Leute fragen, wie die GOP das durchziehen soll, wenn doch die Verwaltung, die Intelligenz/Academia und die Medien auf Seite der Demokraten sind und auch das Militaer zumindest auf der Fuehrungsebene nicht nur hoechst intelligent, sondern auch integer zu sein scheint. Ein Thread.
Natuerlich werden wir keine Panzer in den USA sehen, also keinen militaerischen Staatsstreich. Es wird (vorerst) auch keine Braunhemden geben, obwohl man sich schon vorstellen kann, dass Militias irgendwann anfangen werden, nichtweisse Wohnviertel zu terrorisieren.
Das Vorbild ist natuerlich die Tuerkei, Ungarn und Polen (und letztlich geht das in moderner Zeit auf Berlusconi zurueck, der aber zu sehr schwanzgesteuert war, um irgendetwas Grosses auf die Reihe zu bringen).
Das Justizsystem? Ist an den entscheidenden Stellen schon in der Hand der GOP, und zwar auf absehbare Zeit. Demokratische Richter, zu sehr von ihrer eigenen Wichtigkeit ueberzeugt, haben es schlimmer gemacht. RBG und jetzt Breyer. ✅
Die Medien? Sind an entscheidender Stelle auch in GOP (oder schlimmer: QANon) Hand (FNC, Newsmaxx, die lokalen Radiostationen). Trump hatte Recht: die New York Times ist letztlich irrelevant. Die gegenteilige Sicht ist eine europaeisch-liberaler Blase. ✅
Die sozialen Medien spielen ohnehin in die Hand der GOP, weil es dort nicht um Meinungsfuehrerschaft geht, sondern ueberwiegend um Desinformation. ✅
Die Universitaeten? Ja, sind zur Zeit in der Hand der Demokraten und Wokisten. Aber es ist ein Kinderspiel, die aus dem Spiel zu nehmen. Auf der Staatsebene Funding streichen und Tenure eliminieren. Auf der Bundesebene: Federal Funding streichen. ✅
Nebenbemerkung: das wird noch subtiler und perfider ablaufen. Ein trumpistischer Praesident kann anordnen, dass Federal Funding nur noch fuer die Universitaeten zur Verfuegung steht, die Tenure eliminieren. Geldgeile Universitaetsverwaltungen und neoliberale Effizienzpriester
(hier stimmt dann der Kampfbegriff mal wirklich) im Wall Street Journal werden das sogar als notwendige Massnahmen gegen die woken Unis rechtfertigen.
Bundesverwaltung: in der Tat war das ein "Fehler" der ersten Trump Administration, dass man hier nicht schneller auf Loyalisten gesetzt hat. Dieser Fehler wurde aber erkannt und wird in der naechsten trumpistischen Administration korrigiert. ✅
Das wird auch auf die militaerische Fuehrungsebene ausgedehnt werden. ✅
Ein GOP dominierter Senat wird den Filibuster aufheben, um die parlamentarischen Minderheitenrechte ganz abzuschaffen. Etwas was zwei sich fuer zu wichtig haltende demokratische Senatoren Manchin und Sinema zur Zeit nicht tun wollen. ✅
Das politische System wird umgekrempelt werden in eines noch staerker von den Staaten Gepraegtes. Praesidentschaftswahlen werden faktisch abgeschafft werden, die Staatsparlamente werden in Zukunft die Elektoren ernennen. Jedenfalls in ausreichend Staaten. ✅
In genuegend Staaten wird die GOP dominieren, um das durchziehen zu koennen. Das politische und konstitutionelle System der USA ist einfach zu sehr auf small population/small GDP Gebiete ausgerichtet.
Natuerlich hat die Bundesebene aber dann genau so viel Macht, die Kuestenstaaten an der kurzen Leine zu halten; es wird zB ein bundesweites Abtreibungsverbot geben.
Wird Immigration helfen? Dafuer gibt es keinerlei Evidenz. Immigranten in die USA sind tendenziell konservativ eingestellt und kommen aus Laendern, in denen westliche Demokratien und offene Gesellschaften nicht stark verwurzelt sind.
Im Gegenteil: es wird halt irgendwann einen Latinotrumpisten als Praesidenten geben. Marco Rubio oder erst in der naechsten Generation?
Man geht auch fehl in der Annahme, dass das alles nicht kommen wird, sollte Trump in 2024 nicht mehr antreten (was durchauch sein kann). Trumpismus braucht keinen Trump. Die GOP hat diese spezifische Variante der illiberalen "Demokratie" jetzt gelernt und verfeinert sie gerade.
Da kommt es dann auch auf die Person Trump nicht mehr an. Kann durchaus sein, dass der Fahnentraeger bald ein juengerer Trumpist wird. Soviel zur Hoffnung, dass Trump zu sehr mit der Justiz beschaeftigt sein wird, um noch mal zu kandidieren. Vielleicht, ist aber irrelevant.
Muss es so kommen? Natuerlich nicht. Es gibt auch rosigere Szenarien fuer die USA. Aber eines ist klar: dieses Szenario wird gerade vorbereitet, ohne (bisher) effektive Antwort der Demokraten.
Und deshalb gilt: die Deutschen koennen sehr froh (und auch ein bisschen stolz) sein, dass sie dieses Szenario noch nicht vor sich haben und dass es morgen bei der #btw21 nicht wirklich um Faschismusabwehr geht. Wachsam muss man trotzdem bleiben.
Und noch mal zur Einordnung: ich schildere hier ein Szenario, wie die GOP das relativ einfach bewerkstelligen kann (und es eben auch schon vorbereitet), als Antwort auf diejenigen, die sagen, das koenne die GOP gar nicht. Das ist epistemisch etwas Anderes als eine Prognose.

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24 Sep
So ist es, @christianbaye13 . Für einen BT Vizepräsidenten von der selbsternannten Rechtsstaatspartei sich wie ein pubertierender Fratboy zu verhalten, ist nicht nur peinlich, sondern höchst problematisch.
Es gibt eigentlich nur eine “rationale” Erklärung für dieses Verhalten: Er hält zumindest die Corona-BRD für keinen Rechtsstaat mehr, gegen die es ein Widerstandsrecht gibt. Das waere aber nur eine noch problematischere Erklärung als die Testosteronsteuerung.
@KonstantinKuhle hat es aber auf den Punkt gebracht: der Wolfgang wird wunderlich, oder so aehnlich.
Read 4 tweets
23 Sep
Diese Interpretation ist einfach Quatsch. Die besten deutsch(sprachig)en Oekonomen sassen schon immer in den USA und UK. Sie waren nur frueher nicht im HB Ranking. Jetzt hat man sie aufgenommen und auf einmal "wandern sie ab". Laecherlich.
Vor allem: die heutige akademische deutsche VWL ist um Lichtjahre besser und international wettbewerbsfaehiger als vor 20 Jahren, selbst als noch vor 10 Jahren.
Was stimmt: trotz Brexit, Johnson und Trump ist eine Rueckkehr fuer die meisten von uns nicht attraktiv, da die Bedingungen im Ausland einfach viel besser sind. Hinzukommt: bei kaum einer deutschen Unileitung hat die VWL ein gutes Standing. Das ist in den USA anders.
Read 6 tweets
8 Sep
Verstehe wieder die Aufregung um #Baerbock ’s “dem Markt sind Menschen herzlich egal” nicht. Ich würde hinzufügen “und das ist gut so”. Thread.
Erläuterung: in einem gut funktionierenden Arbeitsmarkt zählt eben nicht, wer du bist, woher du kommst, zB, sondern was du kannst, was du beitragen kannst. Es war zB die Hoffnung von Friedman und Becker, dass kompetitive Arbeits- und Guetermaerkte keinen Raum für Rassismus in
den USA lassen würden. Dasselbe gilt zB für Wohnungsmärkte. Unter Wettbewerbsdruck koennen sich ein Arbeitgeber oder ein Vermieter schlicht nicht leisten, dich wegen deiner Hautfarbe abzulehnen.
Read 9 tweets
15 Aug
Thread. This month it is 20 years that I have been living in the United States (with a few interruptions). In August 2001, I arrived at @YaleEconomics for math camp, taught by Guiseppe Moscarini, who has since not only been a great mentor for me but also a friend.
At Yale, I have met so many interesting grad students (many of whom have become eminent economists) and teachers.
I was of course totally naïve and, at the same time, a bit cocky about my abilities. But I was taught well at @YaleEconomics . One month in, the horrific September 11 attacks happened, not even a two-hour train ride away from New Haven. I will never forget these TV images, and
Read 5 tweets
16 Jul
Thread (bitte RT, #Hochwasserkatastrophe , es lohnt sich): Gerade ein sehr interessantes laengeres Gespraech mit meinem Bruder, dem Professor fuer Hydromechanik, hydrodynamische Modellierung und Hochwasserrisikomanagement an der HS Magdeburg, gehabt.

hs-magdeburg.de/hochschule/fac…
Es war schon deshalb interessant, weil sein Fachgebiet natuerlich auch so diesen Dismal Science / Krisenprofiteur Charakter hat wie meines. Eine weitere Parallele: auch bei ihm meine ich rausgehoert zu haben, dass er nicht das Gefuehl hat, dass die Politik wirklich auf das Fach
hoert bzw. an den Ergebnissen des Faches interessiert ist. Auch er kritisiert die zT irrefuehrende Berichterstattung in den Medien. ZB erklaerte er mir, dass man bei der #Hochwasserkatastrophe nicht von einem Starkregenphaenomen sprechen sollte.
Read 16 tweets
16 Jul
Das würde voraussetzen, dass sich Politik (ich nehme mal an, die sei gemeint) tatsächlich auf BIP fixiert. Tut sie mit ziemlicher Sicherheit nicht. Dass BIP ist ein Indikator für den Mehrwertflow, den eine Volkswirtschaft marktlich und - beim Staat - quasimarktlich produziert.
Schon für diesen bestimmten Zweck hat auch das BIP unvermeidbare Schwaechen, etwa bei der Behandlung des Staates, wie man nominale in reale Groessen umrechnet, etc. Außerdem zeigen ja konzeptionelle Revisionen, dass man auch hier dazulernen kann.
Andere Dinge erfasst es gar nicht: Faktoreinsatz, Verschmutzung, Gesundheit, Verteilung, Demokratie, Marktstrukturen, etc.
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