Die Sicherheitsbehörden haben nicht nur ein Problem mit #Rechtsextremismus in den eigenen Reihen und rechtsextremistischen Verdachtsfällen. Sie haben auch ein Problem im Umgang damit.
Schauen wir uns dazu die Kampagne "Nicht bei uns!" der Polizei Baden-Württemberg an. (1/10)
Die Kampagne richtet sich laut Pressemitteilung gegen „Extremismus und Diskriminierung“ in den eigenen Reihen, aber auch innerhalb der gesamten Gesellschaft.
Löblich, aber in der Ausführung problematisch. Aus mehreren Gründen. (2/10) zvw.de/stuttgart-regi…
1. Die Polizei hat kein „Extremismus“-Problem, sondern ein #Rechtsextremismus-Problem. Oder werden etwa Dschihadisten-Chats verschwiegen? Linksextreme Polizisten, die Munition horten? Wer das Problem nicht klar benennen kann, wird es nicht in den Griff kriegen. (3/10)
2. „Die Thematik betrifft nicht nur die Polizei, sondern die gesamte Gesellschaft“, lässt sich Landesinnenminister #Strobl (CDU) zitieren. Stimmt. Aber der Durchschnittsbürger trägt weniger Verantwortung für den Schutz der Demorkatie – und deutlich seltener eine Waffe. (4/10)
3. Ja, Beamt*innen müssen Respektlosigkeiten ertragen und sind einer hohen Belastung ausgesetzt. Aber es hätte sicherlich einen anderen Rahmen gegeben, um darauf hinzuweisen. Man könnte meinen hier würde bewusst versucht abzumildern, zu rechtfertigen, herunterzuspielen. (5/10)
4. Ein Video zur Kampagne reproduziert rassistische Sprache wie das N-Wort (verlinke ich hier nicht). Gleichzeitig wird Landespolizeipräsidentin Hinz in der Pressemitteilung mit den Worten zitiert: „Wertschätzendes und respektvolles Verhalten fängt mit der Sprache an!" (6/10)
5. Weiter sagt sie: "Das Fehlverhalten Weniger darf die Polizei nicht zu Unrecht und pauschal in ein falsches Licht rücken und diskreditieren.“
Immer wieder werden von den Verantwortlichen solche und ähnlich lautende Statements abgegeben – Stichwort "Generalveracht". (7/10)
Dabei ist das Problem nicht, dass jemand ernsthaft glaubt, alle Polizisten seien Rechtsextremisten oder Rassisten. Unsinn, natürlich.
Das Problem ist, dass man den Reflex verspürt, ein Strohmann-Argument wie den "Generalverdacht" überhaupt vorzubringen. (8/10)
Das Problem ist das Gerede von Einzelfällen, obwohl so viel gegen die #Einzelfall-Hypothese spricht, anstelle einer Auseinandersetzung mit problematischen Strukturen.
Nach außen hin vermittelt man damit vor allem eines: Einen mangelnden Willen zu ernsthafter Aufklärung. (9/10)
Es ist 24 Stunden her, seit ich meine beiden Texte zu den #Querdenker-Demos in #Stuttgart (#s0304) veröffentlicht habe. Und ich bin wütend. Verdammt wütend.
Das wird jetzt ein längerer, sehr persönlicher Thread. zvw.de/stuttgart-regi…
Schon als ich Journalist werden wollte, wurde ich von Menschen dafür angefeindet.
"Die lügen doch alle", erzählte mir bspw. der angesoffene Fotograf auf einer Hochzeit. Ob mir klar ist, dass ich dann schreiben muss, was die Regierung will? Dass ich bei den "Bösen" mitspiele?
Als ich begann über Rechtsextremismus und Reichsbürger zu schreiben, wurde ich per Mail beschimpft. Leute riefen bei mir an, beschwerten sich über meine Texte, bezichtigten mich der Lüge. Ein Reichsbürger sagte mir, ich hätte gut ins Dritte Reich gepasst.
Ich weise nochmal darauf hin, dass #Ballweg und #Querdenken angekündigt haben, sich sowieso an kein Verbote halten zu wollen, und der Aufzug durch #Stuttgart mit lächerlich unrealistischen 300 Teilnehmer*innen angemeldet ist. (1/4) #s0304zvw.de/baden-w%C3%BCr…
Die Auflösung des angemeldeten Aufzugs ist im Zweifel schnell bekannt gegeben.
Die eigentliche Frage lautet: Wie geht die Polizei mit geschätzt tausenden #Querdenker*innen um, die fest entschlossen sind zu bleiben, ob untersagt oder nicht? (2/4) #s0304
Hier gab es widersprüchliche Signale: einerseits hieß es von Seiten der Polizei , man würde die Infektionsgefahr mit einem Zusammentreiben der Demonstrierenden erhöhen. In derselben Videobotschaft hieß es aber auch, dass es in #Stuttgart ... (3/4) #s0304
Michael #Ballweg & Co. beklagten zuletzt immer wieder, es würde "falsch" berichtet werden, weil auch von "#Querdenker-Demos" geschrieben wird, wenn keine #Querdenken-Initiative die Veranstaltung angemeldet hat.
Ein paar Gedanken dazu als Thread.
Zuallererst: Die Szene der #Querdenker*innen hat sich schon lange von der Initative losgelöst. Auch die Organisator*innen und Teilnehmer*innen der "Hygiendemos" in Berlin bezeichnen sich bspw. nach dem Vorbild der Stuttgarter Initative als "Querdenker*innen".
Es könnte sogar sein, dass die Kategroie der #Querdenker*innen demnächst als eigene Form des Extremismus vom Bundesamt für Verfassungsschutz geführt wird. In die bisherigen Kategorien scheint die Szene nicht zu passen. Hier mehr: tagesschau.de/investigativ/w…
Mehrere #Querdenken-Gruppierungen und andere Organisator*innen rufen für den Ostersamstag zu Demos in #Stuttgart auf. Die Marschroute ist klar: laut #Querdenken711-Chef #Ballweg soll an Kassel angeknüpft werden.
Das @ECPMF hat im vergangenen Jahr 69 Angriffe auf Pressevertreter registriert, 71 Prozent davon bei „pandemiebezogenen Veranstaltungen“. Diese Demos seien der "gefährlichste Arbeitsplatz" für Journalist*innen im vergangenen Jahr gewesen. (2/8) ecpmf.eu/feindbild-jour…
Die Pressefeindlichkeit der #Querdenker-Szene wird auf allen Ebenen deutlich. Nehmen wir die Köpfe. #Querdenken rückt Presseorgane in die Nähe von NS-Propagandainstrumenten, Stephan #Bergmann greift Journalist*innen persönlich an, Bodo #Schiffmann nennt sie "Kakerlaken". (3/8)
Was mir zurzeit große Sorgen bereitet: Während viele Leute #Verschwörungsideologen immer noch belächeln, sind ihre Erzählungen längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und breiten sich rasend schnell aus. Das hat mehrere Gründe (#Thread):
Ein aktueller Grund ist die #Corona-Krise. Eine neuartige Krankheit bricht aus. Eine globale Pandemie. Gewissheiten gibt es so gut wie keine. Da ist ein Virus, das uns töten kann, ist eine der wenigen. Dass es weder Impfstoff, noch Heilmittel gibt eine andere.
Die Bevölkerung erfährt so ausführlich wie selten, wie Wissenschaftler tun, was sie tun: Wissen schaffen. Nach wissenschaftlichen Methoden. Immer wieder werden Thesen aufgestellt, überprüft, verworfen. Ein normaler Vorgang, den wir in Quasi-Echtzeit verfolgen können.