Die Schweiz steht erneut vor einem Entscheid zu weiteren Lockerungen der Corona-Massnahmen. Einige Gedanken zum Verlauf der Epidemie, den Massnahmen, dem Bundesrat und den modellierten Szenarien der Task Force. Ein 🧵. 1/17 srf.ch/news/schweiz/c…
Auch ich bin etwas überrascht über den positiven Verlauf der Epidemie. Aufgrund der Lockerungen vom 19. April hätte ich durchaus erwartet, dass die Zahl der #COVID19-Patienten auf den Intensivstationen nochmals auf etwa 300 bis 400 ansteigen könnte. 2/17 tagesanzeiger.ch/dieser-entsche…
Obwohl die Zahl der Patienten in den Spitälern aktuell zurückgeht, darf man nicht ausblenden, dass das Risiko für jüngere Personen sich zu infizieren und schwer zu erkranken derzeit so hoch ist wie im März und Oktober/November 2020. 3/17
Die modellierten Szenarien der Task Force vom 20. April scheinen mir jedoch auch äusserst pessimistisch zu sein. Ich verstehe z.B. nicht, wie es angesichts der Impfung der Risikogruppen jetzt noch zu einem starken Anstieg der Todesfälle kommen könnte. 4/17 sciencetaskforce.ch/wissenschaftli…
Unterschiedliche Szenarien zu modellieren ist sehr hilfreich. Der tatsächliche Verlauf sollte jedoch zwischen dem optimistischsten und pessimistischsten Szenario liegen. Falls dies nicht der Fall ist, bildet das Modell die Unsicherheit in den Parametern nicht genügend ab. 5/17
Das vom @BAG_OFSP_UFSP vorgestellte Drei-Phasen-Modell, welches sich ebenfalls auf Modellierungen bezieht, bildet die Unsicherheit unterschiedlicher Szenarien meiner Meinung nach besser ab. 6/17 google.com/url?sa=t&rct=j…
Das wahrscheinlichste Szenario entspricht ungefähr den Modellierungen der Task Force. Das Konzeptpapier zeigt jedoch auch ein “best case” Szenario, welches dem aktuellen Verlauf der Epidemie erstaunlich gut entspricht. 7/17
Der einzige Unterschied zwischen dem wahrscheinlichen und optimistischen Szenario ist die Annahme zur erhöhten Übertragbarkeit von B.1.1.7 (50% bzw. 40%). Dies zeigt sehr schön, wie kleine Änderungen in den Annahmen zu grossen Unterschieden im modellierten Verlauf führen. 8/17
Um die aktuelle Situation zu verstehen, lässt sich auch eine einfach Rechnung anstellen. Nehmen wir an, dass die erhöhte Übertragbarkeit von B.1.1.7 trotzdem bei rund 50% liegt. 9/17 ispmbern.github.io/covid-19/varia…
Mittlerweile haben sich 20-25% der Bevölkerung in der Schweiz mit #SARSCoV2 infiziert und die meisten davon sind deshalb vorläufig immun. 10/17 corona-immunitas.ch
Zusätzlich haben rund 25% der Bevölkerung mindestens eine Dosis des Impfstoffs erhalten. Das bedeutet, dass man davon ausgehen kann, dass rund 40% der Bevölkerung eine Immunität gegenüber #SARSCoV2 aufgebaut haben. 11/17
Damit kann also der Übertragungsvorteil von B.1.1.7 bereits kompensiert werden (1,5 x (1 - 0,4) = 0,9) und wir befinden uns wieder in einer ähnlichen Situation wie im letzten Frühling mit den Lockerungen im Mai und Juni. 12/17
Zusätzlich haben wir nun Masken, Tests und die Ausweitung der Impfkampagne. Auf der anderen Seite sind die aktuellen Infektionszahlen deutlich höher als zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr. 13/17
Trotzdem gehe ich davon aus, dass der Bundesrat für Ende Mai/Anfang Juni ähnlich wie im letzten Jahr weitreichende Lockerungen beschliesst und sich mehrheitlich auf Masken, Tests, das Covid-Zertifikat und gewisse Obergrenzen bei Veranstaltungen verlassen wird. 14/17
Der grosse Schaden wurde im letzten Oktober angerichtet, als man wochenlang zögerte vernünftige Obergrenzen für Versammlungen/Veranstaltungen einzuführen. Der Bundesrat kann zum jetzigen Zeitpunkt also nicht mehr viel falsch machen, aber sehr vieles richtig. 15/17
Trotzdem erscheint es mir sinnvoll, dass man vorsichtig bleibt und weiterhin versucht die Infektionszahlen so schnell wie möglich zu senken. Dies würde viele Menschen kurz vor der Impfung (und Kinder) vor einer Infektion bewahren. 16/17
Zudem könnte die Rückkehr zum Normalzustand evtl. früher erreicht werden. Und ganz wichtig: Niedrige Infektionszahlen sollten angesichts neu auftretender Varianten weiterhin das Ziel bleiben, falls wir im Herbst nicht schon wieder komplett die Kontrolle verlieren wollen. 17/17

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