38.596 Wörter hat das offizielle Protokoll der Befragung von Sebastian Kurz am 24. Juni 2020.

Hier ist die Geschichte eines Wortes.
Das "Nein" des Kanzlers.
Um kein anderes Wort im Protokoll wird seither so gerungen, kein anderes so unterschiedlich interpretiert. Aber der Reihe nach: Abgeordneter Helmut Brandstätter (NEOS) ist der Erste, der an diesem Vormittag - nach der Verfahrensrichterin - Sebastian Kurz befragt.
Brandstätter fragt zur Involvierung des Kanzlers in die Struktur und Errichtung der ÖBAG. Dann geht es auch um die Bestellung von Thomas Schmid und wer da mitgesprochen hat.
Brandstätter fragt den Kanzler: "Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er Ihnen gesagt hat: Ich möchte mich für diesen ausgeschriebenen Posten bewerben!, haben Sie mit ihm nie darüber gesprochen, dass er das werden könnte?"
Sebastian Kurz sagt: "Nein, es war allgemein bekannt, dass ihn das grundsätzlich interessiert, und es war sicherlich auch so, dass immer wieder davon gesprochen wurde, dass er ein potenziell qualifizierter Kandidat wäre."
Auskunftspersonen bekommen nach ihrer Aussage vor dem Ausschuss ihre Aussage per E-Mail. Gemäß §19 Abs. 3 VO-UA kann eine Auskunftsperson dann Einwendungen gegen das Protokoll erheben.
Sebastian Kurz hatte einige Einwendungen, unter anderem auch: Das "Nein" in seiner Antwort müsse weg. Am Abend des 1. Juli markiert ein Mitarbeiter des Kabinetts im vorläufigen Protokoll das "Nein" und schreibt "bitte streichen"
Die Parlamentsirektion überprüft die Passage noch einmal auf dem Tonmitschnitt. Es ist "vernuschelt" (Zitat einer Person die es gehört hat) aber doch eindeutig zu hören. Der Vorschlag der Parlamentsdirektion: Das "Nein" bleibt im Protokoll, schließlich wurde es gesagt.
Die letztgültige Entscheidung darüber treffen aber die Mitglieder des U-Ausschusses. Wenig später beschließen sie einstimmig, also auch mit den Stimmen der ÖVP, das "Nein" des Bundeskanzlers im Protokoll zu belassen.
Die Verneinung des Bundeskanzlers ist nun einer von vier Punkten, wegen derer die WKSta wegen Falschaussage ermittelt.
Die WKSta sieht sogar den Versuch der Streichung aus dem Protokoll als Hinweis.
Die ÖVP hingegen, sieht nun das "Nein" als doppelte Verneinung und damit etwas, dass den Bundeskanzler sogar weiter weg von einer Falschaussage rücken würde. Die WKSta hat den Aspekt der doppelten Negation berücksichtigt, verneint das Nein aufs Nein aber.

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3 Mar
Sind die Hygiene Austria Masken sicher?

Einfache Frage, gar nicht so einfache Antwort.

⬇️ Thread ⬇️
Mitte August 2020 hat die Hygiene Austria ihre FFP2 Masken zur "Vorprüfung" beim Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen gegeben. Damals wurde die Prüfung "nicht positiv" beendet. Weitere Prüfungen durch staatliche Stellen in Österreich gab es nicht.
Nur wenige Wochen später, wird dann die Maske in Ungarn CE zertifiziert. Der CE Code 2233 zeigt eindeutig: Eine Firma in Budapest hat die Prüfung durchgeführt. Die Prüfunterlagen wollte das Prüfunternehmen Gepteszt genauso wie die Hygiene Austria heute nicht zur Verfügung stellen
Read 8 tweets
3 Feb
Noch bevor die 4. COVID-19-Notmaßnahmenverordnung um Mitternacht in Kraft tritt, kam der finale Entwurf der 4. COVID-19-Schutzmaßnahmenverordnung, die dann ab Montag gelten soll.

Begleiten Sie mich auf meiner Reise durch Ihr neues Leben.
Sie dürfen wieder raus.

Also nicht, dass sich da besonders viele dran gehalten hätten. Aber eigentlich durften Sie nur aus neun (!) Gründen das Haus verlassen. Ab Montag dürfen sie tagsüber immer raus, zwischen 20 und 6 Uhr gilt wieder eine Ausgangsbeschränkung.
Sie haben mehr Platz zum Shoppen.

Kundenbereiche müssen 20m² pro Kunden haben und 10m² bei "körpernahen Dienstleistern".
Read 12 tweets
22 Jan
Das nicht öffentliche Protokoll der Corona-Kommission von gestern zeigt: Das Ende der Ampelschaltungen passierte auch auf politischen Druck des Gesundheitsministers.
In den Wochen davor gab es enorme Debatten in der Kommission, wie mit der "Risikoadjustierung" (rohe Fallzahl plus/minus Alter, Aufklärungsrate, etc...) vorzugehen sei. Vor allem aus den Bundesländern und von den ExpertInnen kam Widerstand. Aus dem Protokoll letzter Woche:
Vor allem die Vertreter aus Gesundheitsministerium und Kanzleramt drängten wiederholt darauf, die Regeln aufzuweichen und einzelne Bezirke, darunter auch Wien, nicht auf Orange zu stellen.
Read 4 tweets
20 Jan
Die neue Verordnung soll morgen vom Hauptausschuss beschlossen werden und wurde dem Nationalrat übermittelt. Gegenüber den bekannten Dingen (2 Meter Abstand, FFP2 Pflicht) kommen noch mehr Tests in Altenheimen. Dreimal wöchentlich wird Pflicht. Noch mehr im thread: Image
Alle, die - salopp gesagt - im Job Kontakt mit anderen haben, müss(t)en künftig einmal pro Woche getestet werden. FFP2-Maske geht aber auch. Image
Die neue Maskenregelung sieht so aus:
0-6 Jahre: Keine Maskenpflicht
6-14 Jahre: Mund-Nasen-Schutz
14-∞ Jahre: FFP2-Pflicht Image
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26 Nov 20
Covid-19 wütet derzeit in den Alten- und Pflegeheimen. Die sogenannte "Morgenmeldung" weist alleine 22 Tote in steirischen Pflegeheimen seit gestern (!) aus. Österreichweit 57. Fast tausend BewohnerInnen (942) sind heute in steirischen Heimen infiziert.
In Oberösterreich waren seit Beginn der Pandemie insgesamt 1.250 PflegerInnen in Heimen infiziert, aktuelle Fälle sind davon 565. Das zeigt, wie das Virus in den letzten Wochen in die Heime gekracht ist.
Von den insgesamt 2.616 Covid-19 Toten in Österreich sind 1.107 BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen, also 42%. Das hat erhebliche Folgen für die Corona-Situation im ganzen Land.
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25 Nov 20
Im März/April hat das Rote Kreuz im Auftrag von Wirtschafts- und Gesundheitsministerium 10 Millionen Masken gekauft. Sie sollten dem FFP2-Standard entsprechen. Jetzt stellt sich heraus: Ein Teil ist fehlerhaft. Millionen Masken müssen aus dem Verkehr gezogen werden. #zib2
Gekauft wurde in China, die 10 Millionen CPA Masken (so heißen FFP2-Masken ohne CE-Zulassung) wurden zwischen 22.6. und 19.7. geliefert. Der Bund hat diese Masken an die Bundesländer verteilt. Wien bekam mehr als 2 Millionen, Oberösterreich, 1,67 Mio oder Salzburg 600.000 Stück.
Die Masken wurden um 1,33 Euro pro Stück gekauft. Noch vor ihrer Ankunft wurden Proben gezogen und im BEV (Eichamt) und durch das ÖTI getestet. Dabei wurden nur Masken eines "Produktionsloses" getestet. Stellt sich heraus: In der Lieferung sind auch andere Lose.
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