Dass die Moderatorin auf der CDU-Wahlkampfveranstaltung Markus Söder beinahe als „gemeinsamen Kanzlerkandidaten von CDU und CSU“ angekündigt hat, ist jetzt aber kein Wink des Schicksals oder?
Paul Ziemiak mit einer überraschend guten und klaren Rede. Von den Hohlphrasen mal abgesehen, sitzen die wichtigen Punkte, seine Bestürzung über Afghanistan nimmt man ihm ab. Er spannt einen großen Bogen über die Themen unserer Zeit und endet mit einem kämpferischen Wahlaufruf.
Markus Blume wiederum verströmt das Mitgefühl von Mr. Burns, gepaart mit der Seriösität von Krusty dem Clown. Vergleicht gleich zu Anfang seiner Rede den Kampf der Bundeswehr in Afghanistan mit dem Bundestagswahlkampf der CDU. Hoffe sein Deutschlehrer schämt sich.
Ohgottohgott, die bewerben ernsthaft ihre Schrottplattform „connect“, bei der sich @LilithWittmann Zugriff auf 18.000 Personendatensätze verschaffen konnte. Unvergessen auch wie die CDU daraufhin Lilith erstmal aus Dank für den Hinweis „versehentlich“ angezeigt hat.
Der Werbefilm für „CDU connect“ wirkt ungefähr so frisch, dass ich Lust habe mein Tamagotchi aus dem Keller zu holen. Erwarte nun jede Sekunde die beiden Typen aus Villarriba und Villabajo, die eine Tube „Fairy Ultra“ in die Kamera halten.
Schnitt zu den Protagonistinnen des Films. Clara von Nathusius, sonst leidenschaftliche Polizistin, erzählt vom Haustür-Wahlkampf. Bin mir spontan nicht sicher, ob ich nicht lieber die Zeugen Jehovas an der Tür hätte und wer von beiden weniger Unsinn erzählt.
Die Moderatorin beendet den Abschnitt und freut sich darüber, „wieviel Frauenpower im Wahlkampf der Union vertreten ist“. Muss dann aber selbst ein bisschen lachen.
Nun die beiden, die in der Union als Intellektuelle verschrien sind: Alexander Dobrindt und Ralph Brinkhaus. Als Brinkhaus anfängt über die Arbeit der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag zu erzählen, schwenkt der Kameramann in Richtung Hallendach. Fühle mit ihm.
Brinkhaus peitscht alles was er in den letzten 30 Minuten über Klima und Mobilität gelesen hat in sein Mikro: „TECHnologie“, „INNOvation“, „WASSERstoff“, „ELEKTROmobilität“, „KÜNSTLICHE Intelligenz“. Betont immer den Anfang des Wortpaares.
Frage mich, ob der den Mikrofonmann bestochen hat, den Ton extra laut zu drehen. Fiept bisschen in den Ohren.
Abschließend irgendwas über die gute Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen. Unerträglich gute Laune bei Brinkhaus. Macht so eine „Hans-Rosenthal-das-ist-spitze“-Zeigefinger-Bewegung in Richtung Dobrindt. Kommt aber rüber wie Hugo Egon Balder in „Tutti Frutti“.
Dobrindt erzählt davon, dass er leidenschaftlicher Europäer sei, „mit Herz und Verstand“. Muss daran denken, dass selbst die BILD mal Dobrindt wegen seiner Haltung zu Europa kleingehackt hat. Frage mich wieviel Europa-Liebe in Dobrindts Verstand passt.

bild.de/bild-plus/poli…
Irgendein gemeiner Hund hat Dobrindt erzählt, heute sei Gegenteil-Tag. Der ist kaum zu bremsen, legt sich für die Jugend ins Zeug, redet über die Verteilung von Wohlstand, grenzt sich von Rechtsradikalen ab und will diejenigen bekämpfen, die Europa zerstören.
Alle applaudieren, Kamera auf die vordere Reihe. Söder steckt schnell seinen PEZ-Spender in sein Jackett zurück. Laschet konzentriert. Der Mann tut mir dermaßen leid, dass ich mich zwingen muss ihm nicht die Daumen zu drücken.
Brinkhaus wieder. Wagt es tatsächlich über das C und das christliche Menschenbild zu sprechen. Während ich noch im Kopf Fragen zu Seenotrettung und Afghanistan-Abschiebung formuliere, ruft Brinkhaus plötzlich „Armin Laschet“.
Zucke zusammen. Jetzt ein Absatz über Armin Laschet und Nordrhein-Westfalen. Nun folgt stakkatoartig „Armin Laschet“ hier, „Armin Laschet“ da! Muss noch einmal zurückspulen um nachzusehen, dass Brinkhaus auch wirklich keinen Heiratsantrag an Laschet in seine Rede gemogelt hat.
Brinkhaus ist kaum zu stoppen. Auf ein geheimes Zeichen dreht der Tonmensch das Mikro lauter. Brinkhaus poltert weiter „Armin Laschet!“. Ausländer ohne Deutschkenntnisse würden vermuten, dass ein Mann namens „Brinkhaus“ einem Land namens „Armin Laschet“ den Krieg erklärt.
Muss leider eine Pause machen. Geht später irgendwann hier weiter…

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12 Sep
Herzlich Willkommen zum Triell-Thread.

Armin Laschet, der in anderen Koalitionsfragen deutliche Antworten verlangt, laviert bei Frage 1 bereits herum. Man wird unweigerlich an die "drei/vier Worte"-Antwort erinnert.
Annalena Baerbock ähnlich konkret. Diese Kommunikationsberater, die Politiker:innen die Worte "Ja" und "Nein" abtrainieren, gehören bei Wasser und Brot in den Kerker gesperrt.

Immerhin eine deutliche Ansage von Baerbock, was die Gleichsetzung von Linken und AfD angeht.
Hahahaha, wollte gerade schreiben, dass sich wohl der Schlund der Erde öffnet, falls mal Politiker eine konkrete Antwort geben. Da scheppert es im Studio - nachdem im ersten Triell eine Drohne gegen die Studiowand geflogen ist. Messebauer sind auch nicht mehr, was sie mal waren.
Read 48 tweets
11 Sep
Weil Armin Laschet mal wieder keine Ahnung von nichts hat und Lügen verbreitet, sind nun alle damit beschäftigt ihm zu erklären, dass Willy Brandt die Versöhnung mit Polen vorangetrieben und Helmut Schmidt die linksextreme RAF bekämpft hat. Beide SPD. Beide nach 1945.

/1
Und was die SPD vor 1945 betrifft: Es war die SPD, die 1933 als letzte Partei gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis gestimmt hat und deren Mitglieder später bei der „Aktion Gewitter“ von der Gestapo verhaftet und ins KZ Buchenwald deportiert wurden.

/2
Man muss den politischen Wettbewerber nicht unbedingt mit Samthandschuhen anfassen. Erst recht nicht im Wahlkampf. Aber eine derart geschichtsvergessene Verlogenheit von einem Bundeskanzlerkandidaten ist nichts weniger als dramatisch.

/3
Read 6 tweets
4 Sep
Eine globale Pandemie. 4,5 Millionen Menschen sterben. Es gibt einen Impfstoff. Aber nur in den reichen Ländern. Kostenlos. Freiwillig. Dennoch protestieren die Menschen gegen die Impfung. Und gegen Tests. Und gegen Masken. Und gegen Einschränkungen im öffentlichen Raum.
Regelmäßige Demonstrationen. Nazis mischen sich darunter. KZ-Vergleiche und Judensterne gehören zum Programm. Auflagenstarke Zeitungen schreiben sich an diese Leute heran, um sie als Leser zu gewinnen. Die Polizei versagt regelmäßig, zeigt teilweise Nähe zu diesen Leuten.
Als die ersten Nachrichten über diese neue Krankheit ausgestrahlt werden, kaufen die Menschen im Supermarkt Nudeln, Mehl und Klopapier leer. Aus den Krankenhäusern werden Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel gestohlen.
Read 14 tweets
29 Aug
Strategisch ist es nicht verkehrt, was Armin Laschet macht: Angreifen und Annalena Baerbock und Olaf Scholz in die Ecke drängen. Leider ist seine latent cholerische Art äußerst unangenehm…

#Triell
Baerbock ist was die eigene Verantwortung betrifft natürlich in der bequemsten Position. Der Verweis von Scholz auf KT Guttenberg war wirklich unsinnig und ergibt auch überhaupt keinen Sinn.
Scholz macht es gut, allerdings auch nicht unbedingt besonders überzeugend. Die Haltung der SPD zur Bewaffnung der Bundeswehr mit Drohnen ist nicht einheitlich und wird (zurecht) kontrovers diskutiert. Sein Bekenntnis zu finanziellen Ausstattung der BW ist deutlich.
Read 40 tweets
26 Aug
Wie Robert Habeck den selbsternannten Wirtschaftsexperten Friedrich Merz und die Chefredakteurin der WELT Dagmar Rosenfeld in Sachen Fiskalpolitik und Wirtschaftslehre deklassiert, steht symptomatisch für den Niedergang von CDU & Axel-Springer und für den Aufstieg der Grünen.
Vor allem lässt sich daran ablesen, wie jemand wie Friedrich Merz, ein Mann mit beeindruckend überschaubaren Wirtschaftskompetenzen zum Aufsichtsratschef der größten Investmentfirma der Welt aufsteigen konnte. (Räusper: Lobbyismus, Klientelpolitik, Korruption)
Merz war derjenige, der bis vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Offenlegung seiner Nebentätigkeiten geklagt hat. Der für seinen umtriebigen Lobbyismus bekannt war und dessen Adressbüchlein für regulierungsintensive Branchen wie die Banken- und Investmentwelt Gold wert ist.
Read 14 tweets
20 Aug
Mein @krautreporter-Kollege @Barkouni hat mit einem Historiker besprochen, welche Parallelen zwischen dem Willy-Brandt-Wahlkampf 1969 und dem Wahlkampf heute existieren. Herausgekommen ist ein äußerst lesenswertes und spannendes Interview.

/1


krautreporter.de/4053-die-wahlk…
In dem verlinkten @derspiegel-Beitrag findet sich zudem dieses Wahnsinnszitat von Hermann Schreiber:

"Wenn dieser nicht religiöse, für das Verbrechen nicht mitverantwortliche, damals nicht dabeigewesene Mann nun dennoch auf eigenes Betreiben seinen Weg durchs ... "

/2
"... ehemalige Warschauer Getto nimmt und dort niederkniet - dann kniet er da also nicht um seinetwillen. Dann kniet er, der das nicht nötig hat, da für alle, die es nötig haben, aber nicht da knien - weil sie es nicht wagen oder nicht können oder nicht wagen können. ..."

/3
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