#Covid_19 #Quarantäne #Schule #PsychologischerFußabdruck der #Pandemie

Welche pädagogisch-psychologischen Auswirkungen hat Quarantäne auf Kinder und Familien?
Ergebnisse eines Umbrella-Reviews
(wertet vorliegende Reviews unter einer neuen Fragestellung aus): Ein Thread 1/16
In die Analyse wurden 7 internationale Review-Studien (Rapid Reviews, Systematic Reviews sowie eine Meta-Analyse) einbezogen, die insgesamt 116 Studien ausgewertet haben. Nach Abzug der Überschneidungen bleiben 66 Studien, die durch unsere Untersuchung einbezogen wurden. 2/16
Für die Suche wurden die Suchmaschinen scholar.google sowie pubmed genutzt. Als Such-Algorithmus wurde die Funktion „quarantine and review and family or children or youth“ genutzt. Anschließend wurden alle Quellen, die doch Einzelstudien waren, ausgeschlossen und 3/16
der Zeitraum auf das Jahr 2020 begrenzt.
Neben den erwartbaren Ergebnissen, dass Quarantäne ein erhebliches Risiko für psychosoziale Folgen birgt (vor allem Stress, Depressionen, Ängste sowie Post-Traumatische-Belastungsstörung PTBS) ergaben sich 4/16
für Familien und Kinder folgende interessante Ergebnisse:
Menschen über 55 Jahren neigen zur Entwicklung depressiver Symptome, Menschen unter 55 Jahren (also die Eltern-Generation) entwickeln eher Symptome einer PTBS. Dies betrifft zwischen 15-30 % Betroffener [6] 5/16
Diese Symptome hielten teilweise noch 3 Jahre nach der Quarantäne an [2;4]. Bei Kindern bestand eine extrem hohe Korrelation zu einer parallelen PTBS bei einem Elternteil [6]. Wie oft Kinder eine PTBS entwickeln, wurde unterschiedlich bewertet zwischen 6,2% und 30% [2;3] 6/16
Für Erwachsene gilt, dass das Risiko erheblicher psychischer Folgewirkungen durch Quarantäne ansteigt, wenn sie als Eltern mit mindestens einem Kind zusammenleben [7]. Insgesamt zeigt sich aber, dass unter 16-Jährige ein höheres Risiko für negative psychologische 7/16
Folgen einer Quarantäne haben als Erwachsene [7], wobei die 3-6-Jährigen noch einmal als besonders vulnerabel betrachtet werden müssen [3]. Dabei stehen im Vordergrund: Anpassungsstörungen (16.7%), akute Belastungsstörungen (16,7%), Trauer (o.A.) [3] 8/16
Aufmerksamkeitsproblem und erhöhte Unruhe (bei Kleinkindern: 77%) [3] sowie Gefühle der Hilflosigkeit (66,1%), Besorgtheit (68,6%) und Angst (62%) [1]. Viele Kinder zeigten auch nach der Quarantäne anhaltende Probleme und einen Leistungsabfall 9/16
in der Schule [3]. In der Familiendynamik zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Stresserleben der Eltern und einer Zunahme von häuslicher Gewalt [7]. 42% befragter Eltern gaben an, dass sich die Interaktionsformen innerhalb der Familie 10/16
während der Quarantäne verschlechterten und dies auch dauerhaften Einfluss auf das Familienleben hatte [3]. Unter Stress steigerte sich auch besonders bei Männern und besonders bei höherem Einkommen der Alkoholkonsum [6;4], was teilweise noch 3 Jahre nach 11/16
der Quarantäne fortbestand [7]. Zusammenfassend zeigten sich über alle Studien hinweg in 70% der Familien akute soziale und emotionale Probleme, und in etwas mehr als 30% aller Familien gravierende und auch über die Quarantänezeit hinausreichende psychische Folgewirkungen. 12/16
Als besonders gravierende Einflussfaktoren auf die Situation von Familien können festgehalten werden: Finanzielle Situation und fehlende Sicherheit [2;6;7], psychische Vorerkrankungen [2;6], akute Versorgungsengpässe auf Grund fehlender Netzwerke [2;7], 13/16
soziale Isolation/ fehlendes Netzwerk schon vor der Quarantäne [3;6], Gefühl der Stigmatisierung (über 50%) [2;4], niedriger Bildungsstatus [6;7] sowie bei Kindern die fehlenden Spielmöglichkeiten mit Gleichaltrigen und fehlende Spielmöglichkeiten und Spielplätze [5] 14/16
Link eins scheint deaktiviert. Hier aktualisiert:

[1] indjsp.org/article.asp?is…

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15 Sep
#COVID_19 & #Schule – ein Thread
Die Diskussion um #Schulöffnung droht gerade das „Siehste-Nievau“ zu erreichen. Wenn wir mal alle tief Luft holen, könnten wir feststellen, dass die Situation komplex genug ist, kommt jetzt Rechthaberei ist Spiel, wird’s endgültig unmöglich. 1/25
Wir können natürlich fortsetzen und medizinische #Evidenzen mit dem Hinweis, sie seien „wahrer“ als Einzelfälle und jeden einzeln bekanntwerdenden Fall von #Schulschließungen und #Infektionen in der #Schule gegeneinander und aufeinander hauen, können schimpfen, klagen 2/25
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