Hier wurde zuletzt @michael_huether harsch kritisiert. @BachmannRudi hat JournalistInnen aufgefordert, WissenschaftlerInnen von @iw_koeln und @imkflash nicht mehr wie „ganz normale Ökonomen“ ansehen, mit dem Unterton, dass es dort einen Bias gäbe. 1/
Ein paar Gedanken hierzu aus von mir aus langjähriger Erfahrung als Journalist, Hochschullehrer (ich bin ja weiterhin an der @HTW_Berlin) und nun Wissenschaftlicher Direktor am @imkflash. 2/
Nach meiner Erfahrung sind praktisch alle ÖkonomInnen (ob Uni, Institute oder @iw_koeln/@imkflash) von ihren grundlegenden Werten und Weltanschauungen geprägt und die individuellen Forschungsergebnisse sind selten ganz unabhängig von diesen Vorprägungen. 3/
Das hat man nach meinem Eindruck etwa bei der Debatte um den Mindestlohn gesehen. Auch von ForscherInnen an öffentlich finanzierten Instituten und Hochschulen gab es sehr prägnante Studien, die dramatische Beschäftigungsverluste prognostizierten 4/
– von denen man nach Einführung des Mindestlohns dann empirisch so gut wie nichts gesehen hat.
Nicht bei allen an der Debatte Beteiligten hat das zum Umdenken der proklamierten Wirkungskanäle geführt. 5/
Auch spielen im akademischen Publikationsprozess Moden und Vorurteile (etwa der Herausgeber und Referees von Zeitschriften) eine relevante Rolle, wie man aus der Verteilung von Forschungsergebnissen in Meta-Studien sehr gut sieht. 6/
(Das alles ist kein Vorwurf, sondern eine analytische Feststellung und bei einer Sozialwissenschaft nicht besonders verwunderlich. Und klar: JedeR sollte sich selbst regelmäßig auf Vorurteile prüfen, aber etwa die spezifische akademische Prägung abzulegen, gelingt nicht immer.)7/
Bei @iw_koeln und @imkflash mag nun eine andere Selbstselektion der ÖkonomInnen stattfinden, und darum dürfte der Median der Wertvorstellungen beim @iw_koeln anders sein als beim @imkflash. 8/
Selbstselektion gibt es aber auch bei bei anderen Institutionen (etwa den großen Wirtschaftsforschungsinstituten oder bei bestimmten Uni-Departments). Ob sie bei @iw_koeln oder uns größer als dort ist, sei dahin gestellt. Wenn überhaupt, sind die Unterschiede aber graduell. 9/
Ich habe auch mitbekommen, wie bei den Leibniz-Instituten Streit zwischen Institutsleitungen und Mitarbeitern zu einem „Streamlining“ geführt haben, oder dass Institutsleitungen auf Anrufe der Geldgeber in den Ministerien reagiert haben. 10/
Und grundsätzlich gilt für uns alle: Wir müssen im wissenschaftlichen Diskurs bestehen und seine Standards erfüllen.
Wenn nicht, dann können die spezifischen Ergebnisse kritisiert und diskutiert werden - und werden es ja auch. 11/
Was also sollten JournalistInnen tun? Wie @MartinGreive und @schieritz das hier dargestellt haben, sind die JournalistInnen gefragt, zu beurteilen, ob etwas seriöse, für eine breitere Öffentlichkeit interessante, Forschung ist oder nicht. 12/
Dafür brauchen wir natürlich gut qualifizierte JournalistInnen. Die haben wir zum Glück oft. (Natürlich sind nicht alle gut, aber bei @zeit, @handelsblatt, @sz, @derspiegel,@faznet und anderen Qualitätsmedien, ob Print oder elektronisch, gibt es die Kompetenzen sicher.) 13/
Und was ist mit dem Argument, dass manche Studien zu komplex sind, um sie schnell zu beurteilen? Dann müssen eben JournalistInnen bei anderen ÖkonomInnen nachfragen. Das tun sie ja üblicherweise auch. 14/
Es ist aber ja auch nicht so, dass eine Publikation in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift (nach Begutachtugnsverfahren) einfach so von den JournalistInnen unkritisch übernommen werden sollte. Oft genug gibt es dort Artikel, die die institutionelle 15/
Realität ignoriert haben und deshalb zu schrägen (und für die Realität irrelevanten) Ergebnissen kommen. (Das sieht wahrscheinlich @BachmannRudi anders, der wesentlich größeres Vertrauen in den akademischen Begutachtungsprozess hat als ich.) 16/
Hier können qualifizierte JournalistInnen ein gutes Korrektiv und wichtige Gatekeeper sein, denn die kennen die institutionellen Realitäten oft wesentlich besser als die Uni-ForscherInnen und können hier Probleme und Relevanz aufzeigen, die 17/
in der Logik der akademischen Veröffentlichungen aufgrund der unterschiedlichen Systemlogik zu kurz gekommen sind. /END
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Wir haben heute unsere neue @IMKFlash Prognose veröffentlicht. Wie auch in den letzten beiden Prognosen sind wir optimistischer als etwa die Bundesregierung @BMWi_Bund. Wir rechnen für Deutschland 2021 mit einem BIP-Plus von 4,5 %, für 2022 mit 4,9 %. 1/ boeckler.de/de/faust-detai…
Wir sind damit gegenüber der Frühjahrsprognose (4,9 %) und gegenüber unserer Dezember-Prognose (ebenfalls 4,9%) leicht nach unten gegangen. Grund ist vor allem, dass sich die Kontaktbeschränkungen in Deutschland länger hingezogen haben, 2/
als wir ursprünglich erwartet hatten, zum anderen, dass die Lieferprobleme bei Halbleitern die Industrieproduktion stärker gebremst haben als bisher angenommen. 3/
Nach den sehr guten Impfzahlen von Mittwoch und Donnerstag zeichnet sich ab, dass diese Woche eine Rekordwoche bei den Impfungen gegen #Covid19 werden könnte.
Leider muss ich allerdings heute doch etwas Wasser in den Wein schütten – es zeichnen sich Schwierigkeiten ab. 1/
Auf den ersten Blick liegen die Verimpfungen gut auf dem Pfad, den @AndrewWattEU und ich nach Ostern projiziert haben, um rechnerisch 52,5 Mio. Menschen (75 % der Erwachsenen) bis Ende Juli 2021 vollständig zu impfen. 2/
ABER: Dieser Pfad war berechnet mit einem signifikanten Anteil an J&J-Impfungen. Diese Impfungen sind weit hinter unserer Projektion zurück, weil J&J einfach viel langsamer geliefert hat als ursprünglich angekündigt. 3/
Was ist eigentlich ökonomisch so problematisch an Rentenbeiträgen über 20 %, wenn damit eine längere Rentenzeit (wg. höherer Lebenserwartung) finanziert wird und wenn diese längere Rentenzeit den Präferenzen der WählerInnen entspricht? 1/
(Abgesehen davon, dass Deutschland auch schon Beitragssätze zur gesetzlichen Rentenversicherung von über 20 % hatte, ist auch das theoretische Argument gegen höhere Rentenbeiträge aus meiner Sicht schwach.) 2/
In der Vergangenheit wurde gerne diskutiert, dass die höheren Beiträge das Arbeitsangebot senken würden, weil sie ja wie eine Steuer wirkten und sich dann „Arbeit nicht mehr lohne“. 3/
Hier auf Twitter wurde diskutiert, dass die Impfzahlen für die vergangene Woche nicht gut ausgefallen seien. Das kommt darauf an, welchen Maßstab man setzt. Die Impfzahlen lagen leicht unter den Rekordwochen, waren aber keine Katastrophe. 1/
Tatsächlich liegen sie im Großen und Ganzen noch auf dem im März projizierten Impfpfad von @AndrewWattEU und mir für 52,5 Mio. Komplettimpfungen bis Ende Juli. 2/
Was eigentlich enttäuscht, war, dass nicht mehr geimpft wurde. Angesichts der vom @BMG_Bund vorher veröffentlichten Prognosen für Impfstofflieferungen wäre eine Rekordwoche möglich gewesen. 3/
Letzte Woche haben wir geschrieben, dass alle impfwilligen Erwachs. bis Ende Juni erstgeimpft sein könnten,"wenn Impfstoffe wie angekündigt geliefert und zügig verimpft werden".
Leider hakelt es massiv bei Lieferungen: Diese Woche wurde viel weniger geliefert als angekündigt! 1/
Auffällig ist, dass die Lieferausfälle so deutlich gegenüber der vom @BMG_Bund veröffentlichten Lieferprognosen vom vergangenen Donnerstag (!) ausgefallen sind. 2/
Kann es wirklich sein, dass die Lieferankündigungen der Hersteller derart unzuverlässig sind?
Zu Lieferkürzungen von #AstraZeneca und J&J scheinen nun auch neue Lieferverzögerungen bei #Biontech zu kommen - besonders dramatisch, weil Deutschlands Impfkampagne 3/
Am @imkflash haben wir heute eine neue Simulationsstudie vorgelegt, welche Effekte ein über 10 J. gestrecktes, kreditfinanziertes Investitionspaket mit einem Volumen von 460 Mrd. € hätte.
Es gab eine lange Diskussion um diese Zahl. Inzwischen ist sie weitgehend akzeptiert. Der wissenschaftliche Beirat im @BMWi_Bund nach sorgfältiger Abwägung etwa bezeichnete den Wert als „nicht unplausibel“. 3/ bmwi.de/Redaktion/DE/P…