Ok, ich oute mich:

Ich hielt den #EarthOvershootDay bis vor Kurzem für ... irgendwie symbolisch.

Dass wir seit Mitte der 70er jedes Jahr mehr von unserem Planeten verbrauchen, als nachwachsen kann, ist ja recht offensichtlich eine schlechte & im Endeffekt tödliche Idee.
Aber, da das ja eigentlich jede:r sofort erkennen kann, dachte ich:

Da das alles bekannt ist, wird sich ja jemand darum kümmern, kann ja niemand Interesse daran haben, dass wir unsere eigenen Lebensgrundlagen vernichten.
Ich nahm also an, dass a) die WIRKLICH negativen & drastischen Auswirkungen noch Jahrzehnte/hunderte entfernt sein müssten oder b) viel beschworene Gegenmittel wie Effizienzsteigerung, Entkoppelung & technolog. Fortschritt diese reale Zerstörung magisch wieder aufheben würden.
Turns out: Ja, es gibt Fortschritte, ja, es gibt positive Effekte, von denen ja auch immer wieder berichtet wird. Nur gleichen diese den verursachten Schaden im Gesamten leider nicht ansatzweise ausreichend aus. Im Gegenteil (Rebound-Effekt).
Der Earth-Overshoot-Day blendet keine Innovation oder Weiterentwicklungen aus - Wirtschaft & vor allen Regierungen blenden die planetaren Grenzen aus, v.a. die Regierungen des globalen Nordens. Weil sich der Schaden lange Zeit gut in andere Länder exportieren ließ.
Und da wir global seit knapp 50 Jahren mehr verbrauchen, als sich regenerieren kann, haben wir (v.a. westliche Industrienationen!) damit mittlerweile einen extremen Schaden in allen möglichen Bereichen angerichtet:
Noch können wir vieles davon regenerieren, wenn wir JETZT anfangen, vieles grundlegend anders zu machen. “Jetzt” as in: heute, diese Woche, diesen Monat, dieses Jahr. Nicht: in 5 Jahren oder in 10 Jahren.
(Vermutlich rollt es @tazgezwitscher-Leser:innen & -Redakteur:innen die Zähennägel hoch, dass ich hoffe, mit der Erläuterung von Zusammenhängen, die für einige seit Jahrzehnten komplett offensichtlich sind, Leute zu erreichen.
Aber mir hätte solcher Klartext vielleicht geholfen. Wobei ich ihn wohl auch oft genug gelesen & nicht für voll genommen, ihn als Öko-Geschwafel abgetan habe. Mir war nicht klar, WIE stark wirtschaftl. Narrative in der öffentl. Debatte naturwissenschaftl. Fakten verdrängen.)

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29 Oct
Wann ist eigentl. der Zeitpunkt, ab dem mehr Grüne anfangen deutlicher über die #Klimakatastrophe zu sprechen? Vor der Wahl ging nicht wegen Wahl, gerade geht nicht wegen Koalitionsverhandlungen. Danach? Oder geht das nicht, weil man es davor nicht gemacht hat & nun komisch wäre?
Das ist nicht despektierlich gemeint, ich verstehe ja die Logik. Aber ich stelle mir die Frage echt. Denn uns läuft ja die Zeit davon & ich weiß noch immer nicht, wie wir eine Krise lösen sollen, dessen Ausmaß sich die allermeisten Menschen offenbar gar nicht bewusst sind.
Wenn wir letzteres nicht ändern, werden wir keine Mehrheiten von den nötigen Maßnahmen überzeugen können. (Ich weiß, um die Rolle des Journalismus hier, aber in einem Kommunikationsmodell gibt es unterschiedliche Beteiligte.)
Read 5 tweets
4 Oct
Es macht mich ein bisschen wahnsinnig, dass #Klimaangst in Beiträgen oft als was Pathologisches dargestellt wird.

Ich habe auch Angst vor der, vor meiner Zukunft.

Und wie ich mir in Gesprächen mit X Klimawissenschaftler:innen habe bestätigen lassen, ist das komplett rational.
Menschen, die Angst haben, sind weder komisch noch haben sie per se ein Problem. Diese Angst ist eine normale Reaktion, wenn man sich dem stellt, was auf uns zukommt.

Sie wird zum Problem, wenn sie eine:n lähmt & dauerhaft überwältigt. Dann kann & sollte man sich Hilfe suchen.
Ich denke nicht, dass man aktiv Angst erzeugen sollte, um Menschen den Ernst der Situation klar zu machen. Überhaupt nicht, das ist nur kontraproduktiv & führt zu Verdrängung.

Aber man kann nicht verhindern, dass Menschen sich sorgen, wenn sie das Ausmaß der Krise verstehen.
Read 7 tweets
4 Oct
Paradebeispiel für False Balance?

Christian Stöcker und Nikolaus Blome als Kolumnisten anheuern und dabei übersehen, dass der eine jede Woche schmissig den Stand der Forschung zusammenfasst. Und der andere einfach nur eine starke (politische) Meinung hat: spiegel.de/politik/deutsc…
Man kann Fridays for Future gerne für überheblich halten und dass auch Gleichalterige das tun, ist vielleicht sogar wirklich Teil des Problems.

Man kann kritisieren, dass es von der Klimabewegung nicht klug war, die Grünen zu kritisieren statt zu unterstützen.
Ich halte es ebenfalls für eine extrem verallgemeinerte Darstellung, "die Jungen" hätten die Klimakrise verstanden und "die Alten" nicht. Es gibt auch unter jungen Menschen sehr viele, die kein genaues Bild davon haben, wie akut die Klimakatastrophe ihre eigene Zukunft bedroht.
Read 9 tweets
17 Sep
Nächste Woche wird gewählt & es ist medial weder gelungen, einer Mehrheit die Bedeutung der #btw21 bewusst zu machen. Noch aufzuklären, welche Parteien versuchen, unsere Lebensgrundlagen zu schützen.

Daher: Bitte, sprecht mit euren Eltern & Großeltern.
Einige hilfreiche Links 🧵
@teresabuecker hat dazu schon vor Wochen einen wirklich großartigen & persönlichen Text geschrieben.

Ich hoffe, sie hat den Brief an ihren 95-jährigen Großvater abgeschickt: steadyhq.com/de/teresabueck…
Diese sehr klare Analyse der aktuellen Situation von @rahmstorf ist eine super Argumentationshilfe, die die Fakten & den Ernst der Lage kurz & verständlich zusammenfasst: spiegel.de/wissenschaft/m…
Read 12 tweets
15 Sep
@zeitonline Nur die Stelle, wo reflektiert wird, ob @hinschauHen's Aussagen pathetisch seien ... Kann ich aus der Ferne natürlich nicht beurteilen, was er genau gesagt hat, aber angesichts der Klimakatastrophe finde ich mittlerweile kaum noch irgendwas in Bezug auf sie pathetisch.
@zeitonline @hinschauHen Das ist alles einfach so groß und krass und wichtig und bedeutend und unbegreiflich. Und die Handlungen jedes und jeder Einzelnen im Versuch, sie vielleicht noch abzuwehren, sind so unendlich wichtig und wertvoll, das hätte ich mir vor einer Weile selbst nicht vorstellen können.
Read 4 tweets
14 Sep
Ich schiebe es seit 16 Tagen vor mir her, was zum @hungerstreik21 zu schreiben.

16 Tage, in denen junge Protestierende nichts gegessen haben, um darauf aufmerksam zu machen, dass wir mitten im #ClimateEmergency stecken & bisher niemand ansatzweise angemessen darauf reagiert.
Einerseits weil ich ihre Interpretation des geleakten IPCC-Berichts nicht teile, dass nur 3 Jahre bleiben, um 2 Grad einzuhalten.

Andererseits weil ich nicht weiß, für wie strategisch klug ich ihre Forderung halte.

Eigentlich aber wegen etwas ganz anderem.
Ich hatte überlegt, sie zu besuchen. Aber ehrlich gesagt bin ich zu feige.

Es bricht mir das Herz, zu sehen, dass junge Menschen so verzweifelt sind, dass sie ihre Gesundheit heute gefährden, um der Chance auf eine halbwegs sichere Zukunft vielleicht doch noch näherzukommen.
Read 12 tweets

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