Es ist soweit: Teil 2 meiner Analyse des Berichts von Rödel & Partner zur Prüfung von #Wirecard durch #EY. Und es wird nicht besser... Dieser Thread behandelt den Prüfungsbericht bis S. 62 von 168. Freunde der Sonne lehnt euch zurück, holt nen Tee & genießt die Show.
Zusammenfassung des Kapitels 2.3 des Prüfungsberichts von R&P: #EY zeigt in den internen Dokumenten zur Prüfung ein sehr gutes Verständnis der TPA-Thematik & der damit verbundenen Risiken. Auch zu diesem Kapitel gilt: es ist absolutes Popcorn-Kino.
/2
2014 wird das TPA-Geschäft als so risikobehaftet bewertet, dass intern ein Compliance Check angesetzt wird, der Einsatz von internen Spezialisten zur Wirtschaftskriminalität („Forensiker“) als erforderlich bewertet wird. Nur für 10% des externen Forderungsbestands liegt
/3
eine Drittbestätigung über vorhandene Forderungen. Versuche von #EY, weitere Guthaben / Forderungsbestände nachvollziehen, scheitern daran, dass erwiesenermaßen am Firmensitz die Firma nicht aufzufinden ist, telefonisch niemand erreichbar ist, die Homepage nicht funktioniert,
/4
die nationale Wertpapieraufsicht nicht sagen kann, ob die Firma überhaupt noch besteht. Nur durch persönliche Intervention 2er Vorstände von #Wirecard werden zum Nachweis der Forderungen des TPA, der 18% des Forderungsbestands von #Wirecard repräsentiert (!)
/5
(was für ihn mind. 75% des Geschäfts ausmacht) eine simple Email vorgelegt wird, die als Beweis ausreichen soll? Nicht mal ein simpler Geschäftsbericht konnte vorgelegt werden. #EY hat einfach der Email von #Wirecard vertraut, obwohl viele Warnzeichen vorlagen,
/6
keine einzige Angabe von #Wirecard zu diesem TPA unabhängig nachvollzogen werden konnte. Nachweislich haben die Prüfer all die Warnsignale bemerkt, aufgrund grober Versäumnisse in den Prüfungshandlungen jedoch diese nicht weiterverfolgt.
/7
Dies nur als Versäumnis zu bewerten würde diesem Verstoß nicht gerecht. Umso kurioser wird, dass das Risiko dieser Prüfung von #EY als „moderate“ bewertet wird, nachdem sich Frühsommer 2016 ein #EY-Partner als Whistleblower meldet & dem Vorstand von #Wirecard schweren Betrug
/8
versuchte Bestechung an seiner Person unterstellt. Einem Praktikanten oder Associate könnte man sowas noch durchgehen lassen. Bei #Wirecard haben aber 10 erfahrene Wirtschaftsprüfer von #EY das Vorgehen abgesegnet.
/9
Kapitel "Umgang mit Betrugsindikatoren" ist nicht einfach in der Bewertung. Im Nachgang weiß man alles besser. Daher besteht die Schwierigkeit darin, bei nachträglicher Bewertung das herauszufiltern, was man ursprünglich als Abschlussprüfer hätte wissen können oder müssen.
/10
Glücklicherweise macht #EY es R&P sehr einfach. Grundsätzlich sollte ein Abschlussprüfer sich ein eigenes Urteil über die Betrugsanfälligkeit des Geschäfts bilden. Daraus sind die notwendigen Ableitungen für eigene Prüfungshandlungen zu ziehen.
/11
IDW PS 210 (2012) führt eine Liste potenzieller Fraud-Indikatoren auf. Wie R&P leicht verständlich und plausibel ausführt, hätte jeder der im Standard genannten Indikatoren Red Flags ergeben müssen. Aber wie ist #EY bei #Wirecard vorgegangen?
/12
Zunächst wurden Vorstand, AR, Leiter Revision & ReWe gefragt, wo sie Betrugsrisiken sehen. Wenig überraschend wurden die Risiken als gering eingestuft. Damit beginnen die massiven Fehler von #EY, die nur durch unverantwortliches Vertrauen in den Mandanten,
/13
gepaart mit dem Wunsch, eigene Umsatzziele zu erreilen sowie dem Verlust professioneller Objektivität erkärt werden können. Oder es geht m.E. um Vorsatz. Da jedoch die erste Variante in meinen Augen durchaus eine gewisse Wahrscheinlichkeit hat, würde ich davon ausgehen.
/14
#EY hat die Fraud Risiken aus Sicht des Vorstands kaum verändert übernommen. Eine qualifizierte eigene Analyse der Fraud Risiken ist weder im Ergebnis noch in den Arbeitsdokumenten der Prüfer zu erkennen.
/15
Von Tz. 231 bis Tz. 274 wird mustergültig ausgeführt, warum die Analyse schon von Anfang an zu einem erheblich anderen Ergebnis hätte führen müssen. Ich verstehe das Ergebnis als massive Verletzung von Berufsstandards durch #EY.
/16
Auf die Abschnitte „Fehlende Angaben im Konzernanhang 2016“ und „Prüfungsnachweise zur bilanziellen Abbildung des TPA-Geschäfts in den Jahren 2015 bis 2016“ möchte ich inhaltlich weniger eingehen. Sie sind für mich aus anderen Gründen bemerkenswert.
/17
Sie zeigen beide Abschnitte die fehlende professionelle Distanz von #EY zu #Wirecard. Dass sich die Prüfer weitgehend auf die Auskünfte des #Wirecard-Vorstands verlassen haben.
/18
Spannend ist, dass in diversen zentralen Aspekten #EY zu regulatorischen oder rechnungslegungsrelevanten Auslegungen kommt, ohne dass aus der Prüfungsdokumentation heraus erkennbar ist, wie das Urteil zustande gekommen ist.
/19
Exemplarisch können dazu die Textziffern 233, 273, 281ff & 294 gesehen werden. Dazu stellt sich mir die Frage, inwieweit sich nicht schon durch die unzureichende Dokumentation der Prüfungshandlungen Verstöße gegen Berufsstandards ergeben.
/20
„If it’s not documented, it’s not done“. Gegen diesen ehernen Grundsatz der Prüfung hat #EY massiv in einer Vielzahl von Themen verstoßen. In dem Kontext erlang auch Tz. 295 besondere Bedeutung:
/21
„Es liegen ausweislich der Arbeitspapiere des Abschlussprüfers keine Nachweise über die Existenz bzw. die Möglichkeit zur Erlangung einer Bankgarantie vor, die als Begründung dafür dienen, die Treuhandkonten als Zahklungsmittel […] auszuweisen.“
/22
Über Jahre hinweg hat #EY ohne Belege die nicht vorhandenen Kontoguthaben anerkannt. Es war nicht mal erforderlich, Unterlagen zu fälschen. #EY ist zu diesem wesentlichen Sachverhalt so amateurhaft vorgegangen, dass nicht mal gefälschte Nachweise vorgelegt werden mussten.
/23
Fortsetzung im nächsten Thread
Fortsetzung kommt aufgrund des Exkurses morgen. Aber eins kann ich Euch versprechen. Es wird lang, aber es wird spannend. Unglaublich, was R&P da herausgefunden hat.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Freunde der Sonne, lehnt euch zurück, holt euch nen Tee & entspannt euch, denn es wird länger. Mein Senf zum Bericht von Rödl & Partner zur Prüfung von #Wirecard durch #EY im Auftrag des #PUA. Es ist so umfangreich, dass es in mehrere Threads unterteilt werden muss.
/1
Vorab mein üblicher Disclaimer: bin weder WP noch habe ich finanzielle / persönliche Verbindungen zu Wirecard. Ich habe einfach nur Spaß daran, solche Berichte zu lesen & auszuwerten. Allerdings bin ich auch kein Jurist, daher sind alle Darstellungen als persönliche
/2
Meinung zu verstehen, sofern sie nicht als Zitate kenntlich gemacht werden. Seitenangaben beziehen sich auf den Prüfungsbericht.
/3
Aktuell überbieten sich einige Wahlkämpfer mit Versprechen, hochwasserbetroffene Regionen aufbauen zu lassen. Ich hoffe, die Medien stellen das als das dar, was es ist: Wahlkampf auf Kosten von Hochwasseropfern. Warum wir mehr Ehrlichkeit brauchen.
Thread
Wie üblich werde ich meine Argumentation weitgehend an den Anforderungen an die Kreditwirtschaft begründen, dies ohne jedoch Jurist zu sein. Wie üblich daher nur mit „gesundem Halbwissen“.
/2
Damit Kreditinstitute nur in „gesundem Umfang“ Kredite vergeben, müssen diese mit Eigenkapital unterlegt werden. Je riskanter, desto mehr Eigenkapital. Sicherheiten dürfen u.U. risikobegrenzend berücksichtigt werden. Wohnimmobilien als Sicherheiten wirken
/3
Am 27.04.21 verkündete der #BGH ein Urteil gegen die #Postbank, dass in der Bankenbranche für erhebliche Aufruhr sorgte. In meinen Augen ist der Jubel auf Seiten von Verbraucherschützern verfrüht.
Die #Postbank hatte Regelungen in den AGB, wonach sie Preise von Hauptleistungen an Privatkunden (!) durch einseitiges Ankündigen dann erhöhen darf, wenn der Kunde nicht aktiv dagegen Widerspruch einlegt.
/1
Hauptleistungen sind Leistungen, die im Rahmen des Vertragsverhältnisses typischerweise dauerhaft nachgefragt werden, beispielsweise Kontogebühren für die Kontoführung.
In diesem Vorgehen sieht der BGH (stark verkürzt) u.a. eine unangemessene Benachteiligung der Kunden,
/2
Der Bericht von @RolandBergerDE zur #BaFin ist da. Natürlich schaue ich ihn an, ob er meine Erfahrungen mit der BaFin widerspiegelt & ob er aus meiner persönlichen Sicht geeignet ist, die Schwächen in der Banken- & Kapitalmarktaufsicht zu adressieren.
Thread
Vorab: ich bin mit Vorurteilen in die Analyse reingegangen. Ich bin seit vielen Jahren Berater & habe diverse Projekte gemeinsam mit Strategieberatungen gemacht. Allerdings bin ich Fachberater, die strategische Beratung liegt mir nicht. Auf Basis dieser Vorurteile habe ich
/1
erwartet, dass der Bericht in sehr kurzer Zeit erstellt wurde, methodisch hervorragend & logisch bestechend ist, basierend auf der beschriebenen Ausgangslage. Die Rahmendaten (3 Monate Erstellungszeitraum, laut @ChrisPruessing 800 k€ Kosten) sprechen m.E. dafür, dass
/2
Ihr liebt ja meine Threads zu #Wirecard, da möchte ich Euch natürlich nicht enttäuschen. Am 28.01. wurde der ehemalige Polizeipräsident Bayerns, Waldemar #Kindler, im #PUA verhört. Das muss ich mir natürlich mal genauer anschauen…
Thread
Wie immer Disclaimer vorab: ich bin kein Jurist, dies ist meine persönliche Meinung. Ich bin nicht weiter in den Fall involviert und mache dies rein aus Spaß, weil mir Compliance-Analysen tatsächlich Spaß machen und in Corona der Spaß eh zu kurz kommt.
/1
Kindler wurde am 29.06.2013 in den Ruhestand verabschiedet.
Medien bezeichnen ihn als ausgewiesenen Experten zu organisiertem Verbrechen und er habe ausgezeichnete Kontakte zu internationalen Sicherheitsbehörden.
Hey @BoseDE , komisches Verständnis von Kundendienst bei Euch. Bestellung am 18.01., Ware auf Lager (heute nochmals bestätigt), Lieferdauer in Bestellbestätigung 1-2 Werktage + Versand. Heute angerufen und erfahren, dass erst morgen verschickt werden soll, 11 Tage nach Bestellung
Versanddatum soll angeblich lt Kundendienst schon seit Bestellung unverändert sein. Nicht nur, dass man Ersatzteile nicht mehr im Laden bekommt und immer bestellen muss. Jetzt dauert eine simple Ersatzteilbestellung 2 Wochen. Selbst die Telekom ist beim Anbieterwechsel schneller.
Da scheint meine deutlich gemachte Unzufriedenheit ja Wirkung gehabt zu haben. Gestern zur Mittagspause waren die Ersatzteile noch nicht verschickt, eben sind sie angekommen. Da hat sich die Beschwerde ja gelohnt.