Ich bin ein heterosexueller, weißer Mann. Jedes dieser Attribute macht mich in dieser Gesellschaft priviligert. Ich profitiere von einer Gesellschaft aus struktureller Diskriminierung von Frauen, LGBTQ und POC und Menschen mit Behinderung. Diese Diskriminierung...
...ist falsch. Sie schafft Unrecht, Leid, Schmerz, Gewalt und verstößt gegen alles für das ich stehe. Ein jeder in diesem System hat eine Verpflichtung diese Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Priviligierte mindestens genauso wie Betroffene. Ich nehme mir dieses Streiten für jeden..
..Tag vor. Ich werde immer wieder scheitern. Auch an mir selber. Das Aufgeben von Privilegien bedeutet eine Veränderung, gegen die einiges in mir ankämpfen wird. Es wird bedeuten, dass ich mir eingestehen muss, dass das was ich erreicht habe im Vergleich leichter zu erreichen...
...war, als es für Betroffene von Diskriminierung ist dasselbe zu erreichen. Es wird bedeuten einzusehen, dass ich Vorurteile verinnerlicht habe, die sich in unserer Gesellschaft und auch in mir gefestigt haben. Der Kampf für Veränderungen in der Gesellschaft beginnt immer...
...bei einem selber. Und er ist nicht leicht. Es wird so verlockend sein, auf Menschen zu hören die mir sagen wollen, Rassismus sei kein Problem, erfunden als Ausrede für die Betroffenen. Menschen die die Perspektive der Betroffenen ausblenden, die mich darin bestätigen wollen...
...dass ich genauso hart kämpfen musste wie all die Betroffenen. Das wird niemals stimmen. Natürlich war nicht jeder meiner persönlichen Kämpfe einfach. Doch ich war niemals betroffen von Diskriminierung, niemals Opfer von Sexismus oder Rassismus, nie betroffen von dieser...
...zusätzlichen Aufgabe, diesem täglichen Kampf mich und meine Individualitt gegen Konventionen, Vorurteile und gesetzte Strukturen durchzusetzen. Als offen antirassistisch, feministisch und antifaschistisch auftreten Person bin ich zwar auch öfter schon Opfer von Anfeindungen...
...Bedrohung und physischer Gewalt geworden, doch suche ich mir jedes Mal aus, wie viel ich riskiere. Ich kann mich jederzeit zurück ziehen in eine ungefährdete und undiskriminierte Identität. Diesen Luxus genießen viele Menschen nicht. Ihr Kampf ist ein täglicher,ungewünschter..
.., ungewählter. Soviel man darüber streiten kann und wie sie entsteht. Das ist Teil meiner Identität, die in dieser Gesellschaft geformt wird, die von ihr geprägt wird, die aber auch einen Einfluss hat. Sie bringt gewollt oder ungewollt eine Rolle mit sich und es ist an...
...mir wie ich sie interpretiere. Ich habe eine Aufgabe als weißer, heterosexueller Mann ohne Behinderung. Anzuerkennen dass ich privilegiert bin. Und dass dieser Zustand ein Unrecht ist. Es geht darum Gleichheit zu schaffen. Um nicht mehr. Aber verdammt nochmal auch um kein...
...bisschen weniger. Ich werde dabei immer wieder daran scheitern. Das liegt einfach daran, dass ich vieles nur versuchen kann nachzuvollziehen. Dass ich dadurch auch falsche Annahmen treffe, falsche Schlüsse ziehe. Denn so sehr ich versuchen kann mich in Betroffene hinein...
...zu versetzen, so ist es doch nicht das gleiche wie es als Betroffener zu erleben. Ich werde also ganz viel zuhören müssen, nachfragen, mich selber hinterfragen, an mir selber scheitern und es weiter probieren. Ich bin gesegnet mit einer TL aus lauter tollen Menschen, die mir..
...dabei helfen. Die mir erzählen wie es ihnen in Momenten der Diskriminierung geht, was solche Momente sind, was ich stattdessen tun könnte. Die mich kritisieren, mir aber selten bösen Vorsatz unterstellen. Sehr oft schon hatte ich die Momente, wo überzogene Eitelkeit und Ego...
...sich in mir geregt haben. Ich akzeptiere, dass es da ist. Doch es ist fehl am Platz wo es darum geht systemische Diskriminierung zu bekämpfen. Ich bitte Euch weiter kritisch mit mir zu sein. Und ich weiß, dass es für all Euch Betroffene schwer ist, dass ich und andere...
...Nicht-Betroffene doch so vieles noch nicht verstehen. Und ich bin auch nicht böse, wenn ich zurecht beleidigt werde, wenn ich Blödsinn schreibe. Das Letzte was ich erwarte, ist immerwährende Geduld mit Leuten die Blödsinn schreiben, egal ob bewusst oder unbewusst.
Noch so viel zu tun. Noch so viel zu lernen. Jeder Tag ohne die Arbeit daran ist daher einer zu viel und die Ignoranz vieler auf den Themen schmerzt und verhindert Verbesserung.

Mein größter Respekt allen Betroffenen die sich der Verdeutlichung der Probleme bemühen. Die...
...damit auch mir helfen auf dem Weg, diese Gesellschaft etwas gerechter zu machen. Selber etwas gerechter zu werden.

Und eine große Entschuldigung dafür, dass es anscheinend so ein langer Weg ist zu etwas, was wir uns einbilden schon zu haben. Wir liegen falsch. Noch.

♥️🖤
Entschuldigt Rechtschreibfehler und eventuell verwirrenden Satzbau. Ich lese einen Thread selten zweimal bevor ich ihn sende.

Danke für Euer Verständnis.

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