#BahnCard100 Tag 768: Wie hätte ich auch gutgläubig davon ausgehen können, dass eine halbe Stunde Puffer genügen könnte. Bin mal gespannt, wer da nun auf welchem Gleis einfahren wird.
Reisende nach Dänemark mögen sich im Dienstabteil in Wagen 10 melden. Das ist ungefähr einen halben Kilometer entfernt in diesem lustig durchnummerierten Zug mit Kurswagen.
Bevor ich nach einem halbstündigen Gewaltmarsch dort angekommen bin, wurde der Leitstelle offenbar schon mitgeteilt, dass das Interesse wohl eher mau wäre. Und: Ich will ja gar nicht nach Dänemark, sondern nur bis Rendsburg, das zählt offenbar nicht.
Andererseits ist mir mittlerweile so vieles egal, ich hätte drüben in Tokio locker die Goldmedaille im Zero Fucks Giving gewonnen, wäre ich mit der Bundesbahn pünktlich zum Wettbewerb gekommen.
Es ist unklar, ob der InterCity in Altona wartet. Aber man solle es ruhig versuchen, denn man wäre dann ja 40 Minuten früher in Dänemark als mit dem RegionalExpress (???). Was nicht gesagt wird: Wenn es schiefgeht, ist man über zwei Stunden später dort.
Aha: Kurz vor Altona dann die freudige Nachricht, dass der IC nach Dänemark nicht wartet. Herzlichen Dank, dann hätte ich ja auch im Hauptbahnhof umsteigen können.
Aber: Es gibt Übernachtungsgutscheine an der Information. Also, vielleicht. Wenn man sein Fahrziel heute nicht mal mehr mit acht Umstiegen erreichen kann. Roflcopter.
Kein InterCity da. Kann man nichts machen.
Der nächste RegionalExpress fällt auch aus.
Übernachtungsgutscheine für die Fahrgäste nach Dänemark gibt es übrigens nicht. Dafür aber freundlichste Belehrungen, dass man ja auch nicht den letzten Zug am Tag nehmen könne, wenn man pünktlich ankommen will.
Das Personal ist heute sowieso ziemlich angepisst. Diesen Umgang mit Kunden muss man sich leisten können, selbst wenn man die Kunden nicht mehr als Kunden, sondern nur noch als Beförderungsfälle bezeichnet.
Weiter geht es nun mit dem Bummelzug nach Elmshorn, dann mit dem Bummelzug nach Neumünster, weil ja der Bummelzug nach Flensburg ebenfalls ausfällt, und dann irgendwie mit dem Bummelzug nach Rendsburg. Vielleicht komme ich sogar noch vor Mitternacht an.
Der Zug von Altona nach Elmshorn fährt erstmal nicht los. Dafür haben wir dann gleich den Zug vom Hauptbahnhof bis Kiel vor uns, weswegen der Umstieg in Elmshorn dann nicht klappt. Aber wie gesagt, einfach nur noch Zero Fucks.
Äußerst präzise Anzeige. Es soll ja bis zuletzt spannend bleiben, welcher Zugteil nun wohin fährt.
Stehparty. Was habe ich das Leben in vollen Zügen vermisst.
Auch in diesem Zug ist das Personal speziell gelaunt. Liegt wohl daran, dass ich mich verbotenerweise mit einem Faltrad im Türbereich aufhalte, was ja grundsätzlich mit sofortigen Rausschmiss auf offener Strecke geahndet wird.
Alternativ könnte das Zugpersonal auch die übrigen Fahrgäste anhalten, die Koffer im Mehrzweckbereich platzsparender zu drappieren, aber naja.
Noch sechs Minuten Verspätung, dann gibt es immerhin die zehn Entärgerungs-Euro.
Oh, und die vier Euro für die Reservierung.
Noch fünf Minuten.
Am Ende betrug die Verspätung dann „nur“ 56 Minuten. Das reicht leider nicht für die Fahrgastrechte, auch wenn mir mein reservierter Sitzplatz in Altona davongefahren ist und ich die Hälfte der Strecke im Stehen verbringen musste. Sänk ju vor trävelling und so.
Erstattungen der Fahrgastrechte werden erst ab vier Euro ausgezahlt. Meine Sitzplatzreservierung kostet vier Euro — wird sie nun ausgezahlt oder nicht? Aber allein der Aufwand zum Ausfüllen des Formulares ist mir diese vier Euro nicht wert.
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#BahnCard100 Tag 770: Auf dem Weg zum Bahnhof glatt von einer Gruppe Warnwestenradler „übersehen” und angepatzt worden. Dummerweise sieht man sich ja stets zwei Mal im Leben, zum Beispiel eine Viertelstunde später im Fahrradabteil.
Weil die Herrschaften mit sechs Rädern den ganzen Mehrzweckbereich in Anspruch nehmen, um beim Manspreading ihrer Herrlichkeit freie Bahn zu lassen, bleibt für mich mal wieder nur ein Stehplatz im Türbereich.
Siri, erinnere mich daran, beim ADFC mit einem Ragequit auszutreten.
Die Kommentare zu diesem Video sind mal wieder herrlich, weil fast alle das Fahrbahnradeln „trotz Radweg mitten auf der Straße“ bemängeln, obwohl es gar keinen Radweg gibt, sondern nur einen freigegebenen Gehweg.
Freigegebene Gehwege sind ein Konstrukt in der Straßenverkehrs-Ordnung, die ich einfach nur noch hasse.
Als Fußgänger hasse ich für den Radverkehr freigegebene Gehwege, weil sich die lieben Radfahrer berufen fühlen, dort entlangzubrettern als handle es sich um eine exklusive Trainingsstrecke für die Tour de France.
Viele Dinge hätten wir in Kiel, der Stadt im Klimanotstand gerne bekommen. Eine Straßenbahn zum Beispiel oder noch mehr echte Fahrradstraßen oder vielleicht wenigstens einen besseren ÖPNV. Was wir stattdessen bekommen: Elektroroller zum Mieten.
Ich freue mich schon darauf, dass dieser Elektroschrott in den Vorgärten, in der Kieler Förde oder im gerade heute gefluteten Kleinen Kiel-Kanal liegt. Bei Schäden am eigenen Fahrzeug ist man selbst der Dumme, weil bei den lustigen Rollern niemand verantwortlich sein will.
Diese Elektroroller dienen nicht dazu, unsere Mobilität zu verbessern oder irgendwas an unserer Ökobilanz ins positive zu verdrehen. Da verdient einfach irgendjemand Geld mit Elektrogeräten, die nach ein paar Monaten auf dem Schrott landen. Und wir feiern uns dafür derbe ab.
Wollte eigentlich gucken, wo man gegen das #KohleEINstiegsgesetz demonstrieren kann. Musste aber feststellen, dass von Klimaschutzgruppen mittlerweile keiner mehr mit den anderen kann. So verkacken wir es halt auch wieder.
Man ist also ein Rassist, wenn man am Freitag zum Klimahüpfen bei Fridays for Future geht, weil die was mit Ende Gelände am Laufen haben und sich Ende Gelände nicht von Extinction Rebellion distanziert hat.
Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass bei diesen Debatten auch über ganz wesentliche Probleme gestritten wird, aber der meiste Kram ist für mich als einigermaßen Außenstehender überhaupt nicht mehr nachvollziehbar.
Ich finde es hochinteressant, wie sehr die Wortwahl eines Artikels das Empfinden des Lesers beeinflusst. Und dann denken wir mal bitte daran zurück, ob wir in Deutschland überhaupt eine vernünftige Diskussion über den notwendigen #Mobilitätswandel führen können, (…)
(…) wenn aus den einschlägigen Tageszeitungen regelmäßig öffentlichkeitswirksam über „Kampfradler“, „Radl-Rowdys“ und „Rüpelradler“ geätzt wird, anstatt dass sich mal jemand damit auseinandersetzt, warum das Miteinander auf der Straße so ist wie es ist.
Eine vernünftige Analyse dieser Zustände wirkt aber altbacken, trocken, das klickt halt nicht geil. Also wird in einfachen Hauptsätzen irgendwas gegen Radfahrer im Allgemeinen geschrieben und am Ende beschweren wir uns alle, dass die Sache nicht besser geworden ist.
Momentan kreist dieses Video durch Twitter — und worüber wird diskutiert?
1. Warum fahren die Radfahrer nicht auf dem Radweg? 2. Warum fahren die Radfahrer nicht ganz rechts? 3. Warum provozieren die Radfahrer? 4. Warum bezeichnet der Radfahrer ein Auto als eine Waffe?
Das traurige an dieser „Debatte“: Wenn’s denn mal kracht und man als radfahrender Geschädigter auf der Straße liegt, stellt die Polizei bei der Beweisaufnahme die gleichen Fragen. Das zeigt mir, dass diese Denkweise in unserer Gesellschaft überall steckt — und das nervt.
Vor ein paar Jahren fuhr plötzlich ein Kraftfahrer aus einem Hotelgrundstück auf den Radweg und kam mir dort entgegen — der hat mich da ein bisschen abgeräumt, weil ich nicht rechtzeitig ausweichen konnte. Der war halt nicht ortskundig und hat sich in der Hektik vertan. Tja.