Ich möchte auf den sehr schönen Artikel von Constanze Giese hinweisen: Antinomie statt Autonomie. In: Ethik Med 2019:31:305-323.
S. 307: "Analog lässt sich für Entscheidungsprozesse auf der Mesoebene und Mikroebene, insbesondere in Krankenhäusern, ebenfalls feststellen, dass 1/3
die Perspektive der Pflegeseite bisland wenig durchsetzungsmächtig war und zeitweise dezidiert zurück gedrängt wurde. Als Beispiele für Entscheidungen auf der Mesoebene sind hier die in aller Regel gegen die Vertretung der Pflege durchgesetzten Stellenkürzungen im 2/3
Pflegedienst trotz Fallzahlsteigerungen insbesondere in den Jahren 1995-2007 verwiesen, die, was die Arbeitsverdichtung und Steigerung der Fallzahlen pro Pflegekraft betrifft, bis heute nicht kompensiert sind." 3/3
Giese identifziert #Pflegeberufe als unterdrückte Gruppe, die auch Ungerechtigkeit erfährt. Diese Ungleichheit, die #Pflegeberufe erfahren sowie auch die unterschiedliche Verteilung der Privilegien, die von privilegierten Gruppen geschützt werden, machen es nachvollziehbar. 1/2
Vor Augen haltend, dass in Pandemie #Pflegeberufe wieder als aufopfernd und Helden dargestellt werden, verdeutlicht die unterpriviligierte Position dieser Berufsgruppe im Gesundheitswesen.
Sehr schön, Giese, S. 316: "Diese von Marginalisierung betroffenen Gruppen werden gezielt in den Pflegearbeitsmarkt sozialisiert und damit wiederum in eine unterdrückte, weil von Ausbeutung bedrohte Gruppe (der Careworker s. oben). Das ist auch deshalb interessant, weil den 1/5
genannten Gruppen mit dem Eintritt in den Pflegearbeitsmarkt genau die gesellschaftliche Teilhabe und damit ein Ende ihrer Marginalisierung in Aussicht gestellt wird, die sie sonst nicht finden wwürden, ein gesellschaftliche Teilhabe, die für privilegierte Gruppen aber 2/5
offensichtlich unattraktiv ist. Dieses Phänomen kann als Antinomie gefasst werden, wenn für die eine Gruppe Unterdrückung durch Marginalisierung durch den Eintritt in den Pflegearbeitsmarkt beendet werden soll., was für andere, bis dahin privilegierte Gruppen, er dazu führen 3/5
würde, zu einer unterdrückten weil ausgebeuteten Gruppe ("Nurses") zu gehören."
Damit hat Constanzie Giese m.E. sehr schön die Beweggründe, Gedanken von #Ehrenpflegas durch das auftraggegebende Ministerium beschrieben. Es wird der Anschein der Teilhabe von marginalisierten 4/5
Gruppen in eine marginalisierte und unterdrückte Berufsgruppe (#Pflegeberufe) dargestellt, was in der Folge zu weiteren Marginalisierung der #Pflegeberufe führt. Eine professionalisierte Position der #Pflegeberufe wird sich so nicht ergeben. 5/5
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Ich habe heute eine sehr beeindruckende Email von einer #Pflegefachperson erhalten, die mich sehr eindringlich um Hilfe bat. Die Überschrift war "HeldInnen, nicht nur in Coronazeiten - Pflegenotstand am Abgrund!". Sie schreibt, wie sehr sie ihren Beruf eigentlich mochte, aber 1/6
nicht mehr kann. Nicht nur sie. Auch ihre Kolleginnen nicht. Sie hat den alltäglichen Wahnsinn unter den derzeitigen Bedingungen dargestellt. Ich hoffe sehr, dass ich ihre Email veröffentlichen darf.
Aber mir ist folgender Gedanke gekommen, es gibt noch ein weiteres 2/6
politisches Missverständnis, wenn es um "Entlastung" von #Pflegepersonal geht. #Pflegepersonal ist überlastet, weil es zu wenig Personal gibt. Bei ausreichend Personal sind sie von den inhaltlichen u. fachlichen Dingen nicht überfordert. Aber vielfach wird von Entscheidungs- 3/6
Teufelskreislauf Deprofessionalisierung #Pflegeberufe in D. ist wie folgt: #Pflegeberuf wird von Politik, Entscheidungsträgern wegen #SGBXI deprofessionalisiert, wegen weiterer Reformen rationiert, #Pflegenotstand entstand, es wird aber mehr Personal gebraucht u. Politik 1/6
sagt ganz pragmatisch: wir brauchen mehr Leute u. haben keine #Pflegefachpersonen (wofür sie auch verantwortlich mitgesorgt haben, dass es sie nicht gibt), also nehmen wir Helferinnen. Dann werden Gutachten aufgesetzt, die per Auftraggeber auf falscher Grundlage beruhen, 2/6
dieses sagt dann: mehr Helferinnen. Passt gut ins politische Geschäft u. es wird begründet: wir haben keine #Pflegefachpersonen, setzten also Helferinnen ein. Diese werden ohne Konzept eingesetzt u. dürfen dann frei vor sich hinarbeiten. Zuständiges Ministerium setzt dann 3/6