Augenärzte haben die einzigartige Möglichkeit, kleinste Blutgefäße direkt betrachten zu können. Die Gefäße der Netzhaut (lichtempfindliche Schicht, innere Auskleidung des Auges) liegen in den inneren Netzhautschichten fast an der Oberfläche zum
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Glaskörper und optisch direkt sichtbar. Deshalb sind viele systemische Erkrankungen mit Gefäßveränderungen zu erkennen, z.B. bei Diabetes oder Bluthochdruck. Mit Hilfe der optischen Kohärenztomografie bekommt man fast histologische Aufnahmen. 2/
In dem Bild sind oben Netzhautbefunde von COVID mit Normalbefunden unten gegenübergestellt. Besonders in Bild D sieht man eine deutliche Rarifizierung der parafovealen (um die Stelle des schärfsten Sehens herum) Kapillaren. Diese sind für die Ernährung
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der inneren Netzhautschichten wichtig. Sauerstoffmangel im Netzhautgewebe führt nicht nur zu einer Funktionsminderung sondern ggf. auch zu Neueinsprossung von krankhaften Gefäßen, die zu weiteren Komplikationen führen können.
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Ich habe mich gefragt, warum es so lange dauert, bis wir von Augenärzten Gefäßschäden durch COVID in Form von OCT- oder Fluoreszensangiografie präsentiert bekommen. Hier ein einfaches Fundusfoto bei Diabetes zur Orientierung. @BerlinCures 5/5
Ergänzung: Da die Augen in der Embryonalentwicklung Teil des Gehirns sind, haben die retinalen Gefäße den gleichen, ganz besonderen Aufbau wie die Hirnversorgenden Kapillaren. Das Problem ist also wahrscheinlich Teil des gesamten zentralen Nervensystems.
Ergänzung 2: Direkt in der Fova sind übrigens keine Gefäße weil sie ja optisch vor den Sinneszellen/Fotorezeptoren liegen und optisch stören würden. Sauerstoff und Nährstoffe müssen die zentralen Zellen per Diffusion und aus der darunter liegenden Aderhaut erreichen.
Ergänzung 3.
Retinale Gefäßschäden sind übrigens irreversibel. Die besonderen Gefäße werden in der Organentwicklung angelegt und können nicht regenerieren. Vielleicht gibt es Zwischenstadien, in denen eine gewisse Regenerierung möglich ist.
Ergänzung 4
Dafür spricht ein interessanter Fallbericht aus Erlangen, bei dem ein Medikament gegen bestimmte Autoantikörper, die für die Gefäßschäden bzw. Minderdurchblutung verantwortlich sein könnten blockieren. Das ist hochspannend, leider nur ein Fall. fau.de/2021/07/news/m…
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Wer sich nur auf die STIKO verlässt, dem muss klar sein, dass potentielle, noch nicht beurteilbare Risiken der Infektion mit 0 bewertet wurden. Aufgabe eines Arztes ist es aber, in einer individuellen Beratung auch sein pathophysiologisches Wissen und Erfahrungen einzubeziehen.
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Der Arztberuf ist nun leider nicht so simpel, dass man reine Kochbuchmedizin machen kann. Oft funktioniert das ganz gut, in dieser Situation, in der plötzlich eine neue Erkrankung in der Welt ist gibt es keine einfachen Antworten. So zu tun, als gäbe es bei
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vergleichbar potenten Viren keine Spätkomplikationen ist naiv. Dagegen steht ein Impfstoff mit begrenztem aber immerhin ganz neuen Wirkprinzip. Novavax ist übrigens meiner Meinung auch nicht die Lösung aller Probleme. Auch hier wird ein "neues" Protein verabreicht,
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1. Die #Stiko tut sich schwer bei der Risikobeurteilung des Impfstoffs aber sehr leicht bei der Einschätzung der Infektion. Als Kliniker kann ich das nicht nachvollziehen. Eine Infektion (mit gerade diesem so omnipotenten Erreger) ist im Vergleich zur Impfung so
2. komplex, wie eine Weltreise im Vergleich zum Brötchenholen.Gerade bei Kindern kommen spezielle Probleme hinzu: Das Virus ist neurotrop und verursacht eine Reihe von speziellen, sehr belastetenden Symptomen wie Fatigue, Konzentrationsminderung, Anosmie, Brainfog, Schwindel usw.
3. Wenn schon Erwachsene häufig Probleme haben, diese Empfindungen zu artikulieren, wie soll das ein 2-jähriges Kind schaffen? Uns fallen oft nur die Extremfälle auf, wenn die Kinder nur noch schlafen oder die Wand anstarren. Es wird eine große, still leidende Dunkelziffer geben.
Wie kann es sein, dass B.1.1.7 schwerere Krankheitsverläufe verursacht als der Wildtyp? Werden Viren durch Anpassung an den Wirt nicht automatisch schwächer? Hier ein Beispiel, warum nicht nur fancy Preprints relevant sind. Es geht aktuell viel "altes" Wissen einfach unter. 1/
In dieser Arbeit von Nowak et al. wird ein Mechanismus beschrieben, bei dem es zur Ausbildung hochvirulenter Varianten kommt, weil diese Variante innerhalb eines Wirtes einen Selektionsvorteil gegen eine gleichzeitig konkurrierende Variante hat. 2/
"This intra-host competition may select for a short-term advantage. It can lead to variants without any transmission potential or variants with extremely high virulence."
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Deutschland sollte jetzt, heute je 150 Mio. Dosen Biontech und Moderna bestellen. Jeder sollte das Recht haben, den besten Impfstoff zu bekommen. Aus individueller und auch aus gemeinschaftlicher Sicht, da Herdenimmunität nur mit diesen hochwirksamen Impfst. erreichbar ist.
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Herdenimmunität schützt die Kinder, Immunsupprimierte und alle anderen, die nicht geimpft werden können oder (leider) nicht wollen. Selbst wenn zunächst schwächere Impfstoffe verimpft werden, bedeutet das nicht, dass in einigen Monaten nicht mit einem mRNA-Impfstoff
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aufgefrischt werden könnte oder vielleicht sogar müsste. mRNA-Impfstoffe haben die höchste Flexibilität, ein Vorteil der vielleicht viel bedeutender sein könnte, als wir jetzt denken, denn der Selektionsdruck auf das Virus beginnt erst jetzt. Der Evolutions-Motor springt an.
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Streeck wünscht sich einen Stresstest für die Intensivstationen um endlich einmal zu wissen, wie belastbar sie wirklich sind. Wie bei den Banken. Ich habe im deutschen Fernsehen noch nie etwas menschenverachtenderes gehört. Habe ich mich verhört? Bin geschockt. #Maischberger
Warum wird da nicht widersprochen @maischberger? Reicht ihm das derzeitige Leiden und Sterben auf den Intensivstationen noch nicht? Gibt es noch Pflegekräfte und Kollegen, die noch nicht weinend zusammengebrochen sind? Ich erwarte schärfste Kritik zumindest von uns Ärzten.
Merkwürdige Dinge passieren mit dem # #ZeroCovid. Bevor der Hashtag in der weact-Petition genannt wurde, hat den jeder unverdächtig und Umsturzunterstellung benutzt. Für mich einfach nur ein Begriff für eine Eindämmungsstrategie, die die Inzidenz weit unten halten will. 1/
Ganz ohne langfristige politische Hintergedanken. Dann kommt irgendeine Gruppe und verknüpft den # mit linksradikalen Ideen und nun ist jeder verdächtig, der ihn auch davor schon benutzt hat? Jetzt bleibt einem ja gar nichts anderes mehr übrig, als sich davon zu distanzieren. 2/
Das geht aber auch nach hinten los, weil man jedem #NoCovid-Anhänger in der Vergangenheit die Benutzung von #ZeroCovid nachweisen kann. Verrückt! Für mich sind #ZeroCovid und #NoCovid immer noch mehr oder weniger das Gleiche. 3/