Thread by @BachmannRudi

Thread (bitte RT, #Hochwasserkatastrophe , es lohnt sich): Gerade ein sehr interessantes laengeres Gespraech mit meinem Bruder, dem Professor fuer Hydromechanik, hydrodynamische Modellierung und Hochwasserrisikomanagement an der HS Magdeburg, gehabt.

hs-magdeburg.de/hochschule/fac…

Es war schon deshalb interessant, weil sein Fachgebiet natuerlich auch so diesen Dismal Science / Krisenprofiteur Charakter hat wie meines. Eine weitere Parallele: auch bei ihm meine ich rausgehoert zu haben, dass er nicht das Gefuehl hat, dass die Politik wirklich auf das Fach

hoert bzw. an den Ergebnissen des Faches interessiert ist. Auch er kritisiert die zT irrefuehrende Berichterstattung in den Medien. ZB erklaerte er mir, dass man bei der #Hochwasserkatastrophe nicht von einem Starkregenphaenomen sprechen sollte.

Das ist keine wissenschaftliche Pedanterie. Starkregen im engeren Sinne lasse sich in der Tat kaum vorhersagen. Das sind die lokalen Sommergewitter, die mehr oder weniger zufaellig auftreten. Das war aber nicht der Fall hier.

Dieser Regen war ein laenger anhaltender starker Regen, der dann zu Sturzflutereignissen fuehrte. Das kann man vorhersagen, und zwar nicht nur die Metereologie, sondern auch die hydrologischen und oekonomischen Konsequenzen.

Er sagt: solche Modelle zu erstellen, davon lebt er wissenschaftlich. Die sind da. Desweiteren: bei den grossen Fluessen klappt das inzwischen auch ganz gut. Fuer ein Grossflusshochwasser war die Regenmenge aber wiederum viel zu klein. Um die Elbe oder den Rhein ueber die Ufer

treten zu lassen, dazu braucht es wochenlangen Regen. Jetzt gab es ein Ereignis, das vor allem kleinere Fluesse betraf. Er sagt auch hier ganz klar: das kann man prognostizieren, aber er ist sich nicht sicher, dass das auch gemacht wird.

Desweiteren vermisst er die Aufklaerung der Bevoelkerung. Schon heute kann sich jeder bei einem Hauskauf oder ganz einfach so informieren, welche Hochwassergefaehrdung der anvisierte Bauplatz hat.

Dazu gebe es Hochwasserrisikokarten im Netz, die aber immer noch zu wenig genuetzt wuerden. Er sagt auch die Diskussion in den Medien ueber Zersiedelung und Versiegelung ist zT richtig, aber eben zT auch viel zu einseitig. Bei diesen Ereignissen hat das wohl eine eher

untergeordnete Rolle gespielt. Gleichzeitig muesse man in der Politik auch eine ehrlichere Diskussion haben, wo man bauen sollte. Insbesondere weil der Klimawandel solche Ereignisse wahrscheinlicher machen wird.

Aber auch hier laufe die oeffentliche Diskussion etwas schief: so wichtig wie die weitere Eindaemmung des Klimawandels sei, so sehr muesse man sich klarmachen, dass zT der Zug schon durch ist. Etwas Aehnliches hat ja gestern auch schon @Karl_Lauterbach bei @maybritillner gesagt.

Man muesse viel mehr ueber Klimaadaption reden. Meine Befuerchtung: bestimmte politische Kreise wollen das nicht, weil sie, vielleicht zu Recht, befuerchten, dass Klimaadaption als Substitut fuer Klimawandeleindaemmung wahrgenommen wird.

Am Ende kostet eine solche Hardlinereinstellung aber Menschenleben - das muss man klar sagen.

Zum Schluss: ich habe von dem Gespraech viel gelernt. Journalisten - wenn Ihr Fragen habt: emailt meinem Bruder:

hs-magdeburg.de/hochschule/fac…

Ganz zum Schluss: dieser Thread ist meine Interpretation dessen, was mein Bruder gesagt hat - es kann durchaus sein, dass ich ihn auch irgendwo missverstanden habe.

Ergaenzung von meinem Bruder: er will betonen, dass dies nicht als Vorwurf an Behoerden gemeint ist. Und dass solche Ereignisse wegen ihrer geringen Vorlaufzeit natuerlich schwer zu prognostizieren sind.