Gute und schlechte Nachrichten von der #Covid19- Impffront:GUT:Gestern sind 530.000 Impfungen erfolgt, Rekord für einen Dienstag. Auch der 7-Tages-Schnitt liegt deutlich über dem Pfad, der nach Projektion von @AndrewWattEU und mir für die Durchimpfung bis 31.7. notwendig wäre. 1/
SCHLECHT: In den USA ist die Verimpfung von J&J ausgesetzt worden; J&J liefert zunächst nicht an die EU; AZ hat erneut Produktionsprobleme und die Liefermengen für die nächsten Wochen gekürzt. 2/
Zu J&J: Zu hoffen wäre, dass die Verimpfung von J&J bald wieder aufgenommen wird und es nicht zu massiven Einschränkungen bei der Zulassung für bestimmte Bevölkerungsgruppen kommt. 3/
J&J ist extrem wichtig für die deutsche Impfkampagne, wichtiger sogar als AstraZeneca. Für Q2 sind von J&J Lieferungen von 10,1 Mio. Dosen geplant, was 10,1 Mio. vollständig geimpften Personen entspricht. 4/
Von AstraZeneca sind bis Ende von Q2 insgsesamt derzeit nur 18 Mio. Dosen projiziert, was nur 9 Mio. Impfungen entspricht. Außerdem sind davon schon bereits ca. 4 Mio. Dosen verimpft. Ein Komplettausfall von J&J würde die dt. Impfkampagne bis Ende Juni 5/
um 10,1 Komplettimpfungen zurückwerfen, ein Komplettausfall von AZ jetzt nur um ca. 7 Mio. rechnerischen Komplettimpfungen. 6/
Hinzu kommt, dass ein Ausfall von J&J die Impflogistik zusätzlich belasten würde, weil von J&J nur eine Dosis notwendig ist, von allen anderen Impfstoffen zwei. Ohne J&J brauchten wir für die Durchimpfung der Bevölkerung Millionen zusätzliche Impfungen. 7/
Zu AZ: Bis gestern waren laut Gesundheitsministerium für April insgesamt 5,6 Mio. gelieferte Dosen projiziert. Seit heute morgen sind es noch 2,9 Mio. (Jeweils einschließlich der bereits erfolgten Lieferungen.) ) 8/
Unser projizierter Impfpfad ist auch mit den fehlenden AZ-Dosen noch realistisch, zumindest, wenn danach nach Plan geliefert wird. (Wobei man sich schon fragt, was alles bei AZ noch schief gehen wird, das Unternehmen scheint die Lieferketten nicht im Griff zu haben.) 9/
Hier die Grafik mit den aktualisierten Lieferankündigungen von AZ; zudem haben wir die angekündigte J&J Lieferung aus dieser Woche nun eine Woche verschoben. Wie man sieht, ist der Pfad damit noch nicht in Gefahr. 10/
Wenn J&J ausfällt ist dagegen die rechnerische Durchimpfung bis Ende Juli schwierig (allerdings noch nicht unmöglich). 11/
Entlastung könnte sowohl eine Notfallzulassung des Curevac-Impfstoffes bringen sowie zusätzliche Biontech-Lieferungen, die gerade von der EU-Kommission verkündet wurden (beides bisher nicht bei uns berücksichtigt). /END

spiegel.de/politik/deutsc…
Nachtrag: Noch ein paar Worte, was wir mit „Durchimpfung“ meinen: Dabei wären rechnerisch genug Impfungen erfolgt, um allen impfwilligen Erwachsenen in Deutschland (52,5 Mio., d.h. 75 % der Erwachsenen) eine Komplettimpfung zu verpassen. N1/
(D.h. eine Impfung mit J&J oder zwei Impfungen mit den anderen Impfstoffen.) N2/
Bei der Rechnung wurde dabei davon ausgegangen, dass die ursprünglich angegebenen Abstände bei der Impfstoffzulassung eingehalten werden (wie es auch bei Erstberechnung der Fall war). N3/
Derzeit wird mit längeren Abständen verimpft. Zwischen den beiden AZ-Dosen liegen etwa nun 12 Wochen. D.h. dass natürlich all jene Erwachsenen, die nach Ende April mit AZ erstgeimpft werden, nicht mehr bis Ende Juli „durchgeimpft“ würden. N4/
Wir haben den Pfad trotzdem beibehalten, weil eine Verimpfung laut Pfad dann bedeutet, dass zwar ein Teil der AZ-Geimpften Ende Juli noch nicht die zweite Dosis hat, dafür dann aber eben andere Bevölkerungsgruppen teilgeimpft wären. N5/
(Hier geht es etwa um Jugendliche, denn die Aussicht ist ja da, dass bis Ende Juli bereits Jugendliche geimpft werden dürfen und auch werden. In den USA hat Biontech/Pfizer schon die entsprechende Zulassung beantragt.) N6/
Unser Pfad sollte zeigen, was die Anforderungen an die deutsche Impfinfrastruktur ist und dass bis Ende Juli Deutschland nicht hinter UK zurückbleiben muss. Von daher würden wir das ursprüngliche Ziel, 52,5 Mio. Einwohner bis Ende Juli ganz N7/
oder eine größere Zahl teilweise zu impfen, als Referenz beibehalten, auch, wenn die Abstände der Impfungen variiert werden. /END

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13 Apr
Mit den Impfzahlen von gestern liegt nun auch der 7-Tages-Schnitt über dem Niveau, das notwendig wäre, um den von @AndrewWattEU und mir projizierten Impfpfad für eine Durchimpfung aller impfwilligen Erwachsenen bis 31.7. zu erreichen. 1/
Gleichzeitig blieben die Impfzahlen unter den Höhepunkten der vergangenen Woche zurück. Das lag vor allem an den Hausärzten. 2/
Die Hausärzte haben gestern weniger als 50.000 Dosen verimpft, was daran liegen dürfte, dass die Impfdosen erst gestern Nachmittag an die Praxen geliefert worden sind. Ich würde damit rechnen, dass die Zahlen für heute kräftig zulegen dürften. 3/
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8 Apr
Pünktlich nach Ostern haben gestern die #Covid19-Impfzahlen massiv zugelegt: Insgesamt wurden am Mittwoch 656.357 Dosen verimpft, das sind fast doppelt so viel wie der bisherige Tagesrekord vom 26.3. 1/
Mit diesem Sprung bei den Impfungen ist nun an einem Tag das gesamte Zurückbleiben der Verimpfungen seit Mitte März hinter dem von @AndrewWattEU und mir errechneten Pfad aufgeholt worden, um bis Ende Juli alle impfwilligen Erwachsenen in Deutschland zu impfen. 2/
Entscheidend war für den Sprung der Einsatz der Hausärzte: Rund 300.000 Dosen wurden dort als verimpft gemeldet, nach 100.000 Dosen am Dienstag. Nach den Erfahrungen der Vortage könnten die Gesamtimpfzahlen noch einmal nach oben revidiert werden. 3/
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6 Apr
Mitte März haben @AndrewWattEU und ich Aufsehen erregt mit der Feststellung, dass es möglich sei, bis Ende Juli alle impfwilligen Erwachsenen in Deutschland gegen #Covid19 zu impfen. Inzwischen hat das @bmg_bund neue Lieferzahlen veröffentlicht. Ein Update als Thread. 1/
Wir hatten damals vorgerechnet, wie der Pfad aussehen müsste, um bis Ende Juli das Impfziel zu erreichen. Mit den aktuellen Lieferungen müssen wir nun eine Korrektur an unserem Pfad vornehmen, weil die Lieferungen im April 2/
geringer ausfallen als dann im Mai und Juni. Unser alter Pfad wäre möglich gewesen, allerdings hätten zeitweise 100 % der gelieferten Dosen verimpft sein müssen, was unrealistisch wäre. Wir haben deshalb nun den Pfad so angepasst, 3/
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29 Mar
Wenn ich mir #Merkel und die #MPK so angucke, scheint mir doch das föderale System in Deutschland nicht vollständig anreizkompatibel: Die MPs entscheiden über Lockerungsmaßnahmen und wie sie den Infektionsschutz umsetzen, 1/
wenn die Pandemie dann länger anhält und erneute Lockdowns notwendig werden, muss der Bundeshaushalt zahlen - die Wirtschaftshilfen kommen ja aus dem Bundeshaushalt. (Schön beschrieben von @mh120480 und @700sachen in @mikrooekonomen.) 2/
Wenn ich mich richtig erinnere, soll doch nach der ökonomischen Theorie des Föderalismus eine Aufgabe dorthin gelegt werden, wo möglichst alle Externalitäten internalisiert sind. Das scheint mir hier ja nicht der Fall. 3/
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29 Mar
Update zum Impfstand: Ende vergangener Woche wurde nun an mehreren Tagen mehr verimpft, als es laut dem von @AndreWattEU und mir projezierten Impfpfad im Tagesdurchschnitt bis in die erste April-Woche notwendig ist, um bis zum 31.7. alle Impfwilligen in D geimpft zu haben. 1/
Allerdings liegt der 7-Tagesschnitt noch ca. 10 % unter dem notwendigen Niveau. Hinzu kommt, dass die Abweichung nach unten noch ausgeglichen werden muss. Auch kommt noch die große Herausforderung, der Sprung im April auf täglich dann fast 700k Impfungen). 2/
(Noch ein Punkt: Mit den neuen von der Bundesregierung veröffentlichten Lieferplänen müssen wir demnächst den Pfad ab der ersten April-Woche etwas anpassen. Impfungen in KW 15-17 werden dann etwas 3/
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25 Feb
Jede neue #Covid19-Impfnachricht in Deutschland führt zu hysterischem Aufschrei. Aber ist jede neue Nachricht zu Schwierigkeiten bei der Impfkampagne wirklich als großer Aufreger geeignet? Und worauf kommt es jetzt wirklich an? #Thread 1/

tagesschau.de/investigativ/k…
Beispiel 1: Als Boris Johnson in den vergangenen Tagen versprach, man könne jedem erwachsenen Briten ein #Covid19-Impfangebot bis Ende Juli machen, wurde das erneut als Beleg für deutsches Versagen gesehen. 2/
Beispiel 2: Die Verzögerung bei der Verimpfung des AstraZeneca-Impfstoffes wurde ebenfalls als „neues Impfdesaster“ kommentiert. Wahlweise wird auf @jensspahn, Merkel, die Regierung oder @vonderleyen geschimpft.3/
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