Nach langer Überlegung hier ein Thread, d. einer Veranschaulichung & medizinischen Beschreibung f. Laien zu einigen wenigen TEILASPEKTEN von #COVID19 aus Sicht eines Intensivmediziners dienen soll:
Häufig wird #COVID-19 mit #Grippe (verursacht durch #Influenza Viren) verglichen.
Hier gibt's auf den ersten Blick ja auch einige Gemeinsamkeiten. Beides sind z.B. Viruserkrankungen & beide können zu (schweren) Lungenentzündung führen. Beide können tödlich enden, wobei „die Influenza“ für kleine Kinder & ältere Menschen besonders gefährlich ist,
während #SarsCoV2 v.a. f. ältere Menschen besonders gefährlich zu sein scheint.
Gibt aber auch wesentl. Unterschiede, d. sich herausstellen & #COVID19 erfahrenen Ärzt:innen auch klinisch auffallen. Inkubationszeit & Krankheitsentw. scheinen b. Influenza schneller & eindeutiger.
Solche Patient:innen fallen dadurch auch früher auf. #COVID19 Patient:innen zeigen durchschnittlich eine längere Inkubationszeit, werden evtl. später erkannt & stecken durchschnittlich mehr Personen an. #COVID19 Verläufe sind unterschiedlich stark ausgeprägt.
Auf einem CT Bild sieht man bei normalen Lungen beinahe symmetrische schwarzen Strukturen v. funktionsfähigem Lungengewebe. Auf d. CT eines #COVID19 Patienten m. einer schweren Lungenentzündung (Alveolitis) sieht man,
wie das zuvor funktionsfähige (schwarze) Lungengewebe seine Funktion verliert (& weiss wird) & nicht mehr an der Aufnahme von Sauerstoff (O2) teilnimmt. Für Bild siehe Tweet von @DienstNavom. Ein erster O2-Mangel f. d. ausreichende Versorgung d. Körpers ist die Folge.
Ja, solche Bilder können auch durch andere Erkrankungen entstehen, aber es gibt viel zu viele Beispiele v. jungen #COVID19 Pat. (mein letzter = 47J alt) mit solchen für COVID19 typischen Bildern. Die Ursache für die unterschiedlichen Verläufe scheinen noch nicht gänzlich geklärt.
Davon abgesehen, d. ältere Patient:innen dtl. schwerer betroffen sind als jüngere, scheint es Risikofaktoren zu geben, d. schwere Verläufe begünstigen. Kommt es zu schweren COVID-19 Verläufen, entwickelt sich dann nach meiner Erfahrung d. Verschlechterung auch plötzlich & rapide.
Ein weiteres wesentliches Merkmal v. #COVID19 ist, dass die Patient:innen trotz ausgeprägten O2-Mangels häufig keine Atemnot verspüren & z. T. deshalb auch erst spät mit d. wirklichen Ausprägung d. Erkrankung vorstellig werden. Die fehlende Atemnot ist dadurch zu erklären,
dass #SarsCoV2 nicht nur eine Entzündung an den Lungenbläschen auslöst, sondern auch eine Entzündung an den Innenseiten der Blutgefäße verursacht (Endotheliitis). Hierdurch kommt es zur Ausbildung von (Mikro-)Thromben & zu einem Umbauprozess in bzw. an d. Gefäßen.
Die Folge ist eine Art „Umgehungskreislauf“ (sog. Rechts-Links-Shunt). Das Blut strömt in d. umgebauten & umgelenkten Gefäßen nun a. d. Lunge vorbei & direkt zurück in d. großen Körperkreislauf, ohne zwischenzeitlich in den Lungen mit O2 aufgefüllt worden zu sein.
Die Folge ist eine nochmalige Verschlechterung d. O2-Aufnahme zusätzlich zur Situation im Rahmen d. Lungenentzündung. Da „Atemnot“ jedoch v.a. durch Anstieg v. CO2 im Körper vermittelt wird, die Abatmung v. CO2 allerdings aus (patho-)physiologischen Gründen weiterhin möglich ist,
verspüren diese Pat. trotz d. O2-Mangels oft keine Atemnot.
Zusammengefasst haben wir nun eine Kombination aus 3 Aspekten: 1. Durch Lungenentzündung (Alveolitis) wird O2 schlechter aufgenommen. 2. Durch Umgehungskreislauf wird weniger O2 an d. Blut abgegeben (Re-Li-Shunt).
3. Durch Bildung kleiner Thromben besteht d. Gefahr, dass sich zunehmend große Thromben bilden und damit eine Durchblutungsstörung auch anderer Organe mit Funktionsausfall begünstigen (u.a. Folge der Endotheliitis).
Müssen Patient:innen beatmet werden, sind d. Beatmungszeiten n. aktuellem Stand meist lang, woraus auch lange Verweildauern a. Intensivstation resultieren. Im schlechtesten Fall reicht eine künstliche Beatmung nicht mehr aus, um die Patient:innen am Leben zu erhalten.
Dann kann auch eine O2-Gabe über direkte Zuführung in d. Blut (durch ECMO) notwendig werden, was nur speziellen Zentren vorbehalten- & aufgrund verschiedener Ursachen nicht immer möglich ist. Gelingt dies nicht, führt der O2-Mangel od. weitere Komplikationen unweigerlich zum Tod.
Fasst man nun also zusammen, zeigt sich das folgende Phänomen:
durch lange Inkubationszeit, viele Ansteckungen & lange Beatmungszeiten, entsteht ein erhöhtes Aufkommen vieler (Intensiv-)Patient:innen zum gleichen Zeitpunkt in d. Klinik und auf Intensivstation.
Hieraus kann rasch eine „Überforderung“ vorhandener Krankenhaus- und Intensivkapazitäten in den Regionen entstehen, wie wir es z.B. aus Spanien, Italien und anderen Ländern kennen und in solch einem Ausmaß von der Influenza bis heute nicht gesehen haben.
Folge ist schlechtestenfalls, d. unerfahrenes, nicht intensivmed. Personal hinzugezogen werden muss, um schwerkranke #COVID19 Patient:innen zu behandeln. Unweigerlich haben diese Paitent:innen in solchen Momenten d. Überforderung d. Gesundheitssyst. schlechtere Überlebenschancen.
Man würde ja auch nicht von Kfz-Mechatronikern erwarten wollen, in Notsituationen einfach als Flugzeugmechaniker zu arbeiten & dasselbe qualitative Ergebnis zu erzielen (obgleich auch er ein Mechaniker ist).
Um genau dies zu vermeiden, werden #FlattenTheCurve, #MaskeAuf & #HaltetAbstand beworben, denn d. ist d. Beitrag, d. jeder heute leisten kann, um d. hier beschriebene Szenario zu verhindern.
Dieser Thread soll keine Angst machen. Es gibt viele schlimme Erkrankungen. Keine Frage.
Aber #COVID19 zu verharmlosen, hat wirklich keinen Sinn. JETZT haben wir d. Chance, durch gemeinschaftl. Handeln, Überforderung d. Gesundheitsystems & so unnötige Todesfälle zu vermeiden & d. Beste f. Pat. & diejenigen, d. sie betreuen herauszuholen. Dafür mein herzlicher Dank.
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Wertschätzung. So wichtig. Und so oft fehlinterpretiert.
Da bekommt man doch glatt als Führungskraft beigebracht, man müsse Wertschätzung zeigen, um Mitarbeitende zu halten und neue zu gewinnen. Dies sei Voraussetzung in einer modernen #Führungskultur.
1/9
Und was macht so manche Führungskraft daraus?
Verteilt Ostereier und Weihnachtsmänner, platziert den viel zitierten #Obstkorb, der angeblich nicht mehr ausreichend sei und denkt über den berühmten #Tischkicker nach.
2/9
Und dann, ganz zum Schluss, wundert man sich, dass die treulosen Mitarbeitenden nicht zufrieden mit „Brot & Spielen“ sind & auch noch äußern, dass Wertschätzung zu vermissen sei.
Was ist passiert? Wie kann das sein?
Sind denn wirklich alle Mitarbeitenden undankbar?
3/9
Psychologische Sicherheit (PS) spielt eine wichtige Rolle bei d. Verbesserung von Teamleistung & Wohlbefinden in #HighPerformanceTeams.
PS ist die Gewissheit, dass man nicht bestraft oder gedemütigt wird, wenn man seine Ideen, Fragen, Bedenken oder Fehler äußert.
Der Artikel "Psychological safety and emergency department team performance: A mixed-methods study" untersucht, wie PS das Teamverhalten im #Notfallteam im #Krankenhaus beeinflusst.
2/12
Zunächst wurden quantitative Daten durch Verwendung eines standardisierten Fragebogens erhoben, der auf der „Psychological-Safety-Skala“ basiert. Der Fragebogen wurde an Mitglieder v. Notfallteams in verschiedenen Kliniken verteilt, um das Maß an PS im #Team zu messen.
#Notaufnahme|n arbeiten seit langem über jedes Limit hinaus. #Notfallmedizin|ische Strukturen & Prozesse im Zusammenspiel zwischen #Rettungsdienst, ambulanter Versorgung & stationärer Behandlung sind veraltet.
Zwischen d. Fronten stehen d. #Notaufnahme|n.
Einerseits stets zur #notfallmedizin|ischen Versorgung verpflichtet, werden d. überlasteten #Notaufnahme|n von vielerlei Seiten bewusst missbraucht. Andererseits stehen in vielen Beispielen keine ambulanten & rasch anzusteuernden Ressourcen als Alternative zur Verfügung.
Gleichzeitig gehören #Notaufnahme|n zu den letzten Abteilungen in Krankenhäusern, die keine Personaluntergrenze erfüllen müssen. Auch für die Refinanzierung von (Funktions-) #Pflege|kräften fehlt ein eindeutiges Statement von G-BA & Gesetzgeber.
Eine der gefährlichsten #Diagnosen in der (#Notfall-)Medizin ist die "Verschlechterung des Allgemeinzustandes" (AZ-Verschlechterung). Und das aus 2 Gründen:
1. es scheint keine konkrete Ursache für den aktuell schlechten Gesundheitszustand benannt werden zu können & es kann "alles" dahinterstecken.
2. Durch die Bezeichnung AZ-Verschlechterung werden teilweise lebensbedrohliche Erkrankungsbilder im Alltag verharmlost.
Beispiel:
Einweisung eines #Notfall|patienten mit AZ-Verschlechterung.
Wohl seit 5 Tagen #Covid positiv getestet.
Er sei mit seinen Vitalparametern stabil.
Sofort nach Übernahme zeigen sich im Monitor eine Herzfrequenz knapp 100/Min & ein systolischer Blutdruck >100/Min.
Für die initiale (#Notfall)-Befundung eines Röntgen-Thorax braucht es aus meiner Sicht ein Konzept, damit man nichts vergisst, wenn es in #Notaufnahme|n mal wieder richtig rund geht.
Die ABCDE-Herangehensweise hab‘ ich bei ATLS kennen- & schätzen gelernt… sebastian-casu.com/roentgen-throa…
Effect of Fluid Bolus Administration on Cardiovascular Collapse Among Critically Ill Patients Undergoing Tracheal Intubation: A Randomized Clinical Trial | Acid Base, Electrolytes, Fluids | JAMA | JAMA Network jamanetwork.com/journals/jama/…
Kritisch kranke Patient:innen reagieren nach Narkoseeinleitung natürlich oft deutlicher mit einer Kreislaufinsuffizient, als es "gesunde" Patient:innen tun. Auf der Suche nach Möglichkeiten, einem zu sehr ausgeprägten Blutdruckabfall entgegenzuwirken, wurde die PREPARE-II Studie
durchgeführt und die Ergebnisse im Juni in JAMA veröffentlicht. 1.067 Teilnehmende wurden in die Studie eingeschlossen, 538 erhielten einen 500ml-Bolus kristalloider Infusionslösung vor Narkoseeinleitung. 527 Patient:innen blieben als Kontrollgruppe ohne Infusionsbolus.