Erinnert ihr euch an die dramatische Blockade von einer Lesung von #DeMaiziere in #Göttingen? Der Stadtrat sieht in einer Resolution die #Meinungsfreiheit bedroht und spricht von einem Angriff auf die #Demokratie. Ein katastrophales Zeichen. Ein Thread
Klar ist das Vorgehen der Blockierenden zu verurteilen. Gewalt gegen Personen hat bei legitimen Protestaktionen nichts verloren. Die Idee der Demo, gegen die Türkeipolitik der #Bundesregierung zu protestieren, geriet in den Hintergrund, als das Sakko des Veranstalters zerriss.
Hier von einem "Angriff auf die Demokratie" (@FGuentzler) zu sprechen, schießt aber völlig übers Ziel hinaus. Wäre #DeMaiziere jetzt strukturell und wiederkehrend von Blockaden betroffen, müsste man von einem Angriff gegen seine Äußerungsfreiheit sprechen. ABER.
Das ist er nicht! De Maizière ist als Bundestagsabgeordneter und ehem. Minister in einer privilegierten Position. Wenn er mediale Aufmerksamkeit will, bekommt er sie. Er kann seine Meinung durchgängig frei äußern. Seine Meinungsfreiheit ist nach dem Abend in Göttingen unversehrt.
Die Blockade war kein Angriff auf die Demokratie, sondern bewegt sich im Spannungsfeld von Äußerungs- und Protestfreiheit. Protest. Punktuell dämlicher, weil handgreiflicher Protest. Aber auch: Von der Meinungsfreiheit gedeckter Protest.
Widerspruch, auch disruptiver Art, muss eine Demokratie aushalten können. Es ist zudem ein riesiger Unterschied, ob man in einer privilegierten Position Widerspruch erfährt (wie #DeMaiziere), oder ob man für seine Meinung wirklich bedroht wird (@Luisamneubauer, @BelitOnay usw.).
Erinnern wir uns an das Urteil im Fall @RenateKuenast, die man mit unsäglichen Dingen im Namen der Meinungsfreiheit beschimpfen darf. Denken wir an soziale Medien, die Meinungen einen nie dagewesenen Resonanzraum verschaffen. Aus dieser Perspektive sind Meinungen so frei wie nie.
Der Mythos, die Meinungsfreiheit sei in Gefahr, kommt urspr. von der der Neuen Rechten, insb. der #AfD. Sie versucht, den Narrativ zu verbreiten, es gäbe so etwas wie eine linke Meinungsdiktatur, nur weil sie für #Rassismus u. co. Widerspruch erfährt. Die CDU mimt diese Logik.
Dabei greift gerade die AfD demokratische Institutionen an, setzt auf die Verächtlichmachung von Presse und politischer Konkurrenz. Sie will ein Milieu erzeugen, dass ihre autoritäre Revolte an. Zu was führt das?
Vor zwei Wochen gab es einen mutmaßlich rechtsextrem motivierten Brandanschlag auf ein linkes Hausprojekt in Göttingen und Hakenkreuze am Campus. Es herrscht eine Stimmung der Einschüchterung. Seit Monaten wissen wir um rechte Morddrohungen gegen demokratische Politiker*innen.
Wer sich einbringt, sollte sich nicht fürchten müssen. Ich jedenfalls habe in jedem politischen Treffen Angst, angegriffen zu werden. Vielen geht es so. DAS ist ein Angriff auf Demokratie und Meinungsfreiheit. Dazu sollten sich Stadträte verhalten.
Können wir also bitte auf dem Boden der Tatsachen bleiben? Der Angriff auf die Demokratie kommt von Rechts. Wer das Gegenteil behauptet, hilft den #Antidemokraten der #AfD. Wann beginnen die Konservativen, aus der Vergangenheit, aus #Thüringen zu lernen?
Die #CDU in Göttingen hat im Rat oft "versäumt", Resolutionen gegen Nazis mitzutragen. Dass sie die Blockade jetzt instrumentalisiert, mutet geradezu weinerlich an. Dass die Grüne Ratsfraktion die Resolution unterschrieben hat, halte ich für einen Fehler.
In der grünen Fraktionssitzung am Mittwoch wurde bestärkt, sich an der Resolution beteiligen zu wollen. Nicht optimal. Aber in einer Partei darf man sich auch mal uneins sein. Nächstes mal gibt es einen Antrag zu den Nazischmierereien. Wie wird sich die CDU dann verhalten?
Das ist meine persönliche Meinung, die von vielen im Stadtvorstand und Kreisvorstand der Grünen in Göttingen geteilt wird. Pressemitteilung folgt. @GrueneGoe@goetageblatt@soulmib
@GrueneGoe@goetageblatt@soulmib EDIT: Oben soll es heißen, dass AfD ein Milieu erzeugen möchte, "das ihre autoritäre Revolte willig mitträgt".
EDIT: Hier geht es zur Pressemitteilung von Stadt- und Kreisvorstand der Grünen Göttingen: gruenlink.de/1o69
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Gestern habe ich erklärt, warum die Kritik an den Grünen überzogen ist. Heute möchte daran anknüpfen und ein paar Fragen beantworten. Außerdem Thema: Politiker*innen, die gegen die Grünen empört aufgesprungen sind, sollten ganz still sein.
Zuerst die Frage: Wenn die @gruenehessen gegen den Weiterbau der #A49 sind, warum steht er dann im Koalitionsvertrag? Es nichts zu beschönigen. Der Rechtsweg war 2014 - bis auf das Verfahren zur Wasserrichtlinie (s.u.) - vollständig ausgeschöpft. 2/
Koalitionsverhandlungen sind von Tit-for-Tat geprägt. Für jede Position, die man selbst durchbringt, muss man der anderen Seite etwas zugestehen. Die CDU wollte sich im Vertrag unbedingt zur A49 bekennen. Das Land konnte rechtlich am Bau im Grundsatz nichts mehr ändern. 3/
Es wird gerade von vielen Verbündeten der Grünen - beispielsweise #FFF - gegen die @gruenehessen geschossen. Während die Wut über die #A49 gerechtfertigt ist, so ungerechtfertigt sind die Grünen als Adressatin der Kritik. Ein Thread, der versucht, etwas Frieden zu stiften. 1/11
Der Kritik am Weiterbau der Autobahn schließe ich mich komplett an. Wer 2020 noch neue Autobahnen bauen will, macht eine komplett verfehlte Verkehrspolitik. Straßenneubauten wird dem Biodiversitätsverlust, der Klimakrise und den Bedürfnissen der Menschen nicht gerecht. 2/
Generell unterliegt Autobahnbau der Bundesauftragsverwaltung. Das bedeutet, dass Landesbehörden der Weisung des Bundes unterliegen. Landesregierungen haben da rechtlich keine Einflussmöglichkeit, sie sind an diese Gesetze gebunden und müssen den "Auftrag" des Bundes umsetzen. 3/
Erinnert ihr euch, als ihr das erste mal einen Fuß in das Reichstagsgebäude setzen durftet? Wie ehrfürchtig und besonders sich das angefühlt hat, durch die zentralen Hallen der deutschen parlamentarischen Demokratie zu laufen. In der Schlange am Besuchercontainer zu stehen, 1/5
Diese massiven Steinstufen der Treppe hochzugehen, "dem deutschen Volke", die Säulen des Eingangsportals zu passieren, durch die Glastüren, in den Fahrstuhl auf die Besucherebene, aus der Kuppel heraus Berlin zu betrachten, vom Dach aus der Blick auf die anderen Gebäude im 2/5
Regierungsviertel. Und dabei durchgängig das Gefühl von Unerschütterlichkeit - das massive Gebäude so gut kontrolliert, überall Sicherheitsbeamte. Und doch wurde dieses demokratische Symbol gestern in seinen Grundfesten erschüttert. 3/5
Komme gerade aus dem @queeres_zentrum in #Göttingen und bin richtig sauer. Denn: Die Finanzierungsstruktur dieser wichtigen Anlauf-, Beratungs- und Vernetzungsstelle für queere Menschen ist gefährdet. Nicht nur in Gö, sondern in ganz Nds sind queere Projekte in Gefahr.
Was macht das Queere Zentrum?
Dort arbeiten zwei Hauptamtliche halbtags und ein ehrenamtlicher Vorstand. Sie bieten eine überregional anerkannte und oft genutzte Trans*Beratung an. Zudem stellt sie die Struktur für (Jugend-)Gruppen, die ihre Interessen organisieren.
Sie agieren auch als Interessensvertretung. Das Queere Zentrum kämpft um die Abschaffung des #TSG und die Verankerung der Interessen queerer Menschen auf allen Ebenen. Im Kern handelt es sich dabei um einen Kampf um Selbstbestimmung, Anerkennung und für Menschenrechte.
1/ Die #Antifa ist keine Institution, kein Verein oder Verband. Der Antifa fühlen sich all diejenigen Kräfte zugehörig, die sich gegen faschistische Phänomene stellen. Das können autonome Gruppen sein, aber auch Gewerkschaften, Parteien und NGOs.
2/ Dementsprechend handelt es sich eher um ein gesellschaftliches Bündnis, das verschiedene Akteur*innen aller Couleur in sich eint. Trotzdem wird "die Antifa" oft in der Öffentlichkeit so behandelt, als wäre sie eine "linksextremistische" Organisation
3/ Das ist ein Ergebnis rechter Agitationen, die versuchen, antifaschistischen Protest als gefährlich und terroristisch zu brandmarken und somit zu delegitimieren. Es gibt Zeitungen, die solche Statements ohne Kommentar verbreiten.