Ich finde es völligen Irrsin, dass nicht sofort alle Kohlekraftwerke abgeschaltet wurden, nachdem die neuen IPCC-Zahlen eingetroffen sind. Wir werden jeden Tag teuer bezahlen, mit Zins und Zinseszins. Klimaschädlicher als mit Kohle kann man keinen Strom erzeugen; ein Umstieg…
…auf Gas würde schlagartig die deutschen Treibhausgasemissen um 15% reduzieren. Kohleverbrennung macht rund 30% der deutschen Treibhausgasemissionen aus, und die gleiche Menge Strom aus Gas macht nur halb so viel Treibhausgase wie Strom aus Kohle.
Technisch und unter Aspekten der Versorgungssicherheit könnten wir Kohle sofort, also heute noch, aufhören zu verbrennen. Jedes Gramm CO2, das wir emittieren, werden wir teuer wieder rausholen müssen aus der Atmosphäre.
Kohle zu verbrennen ist wie Dispo überziehen: Eine verdammt teure und nicht nachhaltige Art, sich das Leben zu finanzieren, und wir haben im Pariser Vertrag ein Dispolimit unterschrieben, die 1,5 Grad-Grenze, die letzlich einer Gesamtmenge an CO2 entspricht, die wir insgesamt…
…noch ausstoßen dürfen, bevor wir klimaneutral sein müssen. Mit Kohle kriegen wir aus dem CO2-Budget also nur die Hälfte an Strom raus. Oder mit anderen Worten: Jede Kilowattstunde Strom, die wir aus Kohle produzieren, beraubt uns der Möglichkeit, …
…innerhalb unseres CO2-Budgets eine weitere Kilowattstunde aus Gas zu produzieren. Was kümmert uns unser CO2-Budget, könnte man nun sagen, wir müssen das schließlich nicht kaufen, aber genau das wird in Zukunft der Fall sein, und es wird immer teurer werden.
Länder, die den Preis nicht zahlen wollen, werden mit Strafzöllen Handelsembargos belegt werden, im schlimmsten Fall wird man Kohlekraftwerke und Industrieanlagen in Ländern bombardieren, die zu viel CO2 emittieren. Das mag derzeit alles etwas weit hergeholt klingen,…
…aber wartet mal, bis sich die Überzeugung allgemein durchsetzt, dass jede irgendwo auf der Welt emittierte Tonne CO2 ein direkter Angriff auf unseren Wohlstand und die Lebenschancen unserer Kinder ist, nicht anders, als wenn andere Länder…
…unsere Rohstoff- und Nahrungsmittelversorgung beeinträchtigen. Das wird ein bitteres Erwachen, und manche sind schon erwacht, vor allem junge Leute, die z.B. bereit sind, in Hungerstreiks zu treten. Vielen älteren mag das als übertriebene Hysterie erscheinen, aber …
…es ist nichts gegen das, was wir an „Hysterie“ erleben werden, sobald uns und anderen Industrieländen unübersehbar „die Felle wegschwimmen“ und wir aufgrund von Extremwetter Versorgungsengpässe auch bei Nahrungsmitteln erleben werden.
Wir haben schon viel zu lange gewartet, und nachdem jetzt klar geworden ist, dass unser CO2-Budget für die Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels massiv geschrumpft ist, muss die Streckung des Budgets oberstes Ziel sein, und die sofortige Abschaltung von Kohlekraftwerken und Ersatz…
…durch Gas würde uns einige Jahre mehr Zeit geben, klimaneutral zu werden. Ja, das ist suboptimal, aber so ist das nun mal, wenn man zu lange wartet und glaubt, mit der Natur verhandeln zu können.
Ich glaube, dass sich diese Einsicht, sofort aus der Kohle auszusteigen und unser CO2-Budget nicht weiter derart zu verschwenden, in den nächsten Jahren durchsetzen wird, und die derzeit vereinbarten Laufzeiten Makulatur sind, weil es ökonomisch und ökologisch…
…immer weniger Sinn macht, Kohle zu verbrennen. Kohle macht übrigens mehr CO2 als Gas, weil Methan 1 Kohlenstoff- und 4 Wasserstoff-Atome (1:4) enthält und der Wasserstoff zu Wasser verbrennt, während bei Kohle 2 Kohlenstoffatome auf 1-2 Wasserstoffatome kommen (1:1 - 2:1).
Der Kohleausstieg hätte längst erfolgen müssen und wäre wichtiger gewesen als der Atomausstieg, aber Atomkraft war politisch einfacher angreifbarer, weil die Atomindustrie und Politik durch Arroganz und Ignoranz die Akzeptanz für Atomenergie zerstört haben.
Kohlekraftwerke sind tödlicher als jede andere Art der Stromerzeugung, aber das sind halt indirekte Tote durch langsame Vergiftung weit entfernt, und die hunderttausende Kohlestromtoten liegen halt nicht direkt um die Kraftwerke herum.
Braunkohle aus dem Boden holen kostet so viel, wie die Kohle wert ist, so dass die öffentliche Hand nicht einmal für die Entnahme entschädigt wird. RWE und Co. kriegen die Braunkohle also geschenkt bzw. die minimalen Förderabgaben und Wasserentnahmeabgaben…
…werden bei Kohleförderung auch noch politisch reduziert oder nicht erhoben. Weshalb die Politik daran festhält ist, dass die Braunkohleförderung- und Verstromung das BIP um mehrere Mrd. steigert. Ganz grob sieht die Rechnung so aus:
Der aus Braunkohle in Deutschland erzeugte Strom ist in der Größenordnung 10 Mrd. Euro wert, erzeugt aus Braunkohle im „Wert“ von 2 Mrd. Euro, deren Förderung um die 2 Mrd. kostet (genaue Kosten sind Geschäftgeheimnis), so dass selbst keine Förderabgabe fällig wäre, wenn…
…Braunkohleförderung aus historischen Gründen nicht ohnehin davon befreit wäre. Für Braunkohle gibt es keinen Markt, die Förderung und Verstromung liegen meist in einer Hand, so dass die Unternehmen letztlich steuern können, wo Kosten und Gewinne anfallen.
Bei Braunkohle haben wir noch den Autarkieaspekt bzw. einen (geringen) wirtschaftlichen Innenvorteil, im Gegensatz zu Steinkohle, aus deren Förderung Deutschland 2018 ausgestiegen ist und die zu 100% importiert wird, also schlimmer als Gas, wo wir 92% importieren.
Rechnet man die Umweltkosten ein, ist Gas schlichtweg billiger als Kohle. Was soll das also, dass wir noch immer täglich unser CO2-Budget aufbrauchen und mit Kohle nur die Hälfte oder weniger Strom herausbekommen, als mit allen Alternativen einschließlich Gas?
Dieser Irrsin ist letzlich auch Ergebnis politischer Korruption durch Energiekonzerne wie RWE, die haufenweise Politiker bezahlen und einen direkten Draht zu Laschet und ins Kanzleramt haben und so eine Energiepolitik betreiben, die sich im wesentlichen an den Interressen und…
…Vorstellungen von RWE orientiert, die zunehmend weniger deckungsgleich mit Allgemeininteressen sind, auch mit volkswirtschaftlichen Interessen. Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert bzw. zukünftigen Generationen aufgebürdet, dazu die anfallenden Ewigkeitskosten.
Daher halte ich einen sofortigen Stopp der Kohleverstromung für richtig - am besten gleich morgen, denn jeder Tag bringt uns neue Umweltschulden und frisst unser verbleibendes CO2-Budget bis zur Klimaneutralität auf, ohne dass das notwendig oder gerechtfertigt wäre.
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Es wäre gut, wenn alle in der Klimadebatte begreifen würden, dass es fünf nach zwölf ist und wir *jetzt* handeln müssen, und zwar mit Maßnahmen, die *sofort* etwas bringen, und dazu gehören für mich:
- Autofreie Sonntage, z.B. alle 2-3 Wochen
- 1/3 der Kohlekraftwerke abschalten und Gaskraftwerke hochfahren
- Restlaufzeiten der deutschen Kernkraftwerke erhöhen
- 50% Sonderabschreibungen auf Emissionsvermeidungsinvestitionen
Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen gehört für mich nicht dazu, denn sie bringt gerade einmal Einsparungen von max. 3 Mio. Tonnen, während ein einziges Kohlekraft wie Neurath 30(!) Mio. Tonnen CO2 pro Jahr in die Luft bläst.
Mir hat ein CDU-Ministerpräsident mal gesagt, vor Wahlen würde er sich rechtsradikal geben, um die Stimmen der Rechten mitzunehmen, und dann bis zur nächsten Wahl seine pragmatische Politik der Mitte durchziehen. Gerade die rechtsextremen Wähler seien nicht allzu helle, ...
...wären mit ein paar Sprüchen leicht abzuholen und würden sich nach der Wahl ohnehin nicht für echte Politik interessieren. Ich war mir nicht sicher, ob ihn das jetzt sympatischer und unsympathischer macht und ob das vielleicht eine "Doppellüge" war,..
...also er, wie er vorgab, wirklich ein Mann der Mitte war, der gelegentlich den Rechtradikalen mimte, oder tatsächlich ein Rechtsradikaler, der privat vorgab, keiner zu sein und so seine derben Äußerungen etwa zu Asylsuchenden zu verleugnen.
Ein paar Gedanken zum Thema "Wohnungskonzerne" enteignen: Die öffentliche Hand kann sich das Geld problemlos zu niedrigen Zinssätzen leihen, und die Mieten dürften höher sein als die Zinsen.
Dazu kommt dann die Tilgung, wobei das letztlich genau dasselbe ist wie Geld auf die hohe Kante zu legen, und dann kommen die Kosten für Instandhaltung, Bewirtschaftung und Abschreibung, die von außen schwer zu kalkulieren sind.
Ich sehe zwei Hauptrisiken: Zum einen, dass sich die Zinssituation ändert, zum anderen, dass die Wohnungen leerstehen oder die Mieten gesenkt werden müssen, weil Leute abwandern oder so viele bessere Wohnungen neu gebaut werden, dass die Bestände für Mieter unattraktiv werden.
Generell wird das Potential von motorisierten Zweirädern als Verkehrsträger in Deutschland von der Politik komplett unterschätzt. Sie sparen Verkehrsfläche, Energie und Rohstoffe, selbst mit Verbrennungsmotor, und wer vom Auto aufs Motorrad umsteigt, tut mehr für die Umwelt…
…als jemand, der auf ein Elektroauto umsteigt. Mit dem elektrifizierten Motorrad dagegen kommen nicht mal Busse und Bahnen mit, was Nachhaltigkeit und Energieverbrauch angeht, und innerhalb der Stadt ist es die beste und billigste Individualverkehrsoption, billiger als der ÖPNV.
Ja, es ist keine Option für jeden und für jedes Wetter, und es ist gefährlicher als jede andere Option. Rund 60% der Motorradunfälle sind fremdverschuldet, meist von Autofahrern, aber im Gegensatz zum Radverkehr, wo zunehmend Verkehrsflächen für Radfahrer geschaffen werden, …
Das hier zeigt mal wieder, wie lebensfremd die Leute im Berliner Senat sind. Bezeichnend auch, dass hier ein nicht existierendes Problem gelöst werden soll, natürlich auch wieder, ohne Mittel dafür aufzuwenden. bz-berlin.de/berlin/aus-fue…
Gut, als Motorradfahrer bin ich hier alles andere als neutral, aber Motorräder und Motorroller sind auch Energie- und Verkehrsfläche sparende und günstige Mobilitätsoptionen für viele Menschen, die man eigentlich in einer Großstadt fördern sollte.
Vermutlich ist das alles wieder ein Sturm im Wasserglas und wird von der BZ gerade jetzt aufgebracht, um vor der Wahl noch etwas Stimmung gegen #rrg zu machen, und wisst ihr was? Es funktioniert bei mir. Ich bin verärgert, dass der Senat das überhaupt ernsthaft debattiert hat.
Habe heute mit einem Bürgeramt in Prag interagiert. Spontan einen Termin bekommen, war dann zu früh da, bin trotzdem sofort drangekommen. Für einen Berliner immer wieder eine schockierende Erfahrung, dass Interaktion mit der Verwaltung anderswo funktioniert.
So sieht es seit Jahren bei der berlinweiten Online-Terminvereinbarung aus: Anmeldung nur max. 2 Monate im Voraus, alle Termine ausgebucht. Ab und zu gibt es wohl freie Termine, aber das alles ist echt kafkaesk.
Es ist in der Tat einfacher, einen Termin für eine Generalaudienz beim Papst zu bekommen als einen Termin beim Berliner Bürgeramt - wirklich.