Klar, ohne Menschen "mitzunehmen" - also ihnen zu erklären, warum Maßnahmen wichtig & sinnvoll sind - wird die nötige Transformation nicht durchsetzbar sein.
Aber genau das müssen Politiker:innen & Journalist:innen auch erklären. Klimaschutz ist alles andere als Selbstzweck.
Es geht darum, unsere Lebensbedingungen zu erhalten & Menschenleben zu schützen.
Was ist die Alternative zu Bahnfahren, Fahrrädern & Elektroautos, weniger Fleisch essen, Erneuerbaren Energien, gedämmten Häusern, nachhaltigem Wirtschaften & Konsum ... ?
Wir entscheiden heute, ob wir lieber Bahn fahren o. öfter in Hitzewellen in Staus stecken wollen, ob wir weniger Fleisch essen o. regelmäßig Dürren & Ernteausfälle erleben wollen, ob wir unsere Häuser dämmen o. sie nach Starkwetterereignissen immer wieder reparieren wollen.
Man kann sich leider nicht eins davon aussuchen, um die Klimakrise noch rechtzeitig & effektiv abzufedern, müssen alle dieser Maßnahmen umgesetzt werden.
So flächendeckend & schnell wie möglich.
Es geht nicht darum, Menschen Angst zu machen, und sie damit zu überzeugen.
Es ist absolut zentral, alle Transformationen so zu gestalten, dass möglichst alle auch davon profitieren, also Ältere, Menschen mit Behinderungen etc. etwa im Mobilitätskonzept mitgedacht werden, ...
neue Strecken nicht einfach durch Gebiete von Indigenen gebaut werden usw. usf. (Was da alles mitgedacht werden muss, können z.B. @kkklawitter & @_mtiemann sehr viel besser erklären als ich.)
Aber es ist nur fair, Menschen auch klar & deutlich zu sagen, was die Alternative ist, wie schnell schlimmere Folgen der Klimakrise kommen & dass sie ihr Leben betreffen.
Und wie schnell Maßnahmen daher umgesetzt sein müssen (ein Großteil 2030!).
Nur dann können sie informierte Entscheidungen treffen. Abwägen, was ihnen wirklich wichtiger ist - und entsprechend Parteien wählen, die die nötigen Reformen anschieben:
Lieber heute mit dem Auto fahren, oder meine Rente genießen & meinem Kind ein sicheres Leben ermöglichen?
Oder auch sehr gut in einem Tweet zusammengefasst:
Warum wird progressive & effektive Klimaschutzpolitik wie beim #EUClimateLaw immer wieder verhindert?
Drei grundlegende Missverständnisse zur #Klimakrise, die das (neben Lobbyinteressen) erklären.
Thread 🧵
1. Weil weder in der Politik, noch in vielen Medien & im öffentl. Diskurs klar verstanden wurde, dass 1,5 Grad nichts Gutes ist. Schon bei 1,2 Grad globaler Erwärmung sehen wir heute dramatische Auswirkungen, auch in Deutschland:
Die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist bereits ein Kompromiss. Es soll massiven irreversiblen Schaden abwenden. Etwa das Erreichen des Kipppunktes des Grönländischen Eisschilds, dessen Abschmelzen zu 7 Meter Meeresspiegelanstieg führen wird: spiegel.de/wissenschaft/m…
Mir war klar, dass Narrative sehr mächtig sind, dass sie Weltkriege auslösen können, aber auch Gesellschaften zusammenhalten.
Was ich nur selten hinterfragt habe, ist, welchen großen gesellschaftlichen Narrativen ich eigentlich anhänge.
(Ist aber wahrscheinlich auch die Natur von Narrativen, dass man sie für Wahrheiten hält, solange man sie glaubt.)
Narrativ 1: Nicht nur in der Schule habe ich gelernt, dass wir uns seit der Aufklärung an der Wissenschaft orientieren & im Großen & Ganzen rational handelnde Wesen sind.
Unvollständige Liste von Climate-Bubble-Common-Sense, den man von außen nicht ahnt:
1. Die massive Apokalypse-Blindheit
2. Hoffen auf technische Erfindungen zur Lösung der Klimakrise = Magic Thinking
3. ‘It’s easier to imagine the end of the world then the end of capitalism.’
4. Die #Klimaschmutzlobby ist real & hat mit ihren Taktiken, Studien zu kaufen & Zweifel zu streuen, massiven Einfluss. Auf die öffentl. Debatte & Politik.
5. Die Lösungen für die Klimakrise sind weitgehend bekannt, sie werden nur politisch nicht umgesetzt, oft sogar blockiert.
6. Halbierung der Emissionen bis 2030 heißt: Ein Großteil der Transformation muss in 10 Jahren umgesetzt sein. Die politischen Erzählungen von Klimazielen 2040, 2050 sind Bullshit.
7. Um die Klimakatastrophe abzuwenden, braucht es sehr viel mehr als Dekarbonisierung.
Ich lese gerade die unterschiedlichsten Expert:innen zur #Klimakrise - und fast alle erwähnen früher oder später, mehr oder weniger deutlich, dass die Globale Erwärmung irgendwann unsere Zivilisation gefährden wird.
Einige sagen: Wenn wir so weitermachen wie jetzt, vielleicht noch in diesem Jahrhundert. Kinder, die heute geboren werden, würden das also ggf. erleben.
Niemand kann sagen, wann genau das passieren würde. Aber dass die Gefahr öffentlich überhaupt nicht diskutiert wird, ist schon schräg. Schließlich könnte man sich die unterschiedl. Argumentationen zumindest genau anschauen & ggf. Vorkehrungen treffen, um die Gefahr einzudämmen.
In der #Klimakrise leben wir in Parallelwelten: In der einen kämpfen Menschen mit aller Kraft darum, eine lebenswerte Zukunft für möglichst viele Menschen zu erhalten. In der anderen scheinen viele davon auszugehen, dass das noch Zeit hat & sich andere schon darum kümmern werden.
Mir war klar, dass die Politik zu langsam ist, dass das alles ganz schön knapp wird. Aber mir war nicht klar, wie ernst die Gefahr ist, dass wir es verkacken & das Klimaabkommen nicht einhalten. Und mir war auch nicht klar, was das bedeutet.
Dafür brauchte ich persönlich eine etwas klarere & emotionalere Ansprache. Allein die Fakten & Zahlen zu lesen, half mir nicht, die Bedeutung zu verstehen.
Auf Twitter folge ich schon länger @EricHolthaus & @ClimateHuman, die beide sehr emotional zur Klimakrise kommunizieren.
Ich hab den offenen Brief zur Klimaberichterstattung nicht geschrieben, um meine Kolleg:innen vorzuführen oder irgendjemanden zu ärgern.
Und es tut mir auf einer persönlichen Ebene tatsächlich Leid, dass ich versuche, Menschen dazu zu zwingen, sich mit einem sehr unangenehmen Thema auseinanderzusetzen.
Aber ich habe keine Hoffnung darauf, dass es reichen wird, diese Probleme einfach immer & immer wieder in Beiträgen zu erklären. Das machen einige Kolleg:innen seit Jahrzehnten, ich glaube nicht daran, dass das noch schnell genug zu einem großen Aha-Moment führen wird.