Es wird immer wieder geschrieben, ein großer Vorteil des Johnson & Johnson-Impfstoffs sei, dass eine Dosis ausreiche, um den vollen Impfschutz zu erreichen.
Diese Aussage stimmt, ist aber gleichzeitig ziemlich irreführend. Warum? (1/n)
Johnson & Johnson ist von Anfang an auf eine Impfdosis ausgelegt gewesen und wurde so auch klinisch getestet. Der volle Impfschutz wie in der Studie wird danach also natürlich auch nach einer Dosis erreicht.
ABER: Der Schutz ist dann auch nur in etwa vergleichbar mit dem, (2/n)
den andere Impfstoffe nach der ersten Dosis erreichen.
Vor schweren Verläufen schützt das "komplette" Impfschema von J&J "nur" zu 75%, das von AZ zu 100% und die mRNA-Impfstoffe zu über 90% (rki.de/SharedDocs/FAQ…).
J&J ist damit immer noch ein effektiver Impfstoff, aber (3/n)
das Erreichen der "vollen" Wirkung nach einer Dosis ist ein Akzeptieren der geringeren Wirksamkeit durch Anwenden eines anderen Impfschemas, kein echter Vorteil des Impfstoffs.
Dazu kommt, dass auch bei J&J wie bei AZ vorhandene Risiko von Sinusvenenthrombosen, aber evtl. (4/n)
ein etwas geringerer Wirkungsverlust gegen bestimmte Mutanten.
Insgesamt ist J&J damit sicher kein "Impfstoff zweiter Klasse", aber eben auch ganz bestimmt keine überlegene Option. Wer schnell einen soliden Impfschutz braucht, für den ist ein J&J ohne Priorisierung sicher (5/n)
eine attraktive Option. Für die mit hohem Infektions- oder Komplikationsrisiko wohl eher nicht.
Würde ich morgen ein Impfangebot mit J&J bekommen, würde ich es wohl annehmen (und später bei Möglichkeit boostern lassen), aber wenn ich mich um einen Termin mit Impfstoff mit (6/n)
aufgehobener Priorisierung bewerben würde, wäre das derzeit AZ. Aber das wäre meine persönliche Abwägung!
Und da ich als betrieblicher Ersthelfer bald auch "regulär" drankomme, warte ich wohl eher auf mRNA 😉
Mäuschen out (7/7)
Okay, kurze Klarstellung(en): Ich will nicht sagen J&J sei schlecht, aber die Kommunikation "eine Dosis reicht" finde ich, greift zu kurz - auch ist die bessere (und erfolgreiche) Testung gegen Mutanten ein echter Vorteil!
Und Effektivitäten sind auch nur bedingt genau (8/7)
vergleichbar (Unterschiede im Studiendesign, in der Population, den pandemischen Umständen) - auf ein paar Prozent sollte man da nicht zu viel geben.
Auch gibt es valide Gründe, eine Einzeldosis zu bevorzugen - von Wohnungslosigkeit bis zu extremer Spritzenphobie! (9/7)
J&J kann daher in der Gesamtstrategie eine wichtige Rolle spielen und eine Weiterentwicklung zur 2. Dosis und/oder Booster mit mRNA ist ja auch möglich. Aber die Kommunikation dazu ist teils eben etwas zu vereinfacht... (10/10)
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Ein paar wirklich abscheuliche Lügner, Täuscher und Panikmacher behaupten derzeit, dass ein Pfizer-Dokument bestätige, dass mit mRNA Geimpfte für Schwangere gefährlich wären.
Sie berufen sich dazu auf das Protokoll zu den Phase 1/2/3-Studien: cdn.pfizer.com/pfizercom/2020… (1/n)
Hier gibt es einen Abschnitt "8.3.5.Exposure During Pregnancy or Breastfeeding, and Occupational Exposure" in dem beschrieben wird, was während der Studien als "EDP" (exposure during pregnancy) gewertet wird und berichtet werden soll. Dabei werden als EDPs nicht nur (2/n)
Studienteilnahmen von Schwangeren gewertet (was z.B. bei noch nicht bekannter Schwangerschaft vorkommen kann), sondern auch direkter Kontakt mit dem Studienmaterial (z.B. wenn eine schwangere Ärztin sich den Imfstoff überkippt) und - und das ist ist das, an dem sich (3/n)
Im Moment machen in eher querdenkenden Kreisen Nachrichten zu einem Paper die Runde, das beweisen soll, dass Corona keine Atemwegserkrankung sei und dass das Spikeprotein als Endothelien-schädigender Faktor die Impfungen gefährlich mache.
Davon sind nur kleine Teile richtig (1/n)
Als erstes ein Caveat: ich habe das Paper überflogen, aber bin da recht weit aus meinem Kernkompetenzbereich und habe gerade keine Zeit, mich gründlich einzulesen, wenn kompetentere Leute was dazu schreiben, lest und verlinkt gerne deren Threads! (2/n)
Aber kommen wir zum Paper: ahajournals.org/doi/10.1161/CI… Tatsächlich wurde hier untersucht, wie das Spikeprotein an der Schädigung von Endothelien beteiligt ist und gezeigt, dass das Protein auf einem Pseudovirus ausreicht, um Covid-19-ähnliche Schäden an Gefäßen hervorzurufen. (3/n)
In der EU werden #Mehlwürmer (endlich!) als menschliches Nahrungsmittel zugelassen. tatsächlich sind Insekten eine hervorragende Proteinquelle, die mit viel geringerem Wasser- und Landverbrauch herangezogen werden kann als "klassisches" Fleisch (1/4)
und auch den CO2-Ausstoss nachhaltig senken helfen könnten. Man kann sie direkt oder verarbeitet verzehren, z.B. als Burgerpattie.
In vielen Weltregionen sind verschiedene Insekten schon lange traditionelle Nahrungsmittel - praktisch das, was für uns Shrimps sind! (2/4)
Wir haben das Thema schon länger in unserem Seminar für Lehramtsstudierende und haben dafür die hervorragenden Infomaterialien der @FAO genutzt (Insgesamt eine grandiose Informationsquelle!). Reinschauen lohnt sich - z.B. in diese deutsche Übersicht (3/4)
Warum sind eigentlich gerade die #Querdenker so vehemente #Impfgegner? Müssten nicht gerade die Maßnahmengegner sich über einen absehbaren Weg aus der Pandemie freuen?
Nicht wirklich, denn es gibt da mehrere Probleme: (1/n)
a) Der naturalistische Fehlschluss, also die Annahme, dass "natürliche" Dinge generell besser sein, lässt nicht nur das Virus im Vergleich zu den (menschgemachten) Maßnahmen harmloser erscheinen, sondern auch "natürliche Immunität" als besser als die Impfung (2/n)
b) Die menschliche Tendenz Schäden durch aktive Eingriffe moralisch viel schwerer zu werten als solche durch passives Geschehen lassen spricht auch gegen jegliche Maßnahmen, ob Lockdown oder Impfung (3/n)
Wie evolvieren eigentlich Viren? Da geht doch immer wieder einiges durcheinander, auch weil häufig Evolution doch nicht so ganz verstanden ist oder Sprache unpräzise bleibt.
Ich will mal versuchen, ein paar Punkte einfach zu erklären. (1/n)
Der erste wichtige Beitrag zur Evolution ist zufällig. Bei der Vermehrung entstehen immer wieder einmal Veränderungen im Erbgut, zusätzlich können Viren untereinander auch Teile ihres Erbguts austauschen (Rekombination) - durch diese Mechanismen entstehen immer wieder neue (2/n)
Varianten - man spricht daher von Variation.
Manche dieser Varianten haben jetzt Eigenschaften, die unter bestimmten Bedingungen für die Vermehrung von Vor- oder (wohl häufiger) Nachteil sind. Diese Varianten vermehren sich dann besser oder schlechter, womit wir beim zweiten(3/n)
Tatsächlich ist die Gesamt #inzidenz als einziger Messwert zur Beurteilung des Pandemiegeschehens alles andere als optimal und andere Werte sollten bei der Betrachtung eine Rolle spielen - allerdings würden diese korrekt angewandt fast alle zu Verschärfungen führen:
(1/7)
Da wären zum einen die spezifischen Inzidenzen in Altersklassen:
Wenn bei SchülerInnen - wie derzeit- die Inzidenz höher ist, als in der Gesamtbevölkerung, dann sollte diese erhöhte Schulinzidenz als Maß für - dann eben frühere - Schulschließungen herangezogen werden. (2/7)
Es wäre also sinnvoll, neben der Gesamtinzidenz auch die Inzidenzen einzelner Gruppen als Notbremsen in den spezifischen Bereichen (Schulen, Altenheime, Einzelhandel...) heranzuziehen und so auch andere Gruppen vor einem Übergreifen zu schützen! (3/7)