#BahnCard100 Tag 770: Auf dem Weg zum Bahnhof glatt von einer Gruppe Warnwestenradler „übersehen” und angepatzt worden. Dummerweise sieht man sich ja stets zwei Mal im Leben, zum Beispiel eine Viertelstunde später im Fahrradabteil.
Weil die Herrschaften mit sechs Rädern den ganzen Mehrzweckbereich in Anspruch nehmen, um beim Manspreading ihrer Herrlichkeit freie Bahn zu lassen, bleibt für mich mal wieder nur ein Stehplatz im Türbereich.
Siri, erinnere mich daran, beim ADFC mit einem Ragequit auszutreten.
Warnwestenradfahrer brauchen in der Bahn nur eine Kinnmaske, denn sie tragen ja schließlich eine Warnweste.
Langsam wird’s eng. Vielleicht kommt ja in Neumünster die Polizei, um ihn Mehrzweckbereich mal freie Bahn zu schaffen.
Reklame der Bahn mal wieder zielgenau platziert. Genug Facebook für heute.
Die Warnwestenfraktion manspreaded mittlerweile seit einer halben Stunde mit Kinnmaske. Man muss ja vorbereitet sein, falls plötzlich ein Bier vorbei fliegt.
Außerplanmäßiger Halt im entlegenen Wrist. Dem Zugpersonal wurde außer Hp0 nicht viel mitgeteilt, aber die Weiche führte uns aufs Nebengleis, insofern tippe ich mal auf eine dringende Überholung.
Entschärfung einer Fliegerombe irgendwo vor uns. Gibt es dafür eigentlich noch den Entärgerungs-Zehner oder ist das höhere Gewalt und damit leistungsfrei?
Das einfachste wäre wohl, ich schwinge mich aufs Rad und düse rüber nach Bad Barmstedt. Dann mit der AKN nach Eidelstedt, von da mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof, dann nach Lüneburg.
Zum Totlachen: Der proppenvolle RegionalExpress fährt jetzt zurück nach Neumünster, dann sollen die Fahrgäste aus acht vollbesetzten Doppelstockwagen in einen kleinen LINT 54 steigen und über Bad Oldesloe nach Hamburg fahren! Ich lach mich scheckig!
Tja, hätte man doch nicht damals alle Nebenbahnen stillgelegt, dann könnten wir jetzt von Wrist rüber nach Itzehoe fahren und von dort nach Hamburg. Das dauert zwar auch ewig, aber immerhin.
Plus: In den LINT 54 sollen ja auch noch die Fahrgäste aus mittlerweile acht weiteren Doppelstockwagen, die aus Flensburg und Kiel bald ankommen, und die Fahrgäste aus einem ICE passen. Ich mein, klar, SEV kostet Geld, aber Bahnfahren ist echt immer ein Erlebnis.
Während wir zurück nach Neumünster in eine ungewisse Zukunft fahren, lese ich auf Facebook, dass die Strecke seit zehn Minuten wieder offen wäre, es habe sich nur jemand einen Scherz erlaubt.
Durchsage: Die Strecke ist jetzt wieder frei. Hihi. Schade Schokolade. Hätten wir doch nur ein paar Minuten länger gewartet.
„SCHEISS BUNDESBAHN!!!”
Wir sollen in Neumünster in den ICE 885 umsteigen. Wir kommen aber nicht in Neumünster rein, weil alle sechs Gleise belegt sind aufgrund der Sperrung. Also muss, Tada, erstmal der ICE raus.
Der ICE ist noch nicht da. Oder schon weg. Weiß man halt nicht. Aber den hätten wir ja im Begegnungsverkehr sehen müssen.
Die sollen jetzt alle in den ohnehin überfüllten ICE rein. Das wird super.
Drüben steht noch ein Zug nach Hamburg Hbf, der sich direkt nach unserer Ankunft in Bewegung setzt. Vermutlich wäre das die schnellere und stressfreiere Verbindung nach Hamburg gewesen, aber naja, das weiß man ja erst im Nachhinein.
Die Welt steht still und die Zeit hält an /
Wenn alle anderen dich anstarren /
Aber ich hab dich zuerst gesehen /
Ich habe dich zuerst gesehen!
Mein Plan ist, einfach hinten in der 1. Klasse einzusteigen und einen Flexpreis bis Hamburg mit 25 Prozent BahnCard-Rabatt abzustauben. Das ist zwar teuer, aber besser als jetzt noch ewig hier durch die Gegend zu gondeln.
Noch bevor ich mit dem gefalteten Faltrad am Zug bin, werde ich vom Zugpersonal zurückgepfiffen: „HALLO, RADFAHRER NICHT EINSTEIGEN! NICHT EINSTEIGEN!“ Tja: Im Zweifelsfall ist das Faltrad dann doch ein vollwertiges Fahrrad, das im ICE nichts verloren hat.
Nachdem ich vom Zugpersonal mit einem ganz speziellen Tonfall belehrt worden bin, räumt man noch ein paar weitere Fahrräder aus dem ICE wieder raus. Es herrscht Verwirrung, denn eine Zugbegleiterin hatte die Radfahrer wohl angewiesen, weiter hinten einzusteigen.
Nun gibt es noch eine Durchsage, dass der ICE erst losfährt, wenn alle Radfahrer ausgestiegen wären. Das ficht freilich nicht jeden an, denn weiter hinten handelt man nun aus, dass Fahrräder in den Türräumen ausnahmsweise dann doch okay wären.
Bums macht die Tür, der Zug fährt ab — und ich bleibe als Vollidiot vom Dienst hier stehen. Ich stelle wieder einmal fest: Diesen Umgang mit Kunden muss sich die Deutsche Bundesbahn wirklich leisten können.
Vor allem ist ja das geilste, dass ich für diese mittlerweile mehrstündige Verspätung ja nicht mal meine zehn Euro zurückbekomme, weil sich die Bundesbahn entweder auf höhere Gewalt beruft oder aber mir wieder erklärt, mit Faltrad wäre ich ja selbst schuld.
Also geht’s zurück in den grünen Zug, der ja irgendwie nun als RE 70 nach Hamburg-Altona fahren soll. Immerhin habe ich hier meinen Lieblingsplatz aus früheren Zeiten, als ich noch täglich von Kiel nach Hamburg pendelte.
Das Vergnügen währt nur kurz, denn der Zug hat lieber Lust auf Dänemark und möchte gerne als RE 7 nach Flensburg fahren.
Tja, nun sitze ich hier. In ungefähr einer Dreiviertelstunde geht’s eventuell weiter, sofern mir nicht noch jemand vorher den Buckel runter rutschen möchte.
Der nächste RegionalExpress nach Hamburg fährt laut Durchsage 40 Minuten später. Herzlichen Dank, liebe Bundesbahn, für den Rausschmiss aus dem ICE 885. Diesen Umgangston werde ich euch nicht vergessen.
Eigentlich wäre hier langsam mal eine schriftliche Beschwerde angezeigt. Nur weiß ich ja bei der Bahn: Das interessiert in diesem Konzern niemanden.
Aus dem gerade eingefahrenen, ebenfalls proppevollen RE 7 nach Norden ist gerade die Schreckschraube vom Dienst ausgesteigen, die mir schon früher die Bahnfahrten versaut hat. Glücklicherweise erinnert sie sich nicht an mich und läuft weiter.
Eigentlich soll auf Gleis 5 bald ein Zug nach Hamburg fahren. Stattdessen fährt aber der rote Rumpelzug nach Hamburg-Altona. Kurz danach folgt der ICE 209, der mich schneller nach Dammtor zum nächsten ICE nach Lüneburg bringt.
Der ICE 209 kommt leer in den Bahnhof geschlichen. In Kiel war er offenbar nicht, obwohl er sich „auf der richtigen Seite“ der Bombenentschärfung befand.
Will noch mal jemand mit mir was von wegen Falträdern in der Bahn diskutieren? Hat die Bundesbahn vielleicht noch Gesprächsbedarf? Kommt vorbei in Wagen 7, ich bin richtig gut gelaunt für freundliche Einlassungen.
Nächster Versuch durch Wrist zu kommen. Dieses Mal klappt’s.
Umstieg in Hamburg-Dammtor. Dem nächsten Zug fehlen drei Wagen und ich habe das Gefühl, DAS KÖNNTE WIEDER SPASSIG WERDEN.
Dem Zug fehlen tatsächlich einfach mal drei Wagen. Ich dachte erst, das wäre einer dieser renovierten Züge, die jetzt mit neun statt zwölf Wagen eingesetzt werden, aber das ist offenbar nicht der Fall.
In DB-Navigator läuft sowas noch als geringe bis mittlere Auslastung. Es entbrennen sofort mehrere Streitigkeiten über die begehrten Sitzplätze, denn nicht jeder hat während einer Pandemie gerne einen unbekannten Sitzbachbarn mit Nasenpimmel.
Ein anderer versucht den üblichen Trick und behauptet, er hätte den BahnConfort-Sitzplatz reserviert. Seine sitzende Gesprächspartnerin weiß nicht, was BahnComfort, erkennt die Lüge nicht und gibt den Sitzplatz frei.
Als Nächstes bin ich an der Reihe. Weil das Blockieren eines Sitzplatzes mit Faltrad in diesem vollen Zug nunmehr rücksichtslos ist, wird mir wieder ein Stehplatz im Türbereich zugewiesen.
Andere Fahrgäste werden vom Zugpersonal in die fast leere 1. Klasse gebeten. Diese Ehre wird mir nicht zuteil, aber immerhin kann mich die Zugbegleiterin nicht mehr rauswerfen, denn der Zug hält vor Lüneburg nicht mehr.
Es ist natürlich nicht zielführend, sich darüber zu beschweren, dass andere Fahrgäste in der 1. Klasse sitzen dürfen und man selbst nur zwischen Tür und Faltenbalg klemmen darf.
Aber dann denke ich mir wieder: Wenn man mit einer blöden BahnCard 100 vom Personal auf diese Weise behandelt wird, dann wäre es doch die unlogischere Entscheidung, in einem halben Jahr die BahnCard zu verlängern.
Denn irgendwo gibt man mir als Beförderungsfall nunmal das Gefühl, meine vier Riesen gerne zu nehmen, als Fahrgast aber eher lästig zu sein.
„Geringe Auslastung”, „abweichende Reservierungen”. Ich nenne es: Den blanken Hohn.
Mit insgesamt 2,7 Stunden Verspätung angekommen in Lüneburg. Ich möchte ja beinahe sagen: „Nur“ 2,7 Stunden Verspätung. Die Ansage mit der Bombenentschärfung war ja schon ein Indikator, dass ich es heute gar nicht mehr nach Hause schaffen könnte.
Vorne fünf Wagen statt sieben, hinten drei Wagen statt vier, das war definitiv so nicht beabsichtigt. Ein renovierter ICE 1 ist das nicht, oder @MarcusGrahnert?
Jetzt ist halt die bange Frage: Fülle ich jetzt das rote Formular für die zehn Euro aus oder spare ich mir den Ärger? Denn erstmal war es mutmaßlich höhere Gewalt und zweitens wäre ich ja mit dem ICE 885 pünktlich angekommen, hätte ich nicht mein Bike dabei gehabt.
Und in den letzten Jahren habe ich ja schmerzlich gelernt: Die Mitnahme eines Fahrrades sorgt zum sofortigen Erlöschen jeglicher Fahrgastrechte, denn die Mitnahme eines Fahrrades wird in den Beförderungsbedingungen nunmal nicht garantiert.
Aber whatever: Es sind „nur“ zweieinhalb Stunden Verspätung bei einer Fahrzeit von knapp viereinhalb Stunden, von denen ich dreieinhalb im Stehen verbracht habe. Da bin ich als Vielfahrer ganz andere Hausnummern gewohnt.
Wie mir auch so der Kamm geschwollen ist, dass ich glatt ohne Helm nach Hause geradelt bin, fällt mir grad mal so auf.
Aber nun gut — bis zur nächsten Folge mit Jubel, Trubel, Heiterkeiten. Habe gehört, bald würde eventuell der härteste Streik aller Zeiten meine Laune auf die Probe stellen?
Eine Bitte hätte ich dann zu dieser späten Stunde: Erwähnt nicht ständig @DB_Bahn zwecks einer Stellungnahme, denn die Leute sind nicht dabei und können aus ihrer Perspektive auch nicht viel mehr sagen als „ist dumm gelaufen“. Ich glaube, damit tun wir niemandem einen Gefallen.
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Die Kommentare zu diesem Video sind mal wieder herrlich, weil fast alle das Fahrbahnradeln „trotz Radweg mitten auf der Straße“ bemängeln, obwohl es gar keinen Radweg gibt, sondern nur einen freigegebenen Gehweg.
Freigegebene Gehwege sind ein Konstrukt in der Straßenverkehrs-Ordnung, die ich einfach nur noch hasse.
Als Fußgänger hasse ich für den Radverkehr freigegebene Gehwege, weil sich die lieben Radfahrer berufen fühlen, dort entlangzubrettern als handle es sich um eine exklusive Trainingsstrecke für die Tour de France.
#BahnCard100 Tag 768: Wie hätte ich auch gutgläubig davon ausgehen können, dass eine halbe Stunde Puffer genügen könnte. Bin mal gespannt, wer da nun auf welchem Gleis einfahren wird.
Reisende nach Dänemark mögen sich im Dienstabteil in Wagen 10 melden. Das ist ungefähr einen halben Kilometer entfernt in diesem lustig durchnummerierten Zug mit Kurswagen.
Bevor ich nach einem halbstündigen Gewaltmarsch dort angekommen bin, wurde der Leitstelle offenbar schon mitgeteilt, dass das Interesse wohl eher mau wäre. Und: Ich will ja gar nicht nach Dänemark, sondern nur bis Rendsburg, das zählt offenbar nicht.
Viele Dinge hätten wir in Kiel, der Stadt im Klimanotstand gerne bekommen. Eine Straßenbahn zum Beispiel oder noch mehr echte Fahrradstraßen oder vielleicht wenigstens einen besseren ÖPNV. Was wir stattdessen bekommen: Elektroroller zum Mieten.
Ich freue mich schon darauf, dass dieser Elektroschrott in den Vorgärten, in der Kieler Förde oder im gerade heute gefluteten Kleinen Kiel-Kanal liegt. Bei Schäden am eigenen Fahrzeug ist man selbst der Dumme, weil bei den lustigen Rollern niemand verantwortlich sein will.
Diese Elektroroller dienen nicht dazu, unsere Mobilität zu verbessern oder irgendwas an unserer Ökobilanz ins positive zu verdrehen. Da verdient einfach irgendjemand Geld mit Elektrogeräten, die nach ein paar Monaten auf dem Schrott landen. Und wir feiern uns dafür derbe ab.
Wollte eigentlich gucken, wo man gegen das #KohleEINstiegsgesetz demonstrieren kann. Musste aber feststellen, dass von Klimaschutzgruppen mittlerweile keiner mehr mit den anderen kann. So verkacken wir es halt auch wieder.
Man ist also ein Rassist, wenn man am Freitag zum Klimahüpfen bei Fridays for Future geht, weil die was mit Ende Gelände am Laufen haben und sich Ende Gelände nicht von Extinction Rebellion distanziert hat.
Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass bei diesen Debatten auch über ganz wesentliche Probleme gestritten wird, aber der meiste Kram ist für mich als einigermaßen Außenstehender überhaupt nicht mehr nachvollziehbar.
Ich finde es hochinteressant, wie sehr die Wortwahl eines Artikels das Empfinden des Lesers beeinflusst. Und dann denken wir mal bitte daran zurück, ob wir in Deutschland überhaupt eine vernünftige Diskussion über den notwendigen #Mobilitätswandel führen können, (…)
(…) wenn aus den einschlägigen Tageszeitungen regelmäßig öffentlichkeitswirksam über „Kampfradler“, „Radl-Rowdys“ und „Rüpelradler“ geätzt wird, anstatt dass sich mal jemand damit auseinandersetzt, warum das Miteinander auf der Straße so ist wie es ist.
Eine vernünftige Analyse dieser Zustände wirkt aber altbacken, trocken, das klickt halt nicht geil. Also wird in einfachen Hauptsätzen irgendwas gegen Radfahrer im Allgemeinen geschrieben und am Ende beschweren wir uns alle, dass die Sache nicht besser geworden ist.
Momentan kreist dieses Video durch Twitter — und worüber wird diskutiert?
1. Warum fahren die Radfahrer nicht auf dem Radweg? 2. Warum fahren die Radfahrer nicht ganz rechts? 3. Warum provozieren die Radfahrer? 4. Warum bezeichnet der Radfahrer ein Auto als eine Waffe?
Das traurige an dieser „Debatte“: Wenn’s denn mal kracht und man als radfahrender Geschädigter auf der Straße liegt, stellt die Polizei bei der Beweisaufnahme die gleichen Fragen. Das zeigt mir, dass diese Denkweise in unserer Gesellschaft überall steckt — und das nervt.
Vor ein paar Jahren fuhr plötzlich ein Kraftfahrer aus einem Hotelgrundstück auf den Radweg und kam mir dort entgegen — der hat mich da ein bisschen abgeräumt, weil ich nicht rechtzeitig ausweichen konnte. Der war halt nicht ortskundig und hat sich in der Hektik vertan. Tja.