Thread by @heimbergecon

Immer wieder diese verzerrten Darstellungen von Italien! Unser Artikel @MakronomMagazin präsentiert Daten gegen Italien-Mythen und blickt nach vorne. Mit Start der Draghi-Regierung ist es Zeit für eine „Neue Südpolitik“ vonseiten 🇩🇪,🇦🇹,🇳🇱. Thread /1

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1. ItalienerInnen leben nicht über ihren Verhältnissen: Italien weist seit 2012 höhere Exporte von Gütern und Dienstleistungen auf als Importe. Das Land verbraucht weniger als es produziert. Wenn überhaupt, lebt es unter seinen Verhältnissen.

2. Die private Verschuldung ist in Italien relativ gering. Das Thema Verschuldung ist kein Problem der gesamten italienischen Volkswirtschaft.

3. Die Staatsverschuldung ist wegen Altschuldenlasten hoch, die Jahrzehnte zurückliegen. Rechnet man die Belastung durch die Zinsen weg, so war das italienische Budget seit 1992 sogar immer im Plus („Primärüberschüsse“). Italien war vor Corona Sparweltmeister.

4. In den letzten Jahrzehnten war 🇮🇹 ein Nettobeitragszahler in den EU-Haushalt, es hat weniger an EU-Mitteln erhalten als es an Beiträgen gezahlt hat. Geschichten über EU-Wiederaufbaufonds-"Geschenke an Italien sind verzerrend, zumal andere Mitglieder von Spillovers profitieren.

5. Italien hat viele marktliberale Reformen vollzogen. Eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes brachte einen starken Anstieg befristeter Arbeitsverträge und Rückgang der Reallöhne. Diese Strukturreformen haben jedoch Italiens Produktivitätsentwicklung gehemmt.

6. Italien bleibt das zweitwichtigste Industrieland der EU. Das Land verzeichnet die zweithöchste Industrieproduktion nach Deutschland, produziert wichtige Hochtechnologie-Güter und führt deutlich mehr industrielle Produkte aus als es einführt.

7. Die Italiener sind nicht reicher als Deutsche oder Österreicher: Der mittlere italienische Haushalt hat tatsächlich mehr Privatvermögen als der deutsche oder österreichische Haushalt. Doch der durchschnittliche Haushalt ist in Deutschland und Österreich klar wohlhabender.

Italien hat sicherlich erhebliche strukturelle Probleme (überdimensionierter Bankensektor, Nord-Süd-Gefälle, organisierte Kriminalität usw.). Die Frage ist: Unter welchen Bedingungen ist das Land besser in der Lage, diese Probleme zu bewältigen?

In diesem Land mit 60 Millionen Einwohnern hat die Stagnation der letzten 20 Jahre eher den Nährboden für Fatalismus als für Optimismus bereitet. Umso mehr sollten Medien und Politiker in Deutschland und darüber hinaus davon absehen, 🇮🇹wie einen unwilligen Patienten zu behandeln.

Ein starkes Italien in einer starken EU wäre sehr im Interesse derjenigen, die das Modell einer sozial ausgewogenen liberalen Demokratie in Europe verteidigen wollen. Und es wäre im Interesse derer, die ein starkes Europa wollen, damit es mit den USA und China konkurrieren kann.

Aus europäischer Sicht muss die Erholung Italiens als zentrale Aufgabe der Wirtschaftspolitik betrachtet werden. Der Start von Mario Draghi als Ministerpräsident sollte als Chance für eine "Neue Südpolitik" in den kommenden Jahren gesehen werden. #CAIN