, Scheuer, STOPPT DEN BAU DER A49, stellt die Rodungen ein und ladet die Aktivist*innen zu einem Runden Tisch für die Zukunft der Verkehrspolitik ein! 17/
Es gibt viele Autobahnprojekte, die sich noch in der Planungsphase befinden. Mit eurer Unterstützung und den richtigen Mehrheiten können @Die_Gruenen diesen ökologischen Schwachsinn zu stoppen. ✊ 18/18
Es wird gerade von vielen Verbündeten der Grünen - beispielsweise #FFF - gegen die @gruenehessen geschossen. Während die Wut über die #A49 gerechtfertigt ist, so ungerechtfertigt sind die Grünen als Adressatin der Kritik. Ein Thread, der versucht, etwas Frieden zu stiften. 1/11
Der Kritik am Weiterbau der Autobahn schließe ich mich komplett an. Wer 2020 noch neue Autobahnen bauen will, macht eine komplett verfehlte Verkehrspolitik. Straßenneubauten wird dem Biodiversitätsverlust, der Klimakrise und den Bedürfnissen der Menschen nicht gerecht. 2/
Generell unterliegt Autobahnbau der Bundesauftragsverwaltung. Das bedeutet, dass Landesbehörden der Weisung des Bundes unterliegen. Landesregierungen haben da rechtlich keine Einflussmöglichkeit, sie sind an diese Gesetze gebunden und müssen den "Auftrag" des Bundes umsetzen. 3/
Erinnert ihr euch, als ihr das erste mal einen Fuß in das Reichstagsgebäude setzen durftet? Wie ehrfürchtig und besonders sich das angefühlt hat, durch die zentralen Hallen der deutschen parlamentarischen Demokratie zu laufen. In der Schlange am Besuchercontainer zu stehen, 1/5
Diese massiven Steinstufen der Treppe hochzugehen, "dem deutschen Volke", die Säulen des Eingangsportals zu passieren, durch die Glastüren, in den Fahrstuhl auf die Besucherebene, aus der Kuppel heraus Berlin zu betrachten, vom Dach aus der Blick auf die anderen Gebäude im 2/5
Regierungsviertel. Und dabei durchgängig das Gefühl von Unerschütterlichkeit - das massive Gebäude so gut kontrolliert, überall Sicherheitsbeamte. Und doch wurde dieses demokratische Symbol gestern in seinen Grundfesten erschüttert. 3/5
Komme gerade aus dem @queeres_zentrum in #Göttingen und bin richtig sauer. Denn: Die Finanzierungsstruktur dieser wichtigen Anlauf-, Beratungs- und Vernetzungsstelle für queere Menschen ist gefährdet. Nicht nur in Gö, sondern in ganz Nds sind queere Projekte in Gefahr.
Was macht das Queere Zentrum?
Dort arbeiten zwei Hauptamtliche halbtags und ein ehrenamtlicher Vorstand. Sie bieten eine überregional anerkannte und oft genutzte Trans*Beratung an. Zudem stellt sie die Struktur für (Jugend-)Gruppen, die ihre Interessen organisieren.
Sie agieren auch als Interessensvertretung. Das Queere Zentrum kämpft um die Abschaffung des #TSG und die Verankerung der Interessen queerer Menschen auf allen Ebenen. Im Kern handelt es sich dabei um einen Kampf um Selbstbestimmung, Anerkennung und für Menschenrechte.
Erinnert ihr euch an die dramatische Blockade von einer Lesung von #DeMaiziere in #Göttingen? Der Stadtrat sieht in einer Resolution die #Meinungsfreiheit bedroht und spricht von einem Angriff auf die #Demokratie. Ein katastrophales Zeichen. Ein Thread
Klar ist das Vorgehen der Blockierenden zu verurteilen. Gewalt gegen Personen hat bei legitimen Protestaktionen nichts verloren. Die Idee der Demo, gegen die Türkeipolitik der #Bundesregierung zu protestieren, geriet in den Hintergrund, als das Sakko des Veranstalters zerriss.
Hier von einem "Angriff auf die Demokratie" (@FGuentzler) zu sprechen, schießt aber völlig übers Ziel hinaus. Wäre #DeMaiziere jetzt strukturell und wiederkehrend von Blockaden betroffen, müsste man von einem Angriff gegen seine Äußerungsfreiheit sprechen. ABER.
1/ Die #Antifa ist keine Institution, kein Verein oder Verband. Der Antifa fühlen sich all diejenigen Kräfte zugehörig, die sich gegen faschistische Phänomene stellen. Das können autonome Gruppen sein, aber auch Gewerkschaften, Parteien und NGOs.
2/ Dementsprechend handelt es sich eher um ein gesellschaftliches Bündnis, das verschiedene Akteur*innen aller Couleur in sich eint. Trotzdem wird "die Antifa" oft in der Öffentlichkeit so behandelt, als wäre sie eine "linksextremistische" Organisation
3/ Das ist ein Ergebnis rechter Agitationen, die versuchen, antifaschistischen Protest als gefährlich und terroristisch zu brandmarken und somit zu delegitimieren. Es gibt Zeitungen, die solche Statements ohne Kommentar verbreiten.