Mein neuer Blog-Artikel zeigt mit Prognose-Szenarien aus meinem Modell, warum es ohne eine sofortige Verschärfung der Lockdown-Regeln in Deutschland nicht gehen wird. Und warum wir nach der 3. Welle in NoCovid-Strategie wechseln müssen
THREAD 1/x dirkpaessler.blog/2021/04/04/wie…
Was passiert, wenn wir erstmal nichts weiter tun? Das Ergebnis wäre eine Katastrophe: Mitte Mai hätten wir täglich 60.000 Neuinfektionen, erst dann beginnen die Impfungen zu wirken. 2/x
Über die Intensivstationen würde die 3. Welle mit einem Bedarf von etwa 4 mal so vielen Intensivbetten hinwegrollen wie die 2. Welle, als wir schon kurz vor der Kapazitätsgrenze waren. Insgesamt gäbe es ca. 50.000 Todesopfer, die meisten wären zwischen 60 und 79 Jahren alt.
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Im August gäbe es außerdem fast 1 Million LongCovid-Patienten, die auch 3-6 Monate nach der Infektionen noch Symptome haben: betroffen sind ca. 12-18% der Infizierten, und zwar auch von den Menschen, die anfangs einen asymptomatischen oder leichtem Verlauf hatten. 4/x
Wenn Du mit mir der Meinung bist, dass wir DAS als Gesellschaft verhindern müssen, dann müssen wir auf die Suche nach Alternativen zum diesem Ablauf gehen.
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Werden uns die Impfungen retten?
Nein. In den oben gezeigten Modell-Berechnungen ist bereits eine Impfen-was-das-Zeug-hält-Strategie eingerechnet, mit Verschiebung der zweiten Dosis nach hinten, sodass bis Mitte Juni alle Impfbereiten den ersten Piecks hätten.
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Also: Maßnahmen-Verschärfungen, aber wie?
Mir ist egal, welche Kombination von Maßnahmen wir nehmen: Hauptsache wir senken den R-Wert um 0,2. Aber das muss ganz arg schnell gehen, wie wir gleich sehen werden.
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Ich kann mit nicht vorstellen, dass wir innerhalb von nur 2-9 Tagen eine nationale Test-Strategie aufsetzen können, die dafür auch nur annähernd gut genug ist. Es ist einfach zu spät, die 3. Welle mit irgendetwas anderem aufzuhalten, als mit einem Lockdown.
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Also: Maßnahmen-Verschärfungen, aber wann?
Ich habe mit meinem Modell 5 verschiedene Szenarien durchgerechnet: Einmal, wie es weitergehen würde ohne Maßnahmenverschärfung (rote Linie), und dann habe ich an jedem der nächsten 4 Montage einen R-0,2 Lockdown starten lassen: 9/x
Logischerweise wäre es am besten, gleich morgen, am Ostermontag, mit dem Lockdown zu starten. Je früher man anfängt, desto schneller entfaltet sich die Wirkung.
Auch ein Start am 12.4. wäre noch irgendwie machbar, insbesondere in den Intensivstationen.
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Alles was danach kommt, führt in eine immer größere Katastrophe. Nach dem 19.4.2021 können wir es auch fast schon lassen.
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Maßnahmen-Verschärfungen, und wie lange?
Abhängig vom Lockdown-Start wird eine Inzidenz von 50 wie folgt erreicht:
Lockdown-Start 5.4. => Inzidenz ca. 50 um den 17.5.
Start 12.4. => ca. 50 um den 24.5.
Start 19.4. => ca. 50 um den 29.5.
Start 26.4. => ca. 50 um den 4.6.
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Der Lockdown würde also in der Regel ca. 6 Wochen dauern müssen, um die Inzidenz 50 zu erreichen. Um eine NoCovid-Strategie übergehen zu können, sind es nochmal ca. 3 Wochen mehr bis unter Inzidenz 10.
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Nach dem Lockdown: Können wir dann wieder alles öffnen?
Kurze Antwort: Nein.
Ich habe im Modell berechnen lassen, was – nach einem Lockdown am 12.4.2021 – passiert, wenn wir Anfang Juni auf eine der drei folgenden Strategien umstellen würden:
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Variante 1: Soweit aufmachen wie letztes Jahr Anfang Oktober 2020
Var. 2: Soweit aufmachen wie im späten Juli 2020
Var. 3: Voll Kontrolle der Ausbreitung, wir lassen kein Ansteigen der Fallzahlen mehr zu, RWild bleibt bei 1,0 => Dies entspricht einer NoCovid-Strategie
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Das Ergebnis dieser Modell-Läufe ist trotzdem eindeutig (gleiches Ergebnis wie die Profi-Modelle):
Variante 1: Wir gehen direkt über in eine riesige 4. Welle
Variante 2: Der Sommer bleibt ruhig, dann startet die 4. Welle im November
Variante 3: Wir behalten alles im Griff 15/x
Variante 1: in meiner Modellrechnung pro Tag fast 50.000 Kinder positiv getestet in der 4. Welle. Das ist die Altersgruppe, die noch gar nicht geimpft ist. Hinzu kommen noch einige Tausend Fälle aus der Gruppe der Ungeimpften aller Altersgruppen. 16/x
Es gibt zwar keine Sterbewelle mehr, und auch die Kliniken werden in dieser 4. Welle nicht mehr überflutet, aber das Ergebnis wäre eine immense LongCovid-Welle bei den Kindern und Jugendlichen, wie die rechte Grafik zeigt: 17/x
Die gesamten Betrachtungen hier berücksichtigen nicht die Möglichkeit, dass sich auch noch weitere, neue Mutationen in Deutschland ausbreiten könnten. Diese könnten nochmals ansteckender oder virulenter sein, die Wirkung der Impfungen aufheben, usw.
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Ich hoffe nicht, dass ich nochmal einen Artikel wie “Mutation B.1.1.7 ist fast wie wenn eine neue Pandemie starten würde (während die letzte noch nicht rum ist)” vom 3. Januar 2021 schreiben muss. 19/x dirkpaessler.blog/2021/01/03/mut…
Darum: NoCovid!
Wie wir gesehen haben: Auch nach der 3. Welle – egal ob mit oder ohne Lockdown – sind wir nicht fertig mit der Pandemie. Auch danach werden wir noch daran arbeiten müssen, die Pandemie zu kontrollieren.
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Und dies wird insb. die jungen Menschen betreffen, das heißt dass wir die Schulen sicher machen müssen. Normalen Schulbetrieb werden wir nur machen können, wenn wir mit smarten Maßnahmen dafür gesorgt haben, dass die Schulen nicht wieder ein Drehkreuz der Pandemie werden.
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Bis nach den Ferien haben wir Zeit, uns darauf vorzubereiten. Hoffentlich kommt diese Einsicht in den Kultusministerien auch an.
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Aber jetzt gerade brauchen wir erstmal eine Verschärfung der Lockdown Regeln. R - 0,2 reichen!
Der #Brueckenlockdown ist wieder so eine halbherzige deutsche Pandemie-Idee!
Ich habe hier mal einen 3 Wochen R-0,1 Lockdown in meinem Modell berechnet im Vergleich zu einem halbwegs "richtigen Lockdown" (R-0,2) und "nix tun".
Kurz: Halbe Sache, die lange dauert.
THREAD 1/x
Laut meiner Modellrechnung würde #Brueckenlockdown zwar Überlastung der Intensivstationen von 4x auf 2x senken, aber wir wären immer noch viel zu hoch.
Und: Bis in die Normalität (Inzidenz 10) dauert es dann genauso lange wie beim "nix tun"! Bis August!
#Brueckenlockdown würde nach meinem Modell immer noch eine 1/2 Mio #LongCovid Patienten produzieren und ca. 9.000 mehr Tote als ein richtiger Lockdown.
Wir müssen #LebenRetten mit einem richtigen Lockdown!
* Wochen-Altersgruppen-Daten bis KW 12 vom RKI eingepflegt
* R-Wert Reihe angepasst an aktuelle Entwicklung
* Impfung oder Infektion schützt nur zu 80% davor, sich anzustecken und dann andere anzustecken (Quelle CDC) (vorher 100%)
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Änderungen am Modell: Teil 2:
* Deutlich ambitionierteren Impfplan habe ich von RKI Studie “Epidemiologisches Bulletin 13/2021” übernommen (siehe Bild)
* Darstellung der Infizierten plus Dunkelziffer bei Impfrate
* Berechnung der LongCovid-Fälle von UK-Studie übernommen. 3/x
Wir dürfen nicht ganz kurz vor dem rettenden Ufer aufhören zu schwimmen!
Wir reiten im Galopp auf eine Riesenwelle der Corona-Pandemie zu. Was tun? Dabei sehen wir die Impfungen schon als das rettende Ufer und sind nur Wochen davon entfernt!
Es muss nochmal ein gemeinsamer Kraftakt her. Für ein paar Wochen. Aber was können wir tun? Und wie gross ist dieser Kraftakt?
Wie wir anhand von Berechnungen mit meinem Prognose-Modell sehen werden, sind wir viel näher am rettenden Ufer als meines Erachtens viele denken.
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Was passiert, wenn wir jetzt nichts tun? Mit den aktuellen Einschränkungen/Lockerungen sehen die nächsten 2 Monate in meinem Vorhersage-Modell so aus (eine gewissen Abbremsung durch die Ferien ist bereits eingerechnet). 3/x
Laut meinen Modellrechnungen wird 3. Welle in den Intensivstationen etwa 3-4 mal so hoch sein wie 2. Welle, wenn wir nicht in den nächsten 2 Wochen klare Gegenmaßnahmen ergreifen. Welche sind mir egal, wir müssen aber 0,2 vom R-Wert wegkratzen.
Aus einem mathematischen Modell, das Datenquellen und Studienergebnisse kombiniert und das gegen "real world Daten" abgeglichen ist.
=> Wer versteht, woher Zahlen kommen, kann einschätzen, ob er diesen vertraut. Also, alles öffentlich!
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Seit einigen Wochen entwickle ich ein mathematisches Modell, mit dem man den weiteren Pandemie-Verlauf in Deutschland für einige Wochen bis vielleicht sogar Monate in die Zukunft hinein abschätzen kann.
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Die Ergebnisse der Nachtsitzung von gestern sind – mal wieder – kein großer Wurf. Wir hängen an die Ostertage vorne den Gründonnerstag noch als Feiertag dran, bitten darum keine Reisen zu unternehmen und keine Gottesdienste zu veranstalten?
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Und das bezeichnen wir dann als “drastischen Lockdown”? Ach ja, und mit der 100er-Notbremsen-Regelung stellen wir noch sicher, dass alle Landkreise, die noch unter 100 sind, auf jeden Fall auch noch auf über 100 wachsen werden.
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Szenario A: Kein Lockdown => Dass “nix tun” keine Option ist, sieht man sofort. 55.000 Todesfälle, 6 Millionen Infektionen, die zu 600.000 Longcovid-Fällen führen und eine Welle in den Intensivstationen, die nicht in die Grafik passt (Welle wäre ca. 4x so hoch wie 2. Welle). 2/x
Jetzt kommen zwei Szenarien mit ähnlichen Auswirkungen.
Szenario B: “Brems-chen” (wie 1. Märzwoche) ab 22.3.2021
=> Was passiert, wenn am Montag einige, aber keine tiefgreifenden Einschränkungen beschlossen werden? 3/x