Am 14. Juni hat der Deutsche Wetterdienst @DWD_klima auf eine Zunahme der Häufigkeit von Starkregen in den Daten seit 1951 hingewiesen. 1/8
Allerdings ist das gewählte Maß nicht aussagekräftig und verschleiert das tatsächliche Ausmaß der Zunahme. Warum? Erstens sind 20 mm Regen pro Tag nicht gerade extrem. Unwetterwarnung gibt es ab 25 mm *pro Stunde* oder 50 mm pro Tag. (1 l/m2 = 1 mm). 2/8
Zweitens: diese Statistik, wo alle Stationen mit sehr unterschiedlichen Niederschlagsmengen zusammengeworfen werden, wird von den Stationen dominiert, wo 20 mm/Tag besonders häufig überschritten wird und damit erst recht nicht extrem ist. 3/8
Die WMO empfiehlt daher, Perzentile statt dem gleichen Grenzwert für alle Stationen zu verwenden. Das hat der DWD in seiner Studie speziell zu Starkregen 2002 auch getan und eine viel größere Zunahme gefunden. Mehr dazu hier: scilogs.spektrum.de/klimalounge/wa… 4/8
Das ist auch zu erwarten, denn die schwachen Niederschläge werden weltweit eher seltener, die "normalen" ändern sich wenig und die extremsten nehmen am meisten zu. Siehe etwa unsere Balkanstudie advances.sciencemag.org/content/2/4/e1… und diese Stellungnahme info-de.scientists4future.org/die-flutkatast… 5/8
Bis 2000 hat Starkregen in 🇩🇪 also deutlich zugenommen. Seit 2001 betreibt der DWD ein flächendeckendes Regenradarnetz und dies zeigt eine Zunahme. DWD-Sprecher Friedrich "Es gibt eine Tendenz, dass in Deutschland solche Gewitter mit Starkregenereignissen häufiger auftreten." 6/8
Und: "Auch in der Spitze sind die Unwetter heftiger geworden." Quelle: sueddeutsche.de/politik/wetter… Und der DWD spricht im Nationalen Klimareport 2020 von "stärkerer Ausprägung der Starkregenereignisse". 7/8
Zum Schluss nochmal der Hinweis, dass die begutachtete Studie der ETH-Forscher Zeder & Fischer 2020 eine statistisch signifikante Zunahme von Extremregen in Deutschland seit 1901 belegt, mit der von der WMO empfohlenen Methodik. 8/8
P.s. Dies aus der Wetterkarte von heute, als Illustration dafür, dass 20 mm Regen am Tag kein seltenes Extremwetter sind! Auch hier im trockenen Brandenburg kippe ich die immer wieder mal morgens aus meinem Regenmesser im Garten.

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26 Jul
Verstehen Sie, was Forscher mit "signifikant" meinen? Viele Laien (verständlicherweise) nicht - sie meinen, ein nicht signifikanter Trend sei unbedeutend oder irgendwie nicht real. Dabei bedeutet es nur, dass man als Grund für den Trend den Zufall nicht ausschließen kann. 🧵1/7
Je größer die Zufallsschwankungen, desto größer muss daher auch ein Trend sein, um "signifikant" zu sein. Nehmen wir die Studie von Zeder&Fischer zur Zunahme von Extremregen in Mitteleuropa, die sie hier selbst kurz zusammenfassen. 2/7
Als Signifikanzgrenze wählen sie 95%. Eine Station, wo die Extremregen derart zugenommen haben, dass man alleine aus diesen Daten mit 94% Sicherheit ausschließen kann, dass das Zufall ist, hat keinen signifikanten Trend! Aber wir erwarten ja auch mehr Extreme aufgrund.. 3/7
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23 Jul
As Scientists for Future we have prepared a statement on the role of the #ClimateCrisis in the German flooding disaster. It is clear that #GlobalWarming leads to more extreme rainfall. That was predicted since the 1980s climate models and since confirmed by observations. 1/4
E.g. my PIK colleagues have shown in 2015 that record-breaking rainfall has increased globally. In summer in north and western Europe by ~30%. link.springer.com/article/10.100… Other studies found similar results. 2/4
Colleagues of ETH Zurich in 2020 demonstrated a significant increase in extreme precipitation over 1901-2013 in Switzerland, Germany and Holland. 3/4 sciencedirect.com/science/articl…
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22 Jul
Wir Scientists for Future haben eine Stellungnahme zur Rolle der #Klimakrise bei der Flutkatastrophe erarbeitet. Klar ist, dass die Erderwärmung zu mehr Extremregen führt. Das wird schon seit den 1980ern von Klimamodellen vorhergesagt und bestätigt sich auch in den Messdaten. 1/6
Kollegen vom PIK haben zum Beispiel 2015 gezeigt, dass Niederschlagsrekorde weltweit zugenommen haben. Im Sommer in Mittel- und Nordeuropa um rund 30%. link.springer.com/article/10.100… Andere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen. 2/6
Forscherkollegen der ETH Zürich haben 2020 eine signifikante Zunahme der Starkregenereignisse in den Daten von 1901–2013 für die Schweiz, die Niederlande und Deutschland belegt. 3/6 sciencedirect.com/science/articl…
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23 Jun
Hundert Lungenärzte… war da nicht was?
Es geht nicht um Rechenfehler, sondern das Argument der Verbrennerlobby ist: wer ein e-Auto fährt verbraucht zusätzlich Strom, und der wachsende Strombedarf müsse dann - bei begrenzt vorhandenen Erneuerbaren - durch fossilen Strom gedeckt werden. Der Zuwachs sei daher schmutzig.
Wer also einen ollen ineffizienten Gefrierschrank im Keller hat kann für den mit dem mittleren erneuerbaren Stromanteil rechnen. Der e-Auto-Fahrer aber nicht, weil dessen Strombedarf neu hinzukommt und den marginalen Strommix braucht. Klingt erstmal logisch, ist es aber nicht.
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14 Jun
Die Lobbyorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bietet mit ihrer kruden Anzeigenkampagne einen Einblick wie Lobbyismus gegen Klimaschutz heute in 🇩🇪 funktioniert.
1. Mit falschen und irreführenden Aussagen zum Thema. 🧵1/4
zeit.de/news/2021-06/1…
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3. Indem man sich vordergründig mit schönen Worten zu Klimaschutz bekennt: "Der Klimawandel ist eine unserer größten Herausforderungen. Es steht außer Frage, dass der CO2-Ausstoß reduziert werden muss." (INSM Webseite.) Dann aber gegen die konkreten Maßnahmen ankämpft. 🧵3/4
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13 Jun
Die Warnung von Carolin #Emcke vor Desinformation ist allzu berechtigt. Dass zum "Objekt, auf das sich dann der empörte Protest richtet" auch Klimaforscher gehören, ist längst Realität, auch ich erhalte wie etliche andere Kollegen Morddrohungen. scilogs.spektrum.de/klimalounge/fa…
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