Thread by @Lotus_edulis

#DieLinke ist auf Ursachenforschung fürs Wahldebakel. Eine Analyse der Wählerwanderung ist geeignet, um diesbezüglich etwas weiter zu kommen. Die Zahlen dürften aber dem orthodoxen/konservativen Flügel der Partei um #Wagenknecht, #Lafontaine &Co nicht passen:

⬇️[Thread] (1/x)

So suggeriert @SWagenknecht im Interview am 28.9.21, dass vielfach Leute von der Linken zur AfD gewechselt seien und die Wahlschlappe darauf zurückzuführen sei. (2/x)

web.de/magazine/polit…

Die Mär von der Abwanderung zur AfD, weil #DieLinke "Lifestyle"-Themen bediene, war aber noch nie so falsch wie zu dieser/diesen Wahl/en.
2017 gabs zwar tatsächlich noch moderate Verluste an die AfD, die aber nicht stark ins Gewicht fielen. (3/x)

tagesschau.de/wahl/archiv/20…

Aber bei allen drei Wahlen im September 2021 hingegen (#btw21, #ltwmv21, #abghw21) hat es keine relevante Wählerwanderung mehr von @dieLinke zur #noAfD gegeben. In #meckvorp und #Berlin gab es von der AfD sogar Netto-Zugewinne. (4/x)

Zur #btw21 wanderten netto 90.000 Leute von links nach ganz rechts. Klingt viel, aber insgesamt gab es Netto-Verluste von über 2Mio Stimmen. Der Großteil ging an die #SPD, dann kommen #Gruene, Nichtwähler, sonstige und Verstorbene. (5/x)

In #MV gingen die Verluste auf die Kappe von #SPD, Verstorbenen, Weggezogen & Sonstige. Erst danach kommen Afd, #Gruene und sonstige, die je 3000 Stimmen abgriffen. Allerdings wechselten sogar 4000 Leute von der AfD zurück zu #DieLinke, netto also +1000.
spiegel.de/politik/deutsc…

In #Berlin verlor die #Linke 1000 Stimmen an die AfD, gewann aber 8000 von dieser zurück, also netto +7000 Stimmen.
Auch dort: Verluste vorrangig an #Grüne, #SPD, Weggezogene und Verstorbene. (7/x)
spiegel.de/politik/deutsc…

Fazit: Die Wählerwanderung von @dieLinke zur AfD, die zur Wahl 2017 noch deutlich, aber auch nicht superkrass war, ist längst abgeschlossen und hat 2021 keine Rolle mehr gespielt. (8/x)

@SWagenknecht liegt also falsch. Das weiß sie vermutlich, aber sie stellt es bewusst so dar, weil nur so ihre (falsche) Erzählung von "Lifestyle-Linken", dem armen deutschen Arbeitern ohne linke Lobby und der Abschreckung durch "Gender-Themen" Bestand haben kann. (9/x)

2. Weiteres Argument: Der Wille der Linken zur Regierungsbeteiligung habe Stimmen gekostet, wie @HeikeHaensel grade laut Spiegel-Online äußerte.
"Mit dem Kurs auf eine rot-grün-rote Regierung sei die Parteispitze eine »tödliche Strategie« gefahren." (9/x)
spiegel.de/politik/deutsc…

Warum also dann die starke Wanderung zur #SPD und den #Gruenen ? Vermutlich weil mit Wahl von SPD und Grünen dieses mal die Chance besteht, dass zumindest etwas soziale Politik zur Umsetzung kommt, während der Linken (10/x)

kontinuierlich regierungsuntauglichkeit unterstellt wurde bzw. auch innerhalb der Fraktion tatsächlich keine Einigkeit dazu bestand. (Viele dieser Oppostitions-Dogmatiker sind zum Glück nicht mehr Teil der neuen Fraktion). (11/x)

Das Hauptproblem dürfte also die soziale Ausrichtung der Programme bzw. des Wahlkampfs von #SPD und #Grünen gewesen sein, gepaart mit #LaschetVerhindern und der sehr relevanten Klimafrage, bei der den Grünen schlicht mehr Kompetenz zugetraut wurde. (12/x)

Aber auch die Abschreckung vieler eher jüngerer Leute durch die Ausfälle von #Wagenknecht und Co haben sicher Stimmen gekostet, welche die Verluste durch Tod (insbesondere im Osten) dieses mal nicht mehr kompensieren konnten. (13/13)

@dieLinke @DIE_LINKE_MV @dielinkeberlin @robert_fietzke @bckrmx @Janine_Wissler @JoergSchindler @SusanneHennig

Passend zum Thema empfehle ich hier noch unbedingt die Lektüre des Beitrags von @me_til mit dem Titel "How (not) to Wahlauswertung".

https://twitter.com/me_til/status/1443261195067273222