dieser nytimes text kommt dem facebook problem näher, als die meisten interpretationen. richtig ist, dass ein großteil von facebooks handlungen sich aus angst vor dem niedergang erklären, wobei der nicht unmittebar bevorstehen muss. genauer: /1 nytimes.com/2021/10/04/tec…
facebook hatte nicht erst seit gestern, sondern seit seiner gründung eine opsession mit wachstum. gut, denkt man sich: kapitalismus halt, da ist das so. aber nein, es ist anders. es geht um wachstum des netzwerkes und nur mittelbar um das wachstum von umsatz und profit. /2
grund sind natürlich die netzwerkeffekte. ihr wisst schon: netzwerke werden nützlicher, je mehr leute mitmachen. das ist ein positiver anreiz zum ‚growth hacking‘ wie es auch genannt wird und für das fb seit jahren ein eigenes team mit sonderrechten beschäftigt. /3
ein team, das schon immer am rande des ethisch vertretbaren operiert hat. fast alle skandale der vergangenheit lassen sich auf entscheidungen & aktionen des growthteams zurückführen. doch der positive anreiz ist nur eine seite der medallie. wichtiger ist der negative anreiz. /4
es ist das, was mark zuckerberg nachts nicht schlafen lässt: netzwerkeffekte haben einen rückwärtsgang. wir haben es in der pandemie erlebt: so schnell wie uns das exponentielle wachtum um die ohren fliegt, so schnell kann es wieder abebben. mit anderen worten: /5
sobald facebook aufhört zu wachsen, steht es an einem kipppunkt. weniger user engagement bedeutet weniger aufmerksamkeit, bedeutet weniger user engagement, bedeutet abwanderung, etc. der feedback loop kehrt sich um und exponentielle schrumpfung setzt ein. /6
die ganzen neuen facebook leaks zeugen von dieser angst. diese angst begleitet facebook von anfang an. aber irgendwann wird sie wahr werden. die jungen interessieren sich immer weniger für fb. der weltmarkt ist bald abgegrast. weitere aquisitionen düften verhindert werden.
überhaupt keine schlechte idee, tweets zu plattform-issues mit auszügen aus meinem plattformbuch zu unterfüttern. über facebook und growth habe ich folgendes geschrieben:

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with Michael Seemann

Michael Seemann Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

More from @mspro

1 Jun
ich habe nochmal über #blockchains nachgedacht und warum sie, trotz ihrer technischen finesse bislang keine sinnvollen applikationen hervorgebracht haben. ich glaube ich bin da auf eine formel gestoßen. ich nenne sie

*trommelwirbel*

das blockchain-trilemma

/thread.
blockchains können durchaus auf sinnvolle weise konsistenz, transparenz und verantwortlichkeit schaffen.

1. allerdings ausschließlich in heterogenen no trust-umgebungen

(erklärung: in homogenen trusted umgebungen ist eine normale datenbank IMMER die bessere/einfachere lösung.)
2. allerdings ist es ausgerechnet in heterogenen no trust-umgebungen unmöglich, sich von sich aus auf einen allgemeinen standard zu einigen.

(erklärung: dezentrale ansätze müssen dezentral, d.h an vielen stellen adaptiert werden, sind also auf die kooperation vieler angewiesen)
Read 6 tweets
17 Apr
mal was ganz anderes (in eigener sache). ich habe ein buch geschrieben und in genau einem monat erscheint es. es heißt: die macht der plattformen - politik in zeiten der internetgiganten. es ist ein umfangreiches buch. und ich bin sehr zufrieden damit. christoph-links-verlag.de/index.cfm?view…
es ist das ergebnis meiner 11 jahre währenden beschäftigung mit dem thema und es hat mich anderthalb jahre gekostet, es zu schreiben. es ist außerdem meine doktorarbeit, die ich bei bernhand pörksen und klaus sachs-hombach an der uni tübingen eingereicht habe.
das buch ist beides: eine theorie der plattform als auch eine theorie der macht der plattform. dabei versuche ich nicht in die üblichen narrativen fallen des populären diskurses zu tappen. plattformmacht ist weder datenmacht, noch wirtschaftliche, noch marktmacht.
Read 7 tweets
12 Dec 20
es ist so krass (und erschütternd), wie viel der erfahrungen und der politischen dysfunktionalität sich von der corona- auf die klimapolitik mappen lässt. corona ist klimawandel im zeitraffer, und das aktuelle versagen der liberalen demokratien ist eine zukunftsvorhersage.
offensichtlich: exponentielles schlimmerwerden des problems. daher: je früher die maßnahmen, desto milder und kürzer hätten sie sein müssen. hätten wir vor 30 jahren mit aktiver klimapolitik begonnen, hätten wir heuten einen lockeren zeitplan um unter einem grad zu bleiben.
da wir das nicht getan haben stehen eir vor der katastrophe. es ist klar, dass wir alles SOFORT umstellen müssten und sann immer noch 1,5 grad verfehlen. und es ist klar, dass wir versagen. schon wieder.
Read 7 tweets
20 Nov 20
prognose: gaia x wird das digitale ber. viel zu ambitioniert, viel zu groß, viel zu viele akteure, viel zu viel politik, und das im digitalen entwicklungsland deutschland. es wird fertig, wenn niemand mehr von cloud redet, hat sicherheitslücken und kinderkrankheiten en masse.
ich bin absolut dafür, dass der staat eigene digitale infrastruktur bereitstellt. aber da fängt man halt nicht ganz oben im stack an und versucht mit einem strahlenden leutturmprojekt die versäumnisse aus der vergangenheit wett zu machen, sondern beginnt die arbeit ganz unten.
digitalisuierung der behörden, der ämter, der bestehenden infrastrukturen. und nee, nicht mit nem großauftrag an microsoft oder sap, sondern mit open source software und dem aufbau von inhouse kompetenzen. und dann arbeitet man sich von da den stack hoch.
Read 4 tweets
19 Nov 20
ein bei umweltschützern beliebtes narrativ ist, dass die coronakrise geizeigt hat, dass die gesellschaft im angesicht einer globalen krise durchaus handlungsfähig sei. ich halte das für eine völlig falsche beobachtung. die westlichen gesellschaften haben auch bei corona versagt.
interessant ist, dass das versagen bei corona durchaus strukturgleich ist, wie das beim klimawandel. in beiden fällen ist eigentlich klar, was zu tun ist. in beiden fällen gibt es wissenschaftler*innen die sehr präzise vorhersagen machen. in beiden fällen ist es politikversagen.
in beiden fällen braucht es kollrktives handeln, statt individuelle versntwortung. in beiden fällen würde ein möglichst frühzeitiges eingreifen, spätere viel drastischischere maßnahmen verhindern. in beiden fällen ist aber ein frühzeitiges handeln politisch nicht durchsetzbar.
Read 5 tweets
15 Nov 20
es gibt dieses narrativ, auch bei linken u. liberalen, dass diese ganze post-truth-problematik auf die hegemonie postmoderner/poststrukturalistischer theorie zurückzuführen sei. das ist natürlich quatsch. aber ich würde sogar sagen, das gegenteil ist der fall. let me explain.
das narrativ geht so: durch das insistieren der poststrukturalisten, dass es keine objektive wahrheit gäbe, seien dem gesellschaftlichen diskurs gewissermaßen die ankerpunkte abhanden gekommen. jeder kann jetzt fröhlich alles als wahrheit deklarieren und sich darauf berufen.
doch abgesehen davon, dass es empirisch eine herausforderung sein düfte, unter trump-anhänger*innen und corona-leugner*innen versprengte derrida-leser*innen zu finden, macht es allein deswegen keinen sinn, weil niemand so felsenfest von der wahrheit überzeugt ist wie die spinner.
Read 5 tweets

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Too expensive? Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal Become our Patreon

Thank you for your support!

Follow Us on Twitter!

:(