Die Nazis waren gegenüber anderen so rücksichtslos, dass sie sich damit oft selbst geschadet haben. Insbesondere führte es dazu, dass sie die Wirtschaft der besetzten Länder so plünderten, dass diese nicht mal in der Lage waren, die eigene Bevölkerung nur annähernd zu ernähren.
Schlimmer noch, auch in Deutschland lief durch Preiskontrollen, zu niedrige Kraftstoff-, Dünger-, Zugtier-, Fahrzeug- und Personalzuteilungen und das Plündern der Saatgutreserven die Landwirtschaft im Krieg schlecht. Selbst in Deutschland wurde rationiert, aber die Rationen...
..reichten immerhin zum Überleben. In den besetzen Ländern dagegen sind nicht nur Millionen Menschen verhungert, sondern 90-95% der Bevölkerung waren so unterversorgt, dass sie faktisch kaum arbeitsfähig waren.
Unter diesen Bedingungen war der ganze Eroberungsfeldzug der Nazis von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn es war absehbar, dass die besetzten Länder schnell zu einer wirtschaftlichen Last würden, nachdem ihre Fähigkeit, sich zu versorgen, weitgehend zerstört wurde.
Hitler persönlich verhinderte oft die notwendige Reduzierung von Rationen für Deutsche, so dass Saatgutreserven aufgegessen und so viele Rinder geschlachtet wurden, dass die Milchwirtschaft weitgehend zum Erliegen kam.
Des weiteren unterband die Verwaltung der besetzten Gebiete den Handel zwischen Regionen, schränkte die Fischerei stark ein und zerstörte den öffentlichen Nah- und Fernverkehr, und für privaten MIV gab es keinen Treibstoff und keine Fahrzeuge.
Das war kein "heiliges römisches Reich deutscher Nation". Die Römer wussten, dass man in besetzte Provinzen investieren muss, um deren Output zu steigern, statt einmal zu plündern und dann hungernde und darbende Provinzen am Hals zu haben.
Die Nazis haben im wahrsten Sinne des Wortes die Hühner geschlachtet, die Eier legten und die Rinder, die Milch gaben, und das Saatgut aufgegessen und die Bauern (ver-)hungern lassen, die Nahrung hätten produzieren müssen und können.
Selbst die in Stalingrad eingeschlossenen Truppen hatten mehr zu Essen als die Bevölkerung ganzer Länder, deren Rationen z.T. auf 100 kcal pro Tag reduziert wurden. Millionen sind grausam verhungert, oft erst die Eltern, die ihre Rationen den Kindern gaben, die dann allein...
...verhungert sind. Selbst, wenn die Nazis den Krieg gewonnen hätten, hätten sie Europa allein mit ihrer Art zu wirtschaften in den Abgrund gestürzt. Mit Schuld war auch Hitlers Unwillen, mit der Welt Handel zu treiben und stattdessen "Autarkie" anzustreben.
Das allein war dafür verantwortlich, dass es zu Beginn des Kriegs gegen die Sowjetunion nur halb so viele Ölvorräte gab, wie man angestrebt hatte, und dass Deutschland ohne die rasche Eroberung von Ölquellen frühzeitig der Sprit ausgehen und es damit die Fähigkeit zur ...
...Kriegsführung verlieren würde. Schlimmer noch, die abnehmenden Ölvorräte hätten eine Verschiebung des Angriffs auf 1942 unmöglich gemacht, weil dann die schwindenden Reserven fast aufgebraucht wären. Eigentlich war der Krieg für Deutschland verloren, bevor er angefangen hatte.
Hitler und die Nazis hatten alle darauf spekuliert, dass die Sowjetunion nach wenigen Monaten zusammenbrechen würde und man sich dann frei an deren Rohstoffen bedienen könnte, aber als das nicht geschah, war der Krieg ab Ende 1941 nicht mehr gewinnbar.
Doch selbst, wenn das funktioniert hätte, kann man davon ausgehen, dass die Nazis über ein verwüstetes Reich aus hungernden Sklaven geherrscht hätten, dessen Zukunft alles andere als rosig gewesen wäre.
Die Nazis waren sich des Nahrungsmittelproblems im Krieg sehr bewusst und hatten daher versucht, die Agrarproduktion ab 1933 auszuweiten, was nur in bescheidenem Maße gelang, auch, weil aufgrund der Autarkiepolitik Importe substituiert werden mussten.
Irrerweise konnte sich vor dem Krieg kaum eines der besetzten Länder selbst mit Nahrung versorgen. Das Saarland, die Sudetengebiete, Benelux, Frankreich, Skandinavien und der Großteil von Osteuropa musste schon vor dem Krieg Nahrung importieren.
Das alles wussten die Nazis, und sie mussten daher davon ausgehen, dass durch den Krieg in den eroberten Gebieten jede Menge Leute hungern und verhungern würden, selbst, wenn man ihnen nichts weggenommen hätte.
Mit den zusätzlichen Plünderungen hingegen haben die Nazis in einigen Ländern schlimmste Hungersnöte verursacht, bei denen Millionen verhungert sind, und die Nazis wussten im Vorfeld, dass genau das geschehen würde.
Die Nazis führten ab 1933 eine Planwirtschaft ein, die sie "gelenkte Wirtschaft" nannten, bei den Unternehmer massiv in ihren Entscheidungen eingeschränkt wurden, was sie in welchen Mengen produzieren und zu welchen Preisen sie es verkaufen können, und die Rohstoffe ...
...und Energie und Arbeitskräfte mussten die Unternehmen beim Staat beantragen, und dann mussten sie sich selbst darum kümmern, dass sie sie auch erhalten, ähnlich, wie bei den Rationsmarken, die nur zum Einkauf berechtigten, aber verfielen, wenn es nicht gelang, einzukaufen.
Unklar, wie sich eine nationalsozialistische Planwirtschaft mittelfristig ausgewirkt hätte, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Ideologie, die auf Rassismus und Planwirtschaft basiert, ihre Provinzen und Kolonien wirtschaftlich und kulturell entwickelt hätte.
Wahrscheinlich war die Idee, ganz Europa mit einer deutschen Herrenrasse zu bevölkern und die dort lebenden Menschen zu töten, zu vertreiben oder zu versklaven. Das war jetzt nicht böse gemeint von den Nazis, sondern diente der Rettung der menschlichen Zivilisation, ...
...zu deren Errichtung und Erhalt aus Sicht der Nazis nur weiße Arier in der Lage waren, und eine Vermischung mit diesen Völkern würde eine Mischrasse erzeugen, die nicht zivilisiert werden kann. Wie die Nazis darauf kamen? Wissenschaft, muss man leider sagen.
Generell wurde, auch in den USA und UK in der Mainstream-Wissenschaft ernsthaft die These erforscht und vertreten, dass irgendwann eine Mutation bei Weißen auftrat, die diese als einzige Rasse befähigte, komplexe Staaten und Zivilisation zu gründen.
Salopp gesagt, nur Weiße seien genetisch ausreichend zivilisiert, vernünftig, gehorsam und diszipliniert, um große Zivilisationen zu gründen, während die nichtweißen primitive Wilde seien, quasi genetisch unzivilisiert. Warum glaubten so viele diesen völligen Unsinn? (tbc)
Nun, ich denke, es gab einen sehr einseitigen Blick auf Geschichte, einen von Kolonialisation geprägten Blick, der irgendwie zu untermauern schien, dass die Weißen einfach allen anderen in der Welt überlegen sind, weil sie zivilisierter sind, und dann war es jetzt nicht so...
...abwegig, zu glauben, dass sie Weiße zivilisierter sind, weil sie Weiße sind. Diese Überzeugung herrschte nicht nur bei den Nazis vor, sondern in weiten Teilen der weißen Bevölkerung der Welt, und es gibt auch heute noch Leute, die das glauben.
Warum das offensichtlich Quatsch ist? Nun, es gab und gibt offensichtlich große und erfolgreichere Zivilisationen in allen Teilen der Welt, und auch der Begriff der "Rasse" macht bei Menschen wissenschaftlich keinen Sinn.
Es gibt sicher gewisse Unterschiede in der Verteilung von Eigenschaften und Befähigungen, die in genetisch verwandten Volksgruppen gebündelt und in anderer Häufigkeit auftreten, aber wir wissen auch, dass Menschen aus jeder Volksgruppe und jeder Hautfarbe...
...zu intellektuellen, künstlerischen und sportlichen Höchstleistungen fähig sind, nimmt man die klassischen Benchmarks für Zivilisation. Mehr als die Gene bestimmen Bildung, Ernährung und Lebensweise, wozu der Mensch fähig ist, und jeder kann der Weltbeste in irgendetwas sein.
Hinzu kommt, das das Konzept von "genetic fitness" nur eine Bewertung der Angepasstheit an die Lebensbedingungen sind und von "besser" oder "schlechter" bestenfalls im Zusammenhang mit einer bestimmten Lebensweise und Umwelt gesprochen werden kann.
Manche Menschen kommen besser mit Kälte klar, andere besser mit Hitze. Wer hat jetzt die besseren Gene? Außerdem können wir nicht einmal medizinisch feststellen, wer in welche Kategorie gehört. Als die US-Armee das erforschte, ...
...stellten sie fest, dass am besten funktioniert, die Leute zu fragen, ob sie lieber an einen kalten oder heißen Einsatzort dienen wollen.
Rassismus ist fundamental ungerecht und entwürdigend, weil es dem Einzelnen nicht nur seine Individualität abspricht, sondern auch das Entwicklungspotential und die Rolle in der Gesellschaft beschneidet und unterdrückt.
Rassismus sollte sich überwinden lassen, weil es keine guten Gründe dafür gibt. Schwieriger ist es dagegen, kulturelle Differenzen zu überbrücken, denn viele Kulturen sind miteinander inkompatibel und werden zueinander passend gemacht werden müssen.
Die Frage, wer sich wie weit an wen anpasst und wer wie viel toleriert, wird sich nicht ohne Konflikte entscheiden, und so zynisch es klingen mag, gibt es umso weniger Krieg, je einseitiger die Macht verteilt ist, und wir befinden uns ja bereits im kalten Krieg mit China, ...
...und Russland ist auch nicht gerade unser Verbündeter, aber das ändert sich wahrscheinlich, wenn das mit China so weitergeht, denn von China geht eine viel größere Gefahr für Russland aus als für den Westen, und das wissen die Russen.
China hat den Deal mit dem Westen gebrochen, nach dem es sich wirtschaftlich entwickeln sollte, aber nicht militärisch aufrüsten und globale Machtansprüche stellen. Dafür wurde vom Westen eine Herrschaft der KP als der bessere Garant gesehen als eine Demokratierung, ...
...von der man befürchtete, dass sie China ins Chaos stürzen und unkontrollierbar machen würde, was vielleicht nicht ganz unrealistisch ist. Nun steht der Westen vor dem Problem, dass die KP sich auf eine für den Westen inakzeptable Art verhält und zu einer Gefahr geworden...
...ist, die mindestens eingedämmt, am besten aber wieder unter Kontrolle oder in die Spur gebracht werden muss. Das kann teuer werden. Ich habe das Beispiel mit China gebracht, weil ich glaube, dass es da fundamentale kulturelle Differenzen gibt, darunter der in China ...
...herrschende Rassismus. Mit dieser KP, die auch nationaliste Züge des Faschismus wie auch rassistische Züge des Nationalsozialismus aufweist und sich von Mao nicht distanziert hat, kann es keine kulturelle Verständigung geben, und man kann mit ihnen keine Geschäfte machen.
Schöner Fuckup das Ganze, aber der Westen fährt nicht ohne Grund gerade seine Rüstungsausgaben hoch, und ich fürchte, das könnte erst der Anfang sein. So richtig vorstellen möchte ich es mir aber nicht, was da so alles auf uns zukommen könnte.

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