#Arbeitskraft verkaufen (müssen) führt zu Lohnforderungen, zu sog. Tarifen, Durschnittslohnhöhen. Es wäre vermessen, mikrofontechnisch zu rufen, wie der viell. linke Flügel der #DieLinke Klaus Lederer (@klauslederer) das vor Streikenden der Gesundheits- (und Kranken-) branche in
Berlin getan hat, der Laden gehöre "uns" - wem denn auch? Auch die institutionelle bzw. parlamentarische bzw. mir-regierende Linke hebt die Eigentumsverhältnisse nicht auf in eine irgendwie geartete oder plötzlich syndikalistische Form.
_Verhältnisse_ des Eigentums sind der Begriff, das Allgemeine und Besondere in einem, der, geht frau von ihm aus, im Streik zu Schlüssen führen muss. #Vivantes oder jede andere Gesellschaft, die der Akkumulation unterliegt, "gehört" nicht _den Leuten_, dem Staat oder einer
politischen Administration. Sie _gehört_, und hier passt die Akustikmetapher des Ohres und des Befehls, zuerst (eine Basisbanalität) *in* diese Verhältnisse. Solch Strukturalismus oder Dynamik unverstellt sehen zu wollen, ist nicht die Stärke und ideologisch-rhetorisch nicht mehr
Interesse der klassenlosen Parteien, zu der die ungelben Gewerkschaften wie die ex- kommunistisch/ex-sozialistische PDL (Partei Die Linke) zu zählen sind. Warun und wie?
Warum: Eine kulturalistische Klassenanalyse wurde zum Standard dort, wo das Primat des politischen Ökonomischen abdanken sollte. Just während die Bielefelder Schule sich feiert (germanlabourhistory.de/2021/08/23/wir…) wird der Eigentumstitel betont (siehe Enteignungskampagnen "von unten") und
der Zwang der "unsichtbaren Hand" ins Gesellschaftspsychologische verschoben.
Mit der kulturalistischen Theorie der Kapitalverhältnisse, der Multi-Determinante der Praxen sieht es so aus, als hätte, mit eklatanten Auswirkungen auf die Historiografie der Arbeiterbewegung, die wirkliche Praxis die Gewalt über die Verhältnisse. Eine Unterscheidung
in _Bedingungen_ und _Verhältnisse_ liefert da gute Ausgänge für Ableitungen. Aber nochmal: Der Betrieb gehört nicht den Arbeiterinnen, und _Verhältnisse_ "hören" nicht auf Verbesserungen von _Bedingungen_ der Arbeitsweisen.
Die Eigentumsfixation im Kopf und im Mund umzudrehen mag einem Konzept von Staat und Sozialstaat geschuldet sei. Die DKP schreibt auf ihre Plakate "Kein Profit mit der Gesundheit". Lässt frau die implizite Differenzierung in Allgemeingut (Gesundheit) und Brötchen (Ware) beiseite,
müsste eine Forderung von Geldtransfer in das System (das privatistische Chaos) "Gesundheit" folgen. Kein betriebswirtschaftlich geführtes Staatsunternehmen würde sich dem verschließen, garantierte das doch Extraprofite. Denn das Gesundheits-"System" ist mit dem Waren-"System"
vermittelt und mit der psychischen wie physischen Ausbeutung der Arbeiterinnenkörper in Arbeits- wie Freizeit - der Reproduktion der Ware Arbeitskraft. Diesen "Alltag" hat eine zeitgenössische Variante der Arbeiterinnenbewegung zu ihrem Gebiet gemacht und kommt zu falschen
Schlüssen, das Organizing. Ich halte es für zu kurz analysiert, den Arbeitskampf u.a. in Berlin, im Gesundheitssektor, den Antagonismus Arbeit:Kapital mit dem Berliner Streikverbot und der Diskreditierung der Kampfform Streik auf ein Union Busting zurückzuführen.
Wie also agiert eine Linke, die Klassengesellschaft in diverseste Gruppierungen versucht aufzulösen, gesetzt, Gesellschaft bestünde im Gegensatz zum Antagonismus aus keiner historischen Klasse der Arbeiter (mehr)?
Sie erweitert (?) den traditionellen (arbeiterbezogenen) Klassenbegriff, der zurückgeht auf die Bestimmung von Nichteigentümern an Produktionsmitteln und Verkäufern ihrer Arbeitskraft auf alle gesellschaftlichen Gruppen. Keine Klasse der Arbeiter hätte dann den Vorzug,
soziale Umwälzungen zu ihren Gunsten in Gang zu setzen. Indes erscheint das #Organizing dieser Gruppen eine besondere "Front" zu haben, die sich im Lohnverhältnis abspielt. Organizing steht in der Kritik, Organisierung vor ein Bewusstsein von Klassenzugehörigkeit zu setzen,
die Formen von Kampf und Zusammenhang zum Generalthema zu machen, quasi kulturalistisch operaistisch aufgestellt zu sein, mit einer Pointierung der Gegenwehr gegenüber Methoden des Teilen und Herrschens der Kapitalseite. Organizing kann den spezifisch deutschen Klassenkompromiss
darum nur schlecht erfassen. Denn die theoretischen Voraussetzungen des Organizing, gewerkschaftlich wie milieuorientiert, sieht ähnlich der kukturalistischen Schule, Praktiken des Kapitalismus als Angriffsfläche an. Hier wird der Schwerpunkt gelegt auf das Wie des Kampfes.
Die strategische Frage "Was tun?", bereits in der Russischen Revolution eine der Praxis unter Aktionsdruck, wird zur alleinigen Frage von taktischem "Wie tun?". Die deutsche Situation ergibt eine andere situative Strategie als in den
USA, motherland des Organizing. Nicht automatisch, aber da die soziale Zusammensetzung in der BRD (und der EU) eine andere ist, schlägt die Handlungsbestimmung sofort um in eine der Konturen des Konflikts von Kapital und Arbeit und Staat.
Dieses reichlich abstrakte Tripel muss an jede Nation angelegt werden, in der BRD sind seine "ties" jedoch wenig lose. Die außerparlamentarische Linke meint, zwischen ihnen manövrieren zu können. Die Übergänge sind aber fließend, wie Karrieren von z.B. Slave Cubela zeigen, der
nach einer Vor-Care Revolution in der #UAPA (Unabhängige Arbeitnehmer_innenvertretungen in der Persönlichen Assistenz) bei der nationalistischen IG Metall ankam und dort publizierender Organizer ist.
Der Staat der BRD stellt weniger ein Kampffeld (Nicos Poulantzas) dar, als die außer Frage stehende Plattform, auf der die Arbeit-Interessen mit den Kapital-Interessen abgeglichen werden.
Die sozialdemokratisch verhinderte sozialistische Revolution nach 1918 bildet den Meilenstein, der den damit erzeugten sozialpartnerschaftlichen Status Quo heute ermöglicht. Der Antagonismus bleibt, sein WIE ist der Klassenkompromiss im Widerspruch von Staat und Regierung,
besonders, wenn sie den ideellen Gesamtkapitalisten mimt. Das Zugeständnis der Regierung in Berlin mit einer Personalie, die klasssenkämpferisch performt und im selben ihre Ohnmacht politisch und ökonomisch zeigt, ist wieder das des Vermittlers in der Lohnaushandlung. Hier
gerät Organizing an ihre Grenzen und Union Busting wird trivial. Eine Linke an der Regierung macht keinen generellen Unterschied für die Verhältnisse, nur für ihre Bedingungen.
Xaver Schulz

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with WORKSHOP

WORKSHOP Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

More from @zineworkshop

14 Sep
(Notiz und link aus der Pause:) "Die Produktivkraft der Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter anderen durch den Durchschnittsgrad des Geschickes der Arbeiter, die Entwicklungsstufe der Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit,
die gesellschaftliche Kombination des Produktionsprozesses, den Umfang und die Wirkungsfähigkeit der Produktionsmittel, und durch Naturverhältnisse". Und weiter: "Wie die geschichtlich entwickelten gesellschaftlichen, so erscheinen die naturbedingten Produktivkräfte der Arbeit
als Produktivkräfte des Kapitals". "Naturelemente, die in die Produktion als Agentien eingehen ohne zu kosten, welche Rolle sie immer in der Produktion spielen mögen, gehen nicht als Bestandteil des Kapitals in sie ein, sondern als Gratisnaturproduktivkräfte des Kapitals, d. h.
Read 7 tweets
10 Sep
Der Fernsehfilm _Geliefert_[1] vermag #Lieferketten und ihre Glieder nicht zu zeigen, weil er Einen zeigt.
[1] Arte, in der Mediathek noch bis 25.09.2021
Kalkulierte Folge der Agenda 2010 (Regierung SPD und Grüne 1998-2005) ist ein Niedriglohnsektor und mehr, ein absenkender allgemeiner Lohndruck, der "Ungelernte" in körperlich und psychisch schwerste Dienstleistungen mit hohem Verschleiß presste. Jan Fehses Weinstück inszeniert
zwar "berührend" (arte), wie Reproduktionskonten gefälscht werden können, wie man dem Staat zufallendes Geld aufs eigene Konto umleitet, wie trotz Kündigungsangst und Reproduktionsstress, Drogen und Beziehungsverlust die Zuneigung wiedergefunden werden kann. Assoziation
Read 11 tweets
10 Sep
Notiz: Die kommende wahrscheinliche rot-grüne Regierung wird Proteste wie aktuell bei der #IAA entweder grün einhegen oder sie werden weiterhin auf Landesebene kriminalisiert. Die inneren Konflikte der Herrschenden werden somit verschärft und die Linien von reaktionär resp.
ordiberal progressiv liberal ausgestaltet werden. Im Kontext der weiteren Verschärfung der Angriffe auf die Arbeiterinnen, Lohnabhängigen, Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern, den Militäretaterhöhungen*, Abwälzungen der "Klimakosten" auf die Masse(n) wird es sich um einen
Mix aus befriedenden Zugeständnissen handeln im Bereich Lohn, Partizipations- und Mitmachfallen und Repression.
*Innländisch und auswärtig.
Read 7 tweets
10 Sep
Notiz: Film (_Tides_) #Tides, Drehbuch Tim Fehlbaum u.a., post-post-apokalyptisch*, Psychopathologisierung von Weltzugriff/-herrschaft ("irrer" Käpt'n Nemo-Topos), verschleift Nach-Weltuntergang mit amazonen-feministischer Avantgarde und Elitenkritik resp. Kritik an
softfaschistoider Robinsonade und Generationserbe von Universalien und Aufstand und "Wir haben die Erde zerstört", Emmerich einer d. Executive Produzenten, Filmförderung Bundskultbeauftratgte, Medienboard Berlin Brdnbrg etc., Rückbesiedelung der Erde von
Exoplanet Kepler-209 aus, zerlegt Klimaproblematik - s. auch _The Midnight Sky_ mit Clooney und "seiner" Tochter - in Rebellionsepos (Endzeitgenre, Waterworld etc.) und Anpassung der Gattung getrennt in technologisch unentwickelt aber sozial und entwickelt aber asozial. Rückkehr
Read 7 tweets
9 Sep
Die Kritik von @onachtwey* ist, sagen wir unterirdisch - den Maßstab einer Staatskritik vorausgesetzt. Hinter Nachtweys ideologischer Paywall steht ein Ansinnen, eine herrschende Klasse solle zuständig für äusserst
* spiegel.de/wirtschaft/soz…
prekarisierte Lohnabhängige sein. Bei Nachtwey heißen sie "Leistungsträger", die "verkannt" seien. Staat ist für ihn Sozialstaat, der seiner moralisch fürsorglichen Pflicht der Umverteilung in guten Zeiten nicht nachkommen würde. Von dieser staatstragenden Soziologie ist nichts
zu erwarten denn ein Krümel vom Kuchenstück und die Integration der Ausgebeuteten in den nationalökonomischen Reichtum. Was ungefähr der Position der Spitzen der mit Hoffnungen belegten Partei Die Linke entspricht, die sich
Read 6 tweets
8 Sep
Der neue industrielle Schub zur Absicherung a) der Kapitalverwertung und b) der dafür nötigen Naturressourcen inklusive Recyclingstoffe wird auf einen
»Mikroöko Census« hinauslaufen. Das industrielle Kapital hat bereits, oder entwickelt seit der kybernetischen Revolution die
Mittel (Medien und Regulations- und Steuersysteme) dafür.
Die Abbildung (Copyright VW IAA 2021, Ausschnitt, sw) verdeutlicht das "holistische" und tatsächlich weltumspannende Vorhaben, das unausweichlich, nur in anderer Form, wird, will "man" Konsumtion und Produktion jenseits fantastischer Prosumentenideologie rückkoppeln.
Read 25 tweets

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Too expensive? Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal Become our Patreon

Thank you for your support!

Follow Us on Twitter!

:(