Es ist einigermaßen faszinierend, dass es @zeitonline auch am Vorabend von #VoteThisCAPdown nicht für nötig hält, auch nur einen einzigen kritischen oder zumindest angemessen einordnenden Text zur EU-Agrarpolitik online zu stellen. Wie bei jedem klimapolitischen Großereignis in
den letzten Wochen gibt’s nur aus Agenturen zusammengeklöppelte & entsprechend oberflächliche Stücke. Als wäre die #Klimakrise etwas, das man wegmelden kann.
Dabei stellt die Redaktion bei #Corona ja seit Monaten unter Beweis, dass sie Wissenschaftsjournalismus eigentlich kann.
Dass sie weiß, was exponentielle Kurven bedeuten; dass auch abstrakte wissenschaftliche Werte politische & reale Auswirkungen haben. Dass nicht jede politische Meinung gleich gewichtet werden kann, weil sie wissenschaftlich teils einfach Bullshit sind. Und entsprechend weniger
Platz & eine kritische Einordnung verdienen.
Der Unterschied hier: Zu Corona musste sich die gesamte Redaktion mindestens in die Grundlagen einarbeiten, viele sehr viel tiefer - einige sind über die Zeit selbst zu Expert:innen geworden. Deswegen gibt es angeregte & kritische
Diskussionen in den Redaktionskonferenzen, Kolleg:innen können sich gegenseitig kritisieren, Probleme & politische Lösungsvorschläge auf Grundlage eigenen Wissens selbst einschätzen. Für die Klimakrise hingegen gibt es offenbar nicht eine:n Expert:in im Politik- o Wissensressort.
Geschweige denn eine Redaktion, die informiert darüber diskutieren und klimapolitische Themen entsprechend angemessen kritisieren oder bewerten kann. Ich hoffe, das ändert sich schnell. Denn auf eure Expertise vertrauen Tausende von Leser:innen, @zeitonline.
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Aus politischer & psychologischer Sicht sehr lesenswert, wie @tinchilla & @ecraether im @DIEZEIT-Interview immer wieder versuchen, der kognitiven Dissonanz von Joschka Fischer zur #Klimakrise beizukommen.
Einerseits kennt er die Kipppunkte; weiß, dass die Klimaschutzmaßnahmen immer radikaler ausfallen müssen, umso länger wir warten & erkennt an, dass sich @FridayForFuture aus ‚zwingenden Gründen’ auf ‚das Jetzt & die nähere Zukunft‘ konzentrieren.
Andererseits kritisiert er ihre Kompromisslosigkeit (als wäre das nicht die der Physik) & beharrt darauf, dass im Parlament nur alle 4 Jahre Mehrheiten geändert & Kompromisse nur langsam errungen werden können. (Obwohl die planetaren Grenzen keine Kompromisse anerkennen werden.)
Wer sich fragt, warum ich oder etwa @TerliWetter hier manchmal so emotional werden, was die #Klimakrise betrifft, kann sich natürlich wundern, was bei uns geht.
Oder ihr könnt euch fragen, was ihr vielleicht verpasst habt.
Ich frag mich ehrlich gesagt, warum alle so ruhig bleiben, immer weitermachen & so tun als wären die #Klimakrise oder das #Artensterben auch nur ansatzweise unter Kontrolle. Oder als hätte beides nicht sehr bald dramatische Konsequenzen für unsere ganz persönliche Zukunft.
Solange nicht mehr Journalist:innen das Thema ernst nehmen, sich informieren, entsprechend in Redaktionskonferenzen für Themen eintreten oder selbst klar über diese Krisen sprechen & berichten - solange wird sich dran auch nichts ändern. Das haben wir 30 Jahre lang gesehen.
Diese Frage ist ein gutes Beispiel, wie wir Journalist:innen die Gefahren & Ausmaße der Klimakrise oft (unabsichtlich) dramatisch runterspielen. Schon die Fragestellung ist biased. ‚Oder der Klimaschutz, der die Lebensgrundlagen für Milliarden von Menschen retten würde?‘, ...
Ich denke, das liegt vor allem daran, dass vielen Kolleg:innen noch immer nicht klar ist, wie akut die aktuelle Situation ist & wie weitreichend die Auswirkungen auf unser Leben sein werden - schon in den nächsten 10, 20, 30 Jahren.
Jede:r Journalist:in muss wissen:
- Was ist das CO2-Budget & wie viel haben wir noch?
- Was sind Kipppunkte & was lösen sie aus?
- Was bedeuten 1,5, 2, 3 oder 4 Grad globale Erwärmung für die Lebensbedingungen von uns Menschen? Oder sogar 6 oder 8, weil sich die Entwicklung evtl
Ich hatte lange Argumente, warum ich mich nicht in die Klima-Debatte einbringen müsse. Weil andere sich kümmern; weil es viele andere Probleme gibt; weil ja alle ein Interesse haben, dass wir lebenswerte Bedingungen auf der Erde erhalten & deswegen schon alles gut gehen wird.
Das ist es, was viele von uns Erwachsenen in unserem Leben gelernt zu haben meinen. Schlimme Dinge passieren, aber am Ende kommt es nicht so schlimm wie gedacht. Viele von uns können sich nicht vorstellen, dass die @sciforfuture mit ihren Prognosen wirklich recht behalten sollen.
Für dieses Jahr ist das vermutlich zu knapp, @reporterforum, aber wie wäre es angesichts der Bedeutung des Themas denn mit der Kategorie #Klimaberichterstattung? Das betrifft ja längst nicht nur die Wissenschaftsreportagen. Und ja, @tazgezwitscher vergibt schon den Panter-Preis..
Beide haben auch gefragt, woran es liegt, dass viele das nicht sehen und diese Krise nicht entsprechend behandelt wird. Vielleicht auch an der Klima-Berichterstattung?